Crowdfunding für Selfpublisher mit Benjamin Spang

von | 03.07.2017 | 1 Kommentar

Crowdfunding für Autoren, konkret: Crowdfunding für Selfpublisher: Benjamin Spang ist verlagsunabhängiger Autor und wollte seinen Roman “Blut gegen Blut” so professionell wie möglich aufstellen. Dazu hat er sich des Crowdfundings auf der Plattform Startnext.de bedient, um die nötigen Mittel zu erhalten.

Bei Benjamins fünfwöchiger Crowdfunding-Aktion kamen 132 Fans, 89 Unterstützer und 3.342,00 Euro zusammen. Das Ziel lag bei 3.300 Euro, 90 % der Unterstützer kamen von Twitter. Der Saarländer hält am Sonntag des Literaturcamps Heidelberg 2017 eine Session zum Thema Crowdfunding für Selfpublisher bzw. Autoren.

Allgemeinbildung über Crowdfunding für Autoren

Da ich mich selbst bei Patreon registriert und für die monatliche Unterstützung entschieden habe, ist mir das einmalige, projektbezogene Crowdfunding noch recht neu. Da ich nicht die einzige bin, beginnt Benjamin mit “Infos auf dem Silbertablett”: So nenne ich das allgemeine Wissen, das man sich ergoogeln kann, in einer solchen Session aber schön zusammengefasst und lebendig präsentiert vorgesetzt bekommt.

Eins vorweg: Unterstützer spenden nicht, sie kaufen sich ein Dankeschön. Beim Crowdfunding gibt es immer direkte Gegenleistungen. Gleichzeitig musste Benjamin bei seinem Projekt einiges aus privater Tasche zahlen, nicht zuletzt, weil er sich zum Ende des Projekts dazu entschieden hat, in Hardcover- statt Taschenbuchversionen für seine Supporter zu investieren.


Crowdfunding kommt zustande, wenn ein Autor bzw. Künstler (oder Unternehmen) eine Projekt-Idee hat und diese vorstellt, bevor sie umgesetzt wird. Interessenten unterstützen diese Idee im Vorhinein. Supporter bzw. Unterstützer sind Menschen, die dem Ideengeber für etwas Geld geben, was noch nicht umgesetzt wurde.

Crowdfunding für Selfpublisher funktioniert unter anderem auf folgenden Plattformen:

  • Startnext
  • Indiegogo
  • Vision Bakery
  • Kickstarter

Jede Plattform hat ihre Eigenheiten. Wer auf Crowdfunding bauen will, sollte sich die Zeit nehmen und den Aufwand machen, um zu recherchieren, welche Plattform sich für ihn oder sie eignet.

Die Plattformen nehmen 4 – 9 % der Fundingsumme als Gebühr.

Außerdem muss man sich natürlich überlegen, wofür man Geld braucht.

Was soll die Crowd finanzieren?

Lektorat, Korrektorat und Buchcover sind Kosten, die verständlicherweise viel Geld kosten und für verlagsunabhängige Autoren eine große und zunächst riskante Investition wären. Hierbei ist der Reiz für den, der unterstützt: Man unterstützt etwas und macht es dadurch besser.

Was nicht funktioniert: Kosten einer Website, Flyer, Lebensunterhalt oder Hardware. Davon hat der Supporter nichts; auch, wenn diese Kosten für den Autor irgendwie finanziert werden müssen. Sowas geht der Ansicht des Vortragenden nicht beim Crowdfunding für Selfpublisher.

Vorüberlegungen fürs Crowdfunding

Wie hoch ist die Fundingsumme?
Wie teuer sind Lektorat, Cover und Korrektorat?

Hier gibt Benjamin einen entscheidenden Tipp für diejenigen, die vor hohen Kosten zurückschrecken und sich denken, die Summe würde nie erreicht werden: Sind die Kosten zu hoch, so lohnt sich womöglich eine Teilfinanzierung. Braucht man also 1.000 Euro und ahnt, dass nicht mehr als 500,00 Euro zusammenkommen, so kann man die Differenz aus eigener Tasche dazulegen, falls (Teil-)Kapital vorhanden ist.

Die angesetzte Fundingsumme wird nur ausgeschüttet, wenn sie komplett zustande kommt. Wer nur wenige Euro unter dem Ziel liegt, bekommt am Ende gar nichts.

Der Vortrag wird durch eine kurze Diskussion unterbrochen über das Risiko, das Alles-oder-Nichts-Prinzip nicht anzuwenden, denn einige Crowdfunding-Plattformen bieten eine Alternative an. In diesem Fall verpflichtet man sich, auch wenn nur beispielsweise zehn Euro zusammenkommen, das Projekt durchzuziehen.

Benjamin Spang hat sich vorbereitet, indem er hauptsächlich andere Crowdfunding-Aktionen angesehen hat. Kampagnen, die erfolgreich waren ebenso wie solche, die nicht erfolgreich waren, waren ihm dabei eine Hilfe.

Die Community auf der Crowdfunding-Plattform ist am Geben und Nehmen interessiert. Bei Startnext kann man bei jedem Benutzer die Projekte einsehen, die unterstützt werden und wurden. Das ist wie beim Couchsurfing: Stelle deine Couch bereit und man wird dich gerne auf seine Couch einladen!

A propos Geben und Nehmen: Die Supporter wollen Dankeschöns haben. Dafür listet Benjamin auf, was er bei seiner Aktion angeboten hatte:
Eine Special-Edition vom Roman, die es nur im Crowdfunding gibt. Diese kombinierte er mit einer Making of DVD in einer schönen Holzbox, in der auch Postkarte und Roman beilagen.

