#kiaunterwegs mit dem FlixBus – eine Live-Review

von | 19.05.2017 | 0 Kommentare

Ich bin mit dem FlixBus nach Berlin gefahren. Und habe dazu ein bisschen was zu sagen, denn es war mein erstes Mal Fernbusfahren. Nicht nur, dass ich total nervös war (mehr dazu im Text), es ging wie erwartet so einiges schief.

Ich habe Angst vorm Fernbusfahren. Seit mehreren Jahren schon bin ich ausschließlich auf Schienen unterwegs. Die Busse in Hannover sind in Ordnung, die fahren mich nie länger als eine Viertelstunde durch die Gegend. Und Stadtverkehr ist easy: Anfahren, anhalten, gucken, anfahren, doch lieber nochmal anhalten, Vollgas, Vorschulkind, Schweiß abtupfen, weiterfahren. So mag ich das. Geschwindigkeiten über 40 km/h lege ich also nur auf Schienen zurück. Und das aus gutem Grund: Ich vertraue Menschen nicht.

Hashtag #mimimi: Angst vorm Flixbusfahren

Unfälle durch andere Verkehrsteilnehmer, Staus durch Unfälle anderer und das unsichere Gefühl, dass jemand für die Leben vieler Menschen verantwortlich ist und dabei nur entsprechend der Fahrbahn lenken können muss, das macht mich kirre. Und dann fährt so ein verdammter Bus auch noch auf der Autobahn!

Ich traue niemandem, der die Kompetenz “lenken und aufpassen” übernimmt und keine Maschine ist. Das tun bei der Bahn die Gleise und durch die Fehler anderer ist wohl noch nie etwas passiert. Jedenfalls nicht, dass ich davon wüsste.

Also mache ich mich um kurz vor zwölf auf den Weg, um eine Viertelstunde vor Abfahrt am Hannover ZOB zu sein und voller Herzpochen in einen Flixbus zu steigen.

“Noch bin ich furchtbar nervös. Und es wird schlimmer, Sekunde für Sekunde.”

Stehe nur so rum. Warte aufdas grüne Ungetüm.

Stehe nur so rum. Warte aufdas grüne Ungetüm.

Das Schicksal hat gestern spontan entschieden, dass ich mit dem Flixbus nach Berlin reise. Gut, die Reise nach Berlin ist nicht sonderlich schicksalhaft, habe ich doch das Ticket für Pub’n’Pub (kostenfrei) und die Unterkunft (sowas von gar nicht kostenfrei) gebucht und meine Reise geplant. Der Sparpreis der Deutschen Bahn ist am Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr von 19,90 € auf 64,50 € geklettert und das empfand ich dann doch als arg teuer. Meine Bummelei wird also mit Fernbusfahren bestraft. Oder werde ich belohnt? Werde ich eine Reiseerfahrung machen, die mir etwas neues, Gutes zeigt? Menschen, die keine Idioten sind und ausgerechnet den Bus, in dem ich sitze, zu Tode rasen? Für sowas habe ich keine Zeit. Ich muss los, verlasse das Haus und bin pünktlich am ZOB. Tiiiief durchatmen, Kia.

Doch meine Reiseerfahrung beginnt mit einem nervösen “ich kenne da niemanden und habe auch noch nie über airbnb eine Unterkunft gebucht” Hilfeschrei und macht den ersten Zwischenhalt in Hannover. Um genauer zu sein im Burger King Hannovers, denn FlixBus verschickt liebevoll mechanisch generierte SMS ohne Begründung: “Lieber Fahrgast, Linie 059 mit Ziel Berlin ZOB hat ca. 20 Minuten Verspätung.”

Also nutze ich die zwanzig Minuten, um eine Viertelstunde bei Burger King auf einen Kaffee zu warten und endlich mal runterzukommen. Wieso zum Geier gehe ich eigentlich zu Burger King? Nun gut, die sind am nächsten am ZOB dran. Und ich soll 15 Minuten vor Abfahrt da sein. Also um 12:30 Uhr. Also nein, um 12:50 Uhr.

Flixbus, das ist dein persönlicher Wecker!

Flixbus, das ist dein persönlicher Wecker!

Mein Handy vibriert. Um 13:15 Uhr sollte ich drüben sein, damit der Bus vielleicht um 13:30 losfahren kann. “Lieber Fahrgast, Linie 059 mit Ziel Berlin ZOB hat ca. 45 Minuten Verspätung.”

Dann bin ich um 17 Uhr am ZOB in Berlin, habe 30 Minuten Zeit, zur Unterkunft zu kommen (die 40 Minuten entfernt liegt) und dann habe ich wiederum 30 Minuten Zeit, um beim Sitzbänketragen im Club der polnischen Versager zu helfen. Wenn da nicht das Handy wäre, das schäbig lachend auf dem gepunkteten Tisch im Burger King liegt und meine Erwartung auf die nächste Verspätungs-SMS mich nervöser werden lässt.

