Kein Geld ausgeben für Lektorat & co

von | 25.08.2017 | 3 Kommentare

Autoren haben allen voran ein Problem: Budget! Selbstpublizierende und die, die Selfpublisher werden wollen, wollen kein Geld ausgeben für ein professionelles Lektorat. Ein Cover ist ohnehin viel zu teuer, vor allem, wenn man keine Ahnung hat, wie oft das Buch sich später verkauft und ein Coaching ist viel zu teurer Luxus. Ist klar …

Was habt ihr Autoren für ein Problem? Warum wollt ihr immer alles kostenlos haben?

Wenn ihr ein Buch schreibt, das sich 2.000 mal verkauft, verdient ihr genug, um ein ordentliches Lektorat und ein nettes Cover zu rechtfertigen. Doch was ich ständig im Internet lese, bringt mich auf die Palme, ja, gar zum Kotzen.

“Woher soll ich wissen, dass sich mein Buch 2.000 mal verkauft? Mich kennt doch keiner und sowieso hab ich nur 500 Twitter-Follower und sowieso blablabla mimimi.”

 

Geht’s noch?

Wenn dein Buch durch einen professionellen Lektor lektoriert wird, wird das gesamte Manuskript auch auf Markttauglichkeit geprüft. Ein guter Lektor weiß, was Leser lesen wollen und geht nicht nur auf Schlüssigkeit und Rechtschreibung ein. Erwartet ihr etwas von einem Lektor, wird er auch keinesfalls für zwei Euro pro Normseite arbeiten.

Das könnt ihr vergessen – es sei denn, es besteht ein Kooperationsverhältnis. Davon sehen wir aber hier mal ab.

Ein Lektor, der etwas von Spannungsbogen und ggfs. Eignung für die angestrebte Altersgruppe (relevant bei Jugendromanen) versteht, ist Gold wert. Warum wollt ihr ihn dann nicht bezahlen?

Weil ihr nicht wisst, ob sich das Buch oft genug verkauft, dass ihr kein Minus macht.

Es gibt an dieser Stelle nur zwei Optionen.

  1. Du bist Hobby-Autor und willst kein Geld ausgeben.
  2. Du willst dich als Autor selbstständig machen und willst keine Verluste verzeichnen.

 

Warum Hobby-Autoren kein Geld ausgeben sollten

sarkasmus
Wenn deine Leidenschaft, zu schreiben, nur ein Hobby ist, solltest du natürlich kein Geld ausgeben. Schreib einfach, was du schreiben willst und veröffentliche es so schnell wie möglich bei Amazon als E-Book. Dass das Buch keine Leute kaufen wollen, liegt nur daran, dass du nicht genügend Twitter-Follower hast. Das Cover, das mit Paint erstellt wurde, und die ganzen Tippfehler – ach, die zeigen nur, dass du total nahbar bist. Jeder macht Fehler und du bist eben kein Profi.

Wenn du im Bogenschützenverein bist und Bogen schießen willst, geht das auch ohne Bogen. Du kannst ja auch Trockenübungen machen. Für ein Hobby hat noch nie jemand Geld ausgeben! Vielleicht leiht dir ein Kumpel Pfeile, die du wenigstens werfen kannst. Und wenn die Pfeile abgenutzt sind, ach, wen kümmert das! Irgendwer wird schon Pfeile schnitzen und sie dir schenken. Du kannst ja Leuten davon erzählen, woher du die Pfeile hast. Sicherlich gibt es einen Depp, der dann für Pfeile Geld ausgeben wird.

Wolltest du schon immer mal Kanu fahren? Geh einfach zu einem Fluss und schwimm neben anderen Kanufahrern her. Sie werden Mitleid mit dir haben und dir eines leihen. Natürlich kostenlos. Kann ja nichts falsch dran sein!

Niemand sollte für ein Hobby Geld ausgeben. Malen funktioniert ohne Farben, Pinsel und Leinwand. Joggen geht auch ohne Laufschuhe, und wenn wir schon mal dabei sind: Fotografen brauchen auch nicht mehr als eine Handykamera, um sich voll ausleben zu können.

 

Warum selbstständige Autoren kein Geld ausgeben sollten

sarkasmus
Willst du vom Schreiben leben, ist Geld ausgeben natürlich völlig fehl am Platz. Du willst schließlich Geld verdienen! Und da du nicht weißt, ob du 2.000 oder 10.000 Bücher verkaufen wirst, kannst du da natürlich auch nichts machen.