Außerdem hat er den Protagonistin des Romans als Figur hergestellt, ein „Zwischen den Zeilen“ Making of Video herausgegeben, das es nirgendwo sonst zu sehen gibt.

Er liefert außerdem Ideen wie Postkarten, Lesezeichen oder Schmuckstücke, die im Roman vorkommen. Insgesamt legt Benjamin wie immer Wert auf Qualität und rät uns zu Unikaten, die man nur während des Crowdfundings erwerben kann. Dabei denke ich an meinen selbstgemischten Mate-Tee und sehe, dass ich irgendwo schon auf dem richtigen Weg bin, aber noch lange nichts Ausgereiftes in der Hand habe.

Weitere Ideen für Dankeschöns:

  • exklusive Kurzgeschichten und Novellen schreiben
  • ein Charakter bekommt den Namen eines Unterstützers
  • Livestream-Lesung
  • Wohnzimmerlesung

Der Tenor ist klar: Es geht um Exklusivität und Knappheit, damit die Unterstützer zusätzlich zum “ich will dich bei dem Projekt unterstützen” angespornt werden.

Crowdfunding für Selfpublisher: Marketing-Strategien

Bereits in der Marketingvorbereitung sollte man seine Fanbase in die Planung einbeziehen, was die Dankeschöns angeht. Das zeigt schnell eine Resonanz, was die potentiellen Unterstützer wollen. Um zu erreichen, was du willst, musst du wissen, was die Supporter wollen, was logisch ist: Dein Buch schreibst du immerhin auch für deine Leser.

Wenn du eine Aktion startest, versorge die Interessenten auf der Plattform mit Texten und Bilder, Blogposts und informiere immer wieder über Social Media und deine anderen Kontakte. Vergiss dabei nicht, auch offline davon zu erzählen.

Benjamin Spang hat Banner gestaltet und eine komplett eigene Kampagnenwebsite erstellt. Diese sollten professionell aussehen, damit man sieht, dass du es ernst meinst. Benjamin ist ausgebildeter Mediengestalter; wir Nicht-Profis brauchen an dieser Stelle womöglich Unterstützung. Suche sie!

Auch die Berichterstattung gehört zur Vorbereitung: Social Media Kontakte, Buchblogger und Booktuber wurden schon vor Beginn des Crowdfundings angeschrieben, Pressemittteilungen im Vorfeld erstellt. Während die Kampagne läuft, ist es zu kurzfristig, diese Dinge zu machen.

E-Mails müssen persönlich geschrieben sein. Informiert euch über die Leute.

Während des Vortrages bekomme ich schon wieder das Gefühl, dass Benjamin Spang für Qualität steht. Jede Mail an jeden Buchblogger muss eine gewisse Art von Liebesbrief sein. Alles, was er im Rahmen seines Crowdfundings getan hat, scheint perfekt durchdacht und vorbereitet zu sein. Genau so bereitete er auch seinen Marketingplan vor. Die Zeiträume wurden organisiert und es war im Vorfeld klar, was wann online kommen muss.

Hilfreiche Tipps und eine Vorlage stellt der Autor übrigens in einem eigenen E-Book mit dem Titel Crowdfunding für Autoren* vor. Darin enthalten ist auch eine Vorlage für deine eigene Marketing-Strategie. Ich werde es kaufen und rezensieren, darauf könnt ihr euch verlassen 😉
Die ideale Laufzeit einer Crowdfunding-Kampagne ist nicht einfach festzulegen. Du solltest wöchentlich bis täglich über die Kampagne berichten können.

Im Fall von Blut gegen Blut ging Benjamin Spang eine Laufzeit von fünf Wochen ein. So ging nie die Luft aus, war aber auch nicht zu gestaucht. Bedenkt hierbei auch, wann im Jahr die Kampagne laufen soll. Während der Fußballweltmeisterschaft oder in der Urlaubszeit ist eine Kampagne nicht ratsam. Ich persönlich habe den Eindruck, dass Crowdfunding für Selfpublisher in den Wochen vor Weihnachten am besten funktionieren müsste. Nicht nur, weil die Menschen in der Vorweihnachtszeit am liebsten geben, sondern auch, weil es ein schönes Gefühl ist, am 01.01. eines neuen Jahres mit der Umsetzung zu beginnen.

Mein Fazit zum Crowdfunding für Selfpublisher

Es war sehr intelligent von Benjamin Spang, am Vortag des Literaturcamps sein Twitter-Manifest zu präsentieren. So hatte die Mehrzahl der Teilnehmer dieser Session bereits ein Bild über seine Qualitätsansprüche und wusste von der Wichtigkeit individueller Interaktionen. Der Vortrag hat mir sehr gut gefallen und ich konnte einiges für meine Patreon-Seite mitnehmen. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, bestimmte Projekte mit Crowdfunding zu finanzieren.


Crowdfunding ist kein leicht verdientes Geld und braucht Zeit, Vorbereitung und ein starkes Netzwerk im Rücken. Wichtig sind die Anreize in Form von Dankeschöns für Unterstützer. Ist alles gut überlegt, vorbereitet und für die Zielgruppe interessant und unterstützenswert, so steht dir nichts mehr im Weg.

Zum Twitter-Account: @Doppelmond
Zur Website: benjaminspang.de

Alles Liebe,

Kia



Danke, liebe Sponsoren!

 

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1 Kommentar

  1. Katja

    Crowdfunding Plattformen bieten für eigene Projekte eine tolle Finanzierungsalternative. Leider wird oftmals vergessen, wieviel Arbeit tatsächlich dahinter steckt, aber mit der richtigen Idee findet man doch genug finanzielle Unterstützer.

    Antworten

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