Einfach freifasten. Meine Pläne für die Fastenzeit

von | 01.03.2017 | 0 Kommentare

Ich werde mich freifasten. Vom 01. März (das ist heute) bis zum 15.04. nehme ich die christliche Fastenzeit, die inzwischen längst zum Second-Hand-Neujahresvorsatz mutiert ist, als Anlass, mich freizufasten.

Was Freifasten heißt und wie ich das in die Tat umsetzen werde, erkläre ich dir bei einem Tässchen Mate.

 

Bestandsaufnahme vor dem Freifasten

Irgendwie habe ich meinen Neujahresvorsatz, weniger zu arbeiten, eher ungut in die Tat umgesetzt. Klar, ich habe mit Kündigung, Schlichtungsverfahren, plötzlicher Armut und Verbindlichkeit bezüglich der Leipziger Buchmesse eine Menge Zeug erlebt. Und die Suche nach einem Therapeuten stellt sich als enorm schwierig heraus. Als in den Akten geführter Dringlichkeitsfall suche ich nun schon seit vier Monaten. Das Leben in einer Stadt birgt viele Nachteile. So weit, so gut.

Ich kriege täglich eine Menge shit done (sorry! Mache eine Anglizismenphase durch!) und kämpfe mit den daily demons (sorry nochmal! Das bürgert sich für ein paar Wochen ein und verschwindet dann geräuschlos). Es hat sich im Monat Februar etabliert, dass ich circa 15 Stunden am Tag gearbeitet habe. Mein Rekord war in der ersten Monatshälfte: 21 Stunden habe ich da gearbeitet. Non-Stop natürlich. Essen geht nebenbei, Tageslicht ist Mangelware.

Der liebe Michael Behr öffnete mir vor etwa einer Woche die Augen. Dazu hat er kein großes Kunstwerk vollbracht. Er hat nur zur richtigen Zeit den richtigen Nerv gefunden und plötzlich war das Brett vor’m Kopf weg.

 

Extrema sind voll mein Ding.

Eigentlich ist dies die Zeit des Jahres, in der ich mich entrüste: “Waaaas? 15 Stunden am Tag vor dem PC am Arbeiten?” und entschlossen einen kämpferischen Plan entwickele: “Ab jetzt faste ich Social Media. Der Blog muss warten. Ich geh jeden Tag joggen und verbringe Zeit an der frischen Luft. Mindestens drölf zillionen Stunden täglich!”

Aber ich bin inzwischen zu weise (das kommt vom Tee, ich bin mir sicher!) geworden, als dass ich mich vom einen Extremum ins andere versetzen lasse. Und daher faste ich etwas Besonderes: Ich faste die Unendlichkeit. Ich faste das Exzessive. Maßlosigkeit werde ich mir durch das Freifasten abgewöhnen.

Und dazu lade ich dich selbstverständlich gerne ein: Faste dich frei! Halte dich streng an einen Plan, der realistisch und für Unerwartetes verbiegbar ist und etabliere neue Gewohnheiten. Für eine neue Gewohnheit braucht man 21 Tage. Die Fastenzeit umfasst 42 Tage. Läuft also. Und zwar angemessen gemächlich!

So kann ich mir also auch die Buchmesse (die definitiv ein einzelnes im Raum stehendes Extremum aller Kategorien sein wird) leisten, ohne gegen mein eigenes Freifasten vorzugehen.

 

Mein Plan fürs Freifasten

Hier wird es schon ein bisschen drastisch. Aber als derzeit Selbstständige, die nur diverse Nebenjobs und Aufträge hier und da hat, und keine Haupttätigkeit, die mich von 7 bis 16:30 Uhr in Anspruch nimmt, kann ich mir das leisten. Hoffe ich.

Ich werde in den nächsten sechs Wochen täglich nur drei (in Zahlen: Drei! Also 3. Eins weniger als 4, eins mehr als 2. Eine einstellige Zahl!) am Computer mit Internetzugang arbeiten.