Wieso solltest du auch deine Zielgruppe kennenlernen und dich mit Marketing auseinandersetzen, wenn du auch über Nacht berühmt werden kannst? Oder probier’ es doch mal so rum: Erst verdienst du mit dem Buch Geld, und dann erst kannst du Geld ausgeben und es optimieren. Das wird bestimmt jedem Leser gefallen.

Das macht jeder Unternehmer so. Er lässt sich erst ein Produkt schenken. Alle Leute arbeiten kostenlos und verzichten für Monate auf ihr regelmäßiges Einkommen. Dann wird das Produkt verkauft und ausgehend von dem, was dann in die Kassen gespült wird, denkt man über Marketing und sowas nach. Erst zum Schluss werden die Leute bezahlt, die den Job angenommen haben. Zum Glück weiß das jeder Vermieter und lässt auch mal eine Miete ausfallen.

Man könnte sich natürlich erst mit der Branche vertraut machen und den Markt sauber durchrechnen, die Zielgruppe invasieren und eine Kostenrechnung aufstellen, aber das ist viel zu anstrengend. Wirf einfach dein Buch auf den Markt und warte, was passiert. Vielleicht kaufen es zehn Leute, und dann hast du mit den Monaten oder Jahren, die du an deinem Werk gesessen hast, mindestens eine Handvoll Menschen erreicht. Yeah!

 

Warum ich meckern darf

Ich habe an allen Ecken, wo man als Autorin Geld ausgeben kann, mein Lehrgeld bezahlt. Mein Debütroman hat kein herausragendes Cover, da ich es im Prinzip selbst erstellt habe. Die erste Auflage war nicht richtig zentriert, obwohl ich mit einem angehenden Kommunikationsdesigner zusammengearbeitet habe. Dieser war allerdings im Studium zugange und wir nutzten unterschiedliche Programme. Von Photoshop hatte ich damals keine Ahnung. Es war kostenlos, ein Freundschaftsdienst. Alles klar soweit. Kein Ding.

Aber mein Debütroman hätte sich besser verkauft, würde ich die Zielgruppe gekannt haben. Ihr seht, ich weiß, wovon ich rede, denn ich kenne Scheitern bereits, wenn auch nur im kleinen Ausmaß. Ein Flop ist “die Krankheitensammlerin” nicht, aber meine Sachbücher verkaufen sich noch immer bis zu acht mal besser.

Wer kein Geld ausgeben will, riskiert so einiges. Unter anderem, sich den Namen zu verbrennen und nicht mehr ernst genommen zu werden. Oder ein schlichtweg schlechtes Produkt anzubieten, das sich nicht verkauft, und wenn es verkauft wird, dann ist es nicht beliebt. Man kann riskieren, für immer und ewig in der Tretmühle der Ungewissheit zu treten und vieles mehr.

Und da ich mein Lehrgeld gezahlt habe, durfte ich jetzt mal so richtig rummeckern. Lehrgeld ausgeben heißt übrigens: Es beim nächsten Mal besser machen 😉

Und das habe ich. Besonders durch die Leipziger Buchmesse, die sehr teuer war, habe ich gelernt, wie wichtig es ist, ein gutes Produkt zu haben! Du stehst irgendwann mit deinem Namen und deinem Gesicht neben deinem Buch und signierst Bücher. Steh’ zu allem, was du tust, und zwar zu 100 %. Dazu gehört eben auch ein finanzielles Investment.

 

Das ist doch Werbung für dich!

Wozu Geld ausgeben, wenn man Referenzen bauen kann? Durch einen “Credit” kann man Künstlern und Dienstleistern, die noch keine Referenzen haben, kostenlose Leistungen entlocken. Ein Cover-Artist gestaltet ein Cover und wird im Buch erwähnt. Das ist doch klasse! Ohne Geld ausgeben ein professionelles Cover erhalten – das ist doch ein Traum und eine wahre Win-Win-Situation!

Neulich ging ich zu Rewe und holte mir ein Kilo Süßkartoffeln. Als ich bezahlen sollte, beugte ich mich über die Kasse und raunte dem Kassierer zu: “Ich erzähle meinen Freunden davon, dass ich die Süßkartoffeln gekauft habe. Das ist doch Werbung für euch!”