Die Zeit verbringe ich also damit, das hier zu schreiben und zu recherchieren. Anspruch auf eine Weiterfahrt mit dem ICE auf Kosten vn FlixBus habe ich erst nach 120 Minuten Verspätung. Das ist ja ganz klasse. Erst, wenn die erwartete Ankunft auf 18 Uhr verschoben wird, kann ich also mit dem ICE fahren, der um 20:45 Uhr da wäre. Ich verfalle in Schwarzmalerei, also schließe ich das Dokument und komme mal wieder runter.

Das hier ist die Stelle dieses Blogartikels, an dem ich kurz durchdrehe und den Laptop zuklappe.

Irgendwann kam der Flixbus. Hier der Beweis.

Irgendwann kam der Flixbus. Hier der Beweis.

 

Es wird eng im Flixbus…

flixbus-1

Man beachte den Fuß. Zum Leiden meines Knies ist der Fuß leider der bessere Tisch.

Mit 50 Minuten Verspätung arbeite ich jetz am Laptop. Im Flixbus. Ob das funktioniert?

NEIN, das tut es nicht. Mein Laptop hat 17 Zoll und passt einfach nicht auf dieses kleine Tischchen. Der Bildschirm ist in so einem Winkel heruntergeklappt, dass ich nicht sehe, was ich tippe. Hätte ich doch mein Tablet mitgenommen! Oder das Netbook, das ich bestellt habe und welches noch nicht angekommen ist. Und wäre es angekommen, so hätte es noch kein Windows 10 drauf – jep, ich werde es nutzen, aber meine Kampfmaschine mit Win 7 nicht im Stich lassen.

Der Bus ist losgefahren, Sicherheits- und Toilettenhinweise gab es durch Lautsprecher und meine Nervosität geht einfach nicht weg. Weil ich nicht entspannt im Internet surfen und arbeiten kann, sondern mit der Laptop-Situation nicht zufrieden bin. Entweder tippen oder etwas sehen. Was ist mir wichtiger? Ich werde es erfahren, aber zunächst schließe ich wieder das Dokument und warte, bis wir auf der Autoban sind. Hannover aus der On-the-road-Sicht zu sehen ist spannedn und neu für mich. Und das Anfahren und wieder anhalten is ganz ungewohnt. Machen weder Straßenbahn noch ICE. Ich fühl mich wie ein Kind.

 

“Was hat Leander mit der Zeitung weggefegt?”

 

Die Rückfahrt riecht grün und schwitzt

Es ist Donnerstag, der 18. Mai und ich sitze wieder im Flixbus. Gleich ist es 18 Uhr und vielleicht fährt der Bus gleich los. Draußen stehen zwei Typen und qualmen den ganzen Bus voll. Die hintere Tür steht offen und die zwei kiffen außerordentlich starkes Zeug.

Sieht nicht nur grün aus, riecht auch sehr grün!

Sieht nicht nur grün aus, riecht auch sehr grün!

Allgemein habe ich sehr viel Gras gerochen in Berlin – nur Amsterdam war “grasiger” 😉 … Wobei auch Prag, als ich 2012 dort auf Studienfahrt war, sehr viel Cannabisgerüche hatte. Aber in Berlin wird einfach gefühlt überall gekifft. Kurz vor der U-Bahn, vor dem Flixbus, in der Nachbarwohnung meiner Unterkunft… Egal, wo man ist, es riecht nach Gras. Das macht entspannt, erinnert es mich doch an gewisse Zeiten. Wann bin ich eigentlich alt geworden?

A propos alt: In meiner Unterkunft kam ich dazu, mal meine Mails zu checken. FlixBus wollte fünf Minuten meiner wertvollen Zeit für eine Kundenbefragung. Die Fragen wurden so gestellt, dass ich sie nur recht negativ beantworten konnte. Würde man drei von fünf Sternen nicht mit “gut”, sondern “okay” beschriften, hätte ich bei vielen Fragen auf die zwei Sterne Bewetung verzichten müssen.

Aber so ist insgesamt mein FlixBus-Fazit: 2,5 Sterne. 50 %. Irgendwie einfach nicht das Gelbe vom Ei. Mit einem Netbook und bei weniger als 30°C wäre die Fahrt durchaus angenehmer gewesen und was die Verspätung angeht, so bin ich froh, gestern noch rechtzeitig alle Termine gepackt zu haben. Ein Bericht über Pub’n’Pub wird in dem Sinne nicht folgen, aber ich werde mich selbst mal zum Thema des Abends (Jörg Nicht hielt den Vortrag “Instagrammer als Beruf”) und zum allgemeinen Networking auf Veranstaltungen auslassen. Das Thema war “Instagrammer als Beruf” und dazu habe ich seit dem Vortrag eine Menge zu sagen. Mehr dazu aber ein andern mal. Ich warte jetzt ab, ob ich um 21:15 Uhr wohlbehalten in Hannover ankommen werde.

Kaum um die Ecke gebogen, kommt der Backpacker Max und wurde noch aufgegabelt.

Liebt Gleise: Kia Kahawa

Liebt Gleise: Kia Kahawa

Das Gepäck wurde notverstaut und Max darf auf einem der letzten drei freien Plätze Platz nehmen. Irgendwie cool. Sehr cool sogar.

Gut, FlixBus kriegt drei Sterne.

Alles Liebe,

Kia



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