Ich frage nie mehr mit Hilfsverben.

von | 10.03.2017 | 0 Kommentare

Ich hasse die Kommunikation mit WhatsApp & co. Und ich hasse Kommunikationsprobleme mit meinem Freund. Also nehme ich ein ausgeprägtes Feintuning vor und verzichte fortan auf Hilfsverben in Fragen in Form von Kurznachrichten.

Die Hilfsverben können, wollen, sollen, müssen und dürfen helfen einem grammatikalischen Satz, zu etwas Farbenfroherem und genauer definierten zu werden. Aber in Fragen legten sie mir immer Steine in den Weg, ohne dass ich es gemerkt habe.

“Schatz, kannst du mich in deiner Mittagspause anrufen?”

Was bitte soll dieser angesprochene Schatz denn auf diese fiesen Fragen antworten? Wenn gefragt wird, ob jemand etwas kann, ist die Antwort auf die Frage natürlich “ja”. Selbstverständlich ist jemand, der deine SMS liest, in der Lage, auf den grünen Telefonhörer zu drücken und dich anzurufen. Aber was ist, wenn der Schatz seine Mittagspause schweigend bei einem Spaziergang verbringen möchte? Dann wird die Antwort durch die falsche Frage zerstört.

Würde gefragt werden “Schatz, willst du mich in deiner Mittagspause anrufen?”, kann die Antwort leicht nein lauten. Weil der Wille nicht besteht. Aber hier spielt wieder eines der Hilfsverben eine Rolle: “Wollen”. Wenn er nicht kann, aber will, ist meine Frage wieder falsch gestellt.

Hilfsverben erzwingen eine ausführliche Antwort. Und das ist nicht gut, wenn man über Kurznachrichten kommuniziert.

Hilfsverben helfen nicht, sie stehen im Weg.

Das klingt wie eine Kleinigkeit, die in unserer Kommunikation überflüssig scheint, aber ich muss gestehen, dass mich Hilfsverben in Fragestellungen enorm stören. Mein Smartphone gefällt mir am besten, wenn es stillschweigend in der Schublade liegt. Eingehende Nachrichten beantworte ich am liebsten mit “ja”. Das ist mein absolutes Lieblings-Wort in WhatsApp & co.

Was mich noch mehr stört, sind offene Fragen. Offene Fragen beinhalten ein Fragewort und sind eigentlich nur Aussagesätze, die in Fragen umgestellt wurden. Die Antwortmöglichkeit besteht aus einer vollwertigen Aussage und nicht aus Bejahen oder Verneinen.

Bin ich kommunikationsfaul?

Nein, definitiv nicht. Ich hasse es nur abgrundtief, mit einem Smartphone in der Hand umzugehen. Damit gesehen zu werden und darüber zu kommunizieren ist noch schlimmer als das bloße Benutzen.

So halte ich meine Texte so kurz wie möglich und kann auch nicht auf die Sprachfunktion ausweichen. Ich kann es nicht leiden, wenn andere Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln telefonieren. Also tue ich das auch nicht. Und außerhalb von öffentlichen Verkehrsmitteln nutze ich mein Smartphone ohnehin nie.

Also bin ich gezwungen, zu antworten, könnte man denken. Dem ist aber nicht so. Nachrichten, die nicht mit Zustimmung oder Ablehnung in weniger als 10 Zeichen abgeschmettert werden können, liegen bis zu vier Tagen als ungelesene Nachricht in der App mit dem grünen Kopfhörer.

Das Schlimmste, womit man mich über einen mobilen Messenger quälen kann, ist ergo eine offene Frage, verneint, mit meinem liebsten aller Hilfsverben – “können”.

Und so werde ich häufig verständnislos gefragt: “Warum kannst du nicht mit deinem Smartphone umgehen?

Meine Antwort lautet: nein.

Alles Liebe,

Kia



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