Dazu wird ein morgendlicher Plan gehören, der nach Prioritäten abzuarbeiten ist. Ich stehe um 5 Uhr – wie gewohnt – auf und arbeite meine E-Mails ab. Maximal eine Stunde. Die E-Mails, die ich nicht innerhalb einer Stunde abarbeiten kann, müssen einen Tag länger warten. Social Media kommt danach. Dauern die Mails zu lang, fällt Social Media aus. 500px, Autoren an die Steuer und die Teetexte bearbeite ich dann im Anschluss, sofern aktuell etwas zu tun ist (und das wird es sein). Generell plane ich, morgensab fünf maximal zwei Stunden zu arbeiten und im Laufe des Nachmittags dann noch einmal eine Stunde. Soziale Kontakte wollen gepflegt und bespaßt werden, Arbeitsgruppen und Projekte brauchen Aufmerksamkeit und Input.

Und den Rest der Zeit werde ich offline sein. Klar, ich werde mehr Zeit als drei stunden täglich am PC verbringen, schreibe ich doch täglich Bewerbungen. Aber das wird offline geschehen. Dann mache ich mir eben vorher Listen mit Adressen und Stellenanzeigen. Und dann versende ich die Bewerbungen gebündelt am nächsten Morgen nach dem Korrekturlesen. Daran ist nichts falsch.

Außerdem möchte ich beim Freifasten darauf achten, dass ich ein sogenanntes “Privatleben” etabliere, gleichzeitig aber nicht überbewerte. Als Selbstständige ist das mit dem Privatleben so eine Sache. Aber dass es nicht existent ist, ist unerhörlich. Das geht so nicht!

Auch bei den Mahlzeiten werde ich mich von der Unendlichkeit freifasten. Ich werde ganz strikt, bei allen Empfehlungen der DGE und auf Verpackungen darauf achten, eine Portion zu mir zu nehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Es reizt mich ohnehin schon länger, mich mal komplett an das Geschriebene zu halten.

Ich esse bisher deutlich mehr Gemüse als empfoheln, deutlich weniger Obst. Ich verzichte vollkommen auf Getreideprodukte, schaufel mich dafür mit Kartoffeln voll, wenn der Glykogenspeicher leer ist. (Fast hätte ich empty geschrieben. Woher habe ich den Tick?!) Insgesamt ist die Zusammensetzung meiner Ernährung vorbildlich gesund für jemanden mit einer Stoffwechselerkrankung, aber die einzelnen Mahlzeiten sind maßlos. Wenn ich den kalorienarmen Eisbergsalat mit Gurke und Spinat esse, verputze ich locker drei gefühlte Magenfüllungen. Aber: Ich stehe unheimlich auf Gemüse. Gemüse zum Frühstück, Mittag, Abend. Yeah!

Doch damit soll Schluss sein. Ich will mich nicht weniger gesund ernähren, nein. Ich will mich nur von der Exzessivität freifasten. Eine Schale Salat essen. Und wenn das nicht reicht, um satt zu werden, vielleicht auch mal etwas “Vernünftiges” zu mir nehmen. Das mache ich seit Monaten, ach was, seit Jahren schon nicht.

In solchen Zeiten neige ich eigentlich dazu, täglich ganz plötzlich eine Stunde joggen zu gehen, fünf Sätze meiner Standard-Langhantelübungen zu machen und mich so zu verausgaben, dass man mcih eigentlich gleich begraben könnte. Auch das will ich trotz aufloderndem Feuer in mir hemmen.

Mein Ziel beim Freifasten: Alles in vernünftige Bahnen lenken.

Vielleicht ist dieser Teetext ein Selbsthilfe-Thread. Kann sein, ist aber nicht weiter wichtig. Denn ich weiß, was ich machen will und worauf ich achten möchte. Wenn die Antworten auf eure “Autoren an die Stuer”-Mails also ein paar Tage später kommen als erhofft, denkt daran, dass ich das Projekt “Freifasten = in gerichtete Bahnen lenken” angehe.

Vielleicht erscheint nicht jeden Freitag der geplante Teetext. Vielleicht fällt “Autoren an die Steuer” auch mal aus.

Dafür werde ich aber auf der Buchmesse um so energiereicher und präsenter sein.

Und das, ganz unter uns gesagt: Das wird sich lohnen. Aber sowas von!

Alles Liebe,

Kia



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