Als ich dann im Bekleidungsgeschäft war, sah ich ein Oberteil, auf dem ein deutlich sichtbarer Schriftzug zu sehen war. Der Schriftzug beschrie die Marke, von der der Pullover stammte, also nahm ich ihn mit und lief voller Freude aus dem Geschäft. Wenn jemand sehen würde, dass ich einen Pullover tragen würde, auf dem die Marke steht, würde sich jeder sofort diesen Pullover kaufen und die Marke würde reich werden. Das ist doch Werbung für die, also muss ich nicht bezahlen.

Mal im Ernst, Leute.

Wie oft haben sich Freunde von euch, die ein gutes Buch gelesen haben, darüber ausgelassen, wie toll ein Cover ist und dass sie unbedingt bei dem Künstler, der es erstellt hat, eines erstellen lassen wollen?

Noch nie?

Verständlich. Sind ja auch keine Autoren.

Schon mal das Wort “Zielgruppe” gehört?

Die Zielgruppe eines Romans sind keine Autoren, die auf der Suche nach einem Coverdesigner sind. Zur Zielgruppe gehören womöglich zufällig ein paar Autoren. Aber wie kann man sich nur einbilden, dass Referenzen dafür sorgen, dass sich kostenlose Arbeit rechtfertigt? Das ist keine Win-Win-Situation. Das ist Ausbeuten ahnungsloser Berufsanfänger, oder im besten Fall ein Reinfall mit einer Absage im Mailpostfach.

Ein Blog- bzw. Gastartikel, der deine Reichweite erhöht, das ist eine Win-Win-Situation! Wir reden hier von einem Arbeitsaufwand von einer oder zwei Stunden, und durch die VG Wort wird dir selbst dieser Artikel noch bezahlt.

Der gute Ruthe hat hierzu etwas verfasst, das ich abschließend an diesen Abschnitt präsentieren möchte.

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Wacht auf, Autoren!

Wie lange arbeitest du an einem Manuskript?

Sagen wir mal, es sind nur 60.000 Wörter und du schreibt 1.000 Wörter pro Stunde. Dann hast du 60 Stunden reine Schreibzeit investiert. Das ist viel zu niedrig geschätzt, denn gute Geschichten brauchen Monate. Dazu kommen noch Plotten, Entwickeln von Ideen, Charakterstudien, Schreibübungen, Recherche und Überarbeiten. Sagen wir mal – und dabei sind wir bei der absoluten Minimalst-Rechnung –, du hast dein Buch komplett fertiggestellt nach 150 Arbeitsstunden.

Wieviel ist deine Zeit wert? Im Brotjob kostet eine Stunde womöglich 10 Euro. Bist du selbstständig, so liegt dein Stundensatz vielleicht bei 30 Euro, wenn wir mal mit kleinen Zahlen rechnen.

Du hast in dein Buch bereits 1.500 – 4.500 Euro investiert! Deine Arbeitszeit ist Geld wert.

Wenn du also wirklich unternehmerisch mit deinem Buch vorgehen willst und daraus Gewinn erzielen möchtest, dann solltest du nach so einem bedeutenden Investment nicht einfach “stopp” sagen. Nachdem du Monate lang einen großen Teil deines Lebens und deines gesamten Herzens in dieses Projekt gesteckt hast … Wieso ist es dann so schwer, Geld auszugeben? Ist es das nicht wert? Wenn dir dieses Projekt so wenig wert ist, kannst du es auch in der Schublade lassen. Oder erst gar nicht schreiben.

Liebe Autoren. Investiert Geld und tragt die Geschichten, die jahrelang in euch gewohnt haben, in höchster Qualität nach außen. Heiratet eure Bücher. Nur, wer von seinem Buch restlos überzeugt ist, kann andere davon überzeugen. Das sage nicht nur ich, das sagen auch Agenten und Verlage. Willst du Selfpublisher sein, musst du Risiken eingehen, die auch ein Verlag für dich eingehen würde.

Und noch etwas zum Schluss: Geld ausgeben tut nicht weh. Jeder von uns kann sich Geld beschaffen. Bei den einen dauert es länger, bei den anderen geht es schneller. Aber jeder hat die Möglichkeit, aus seinem Herzensprojekt ein Buch zu machen, das gerne und von einem großen Publikum gelesen wird. Jeder.

Wer sagt “kann ich nicht”, meint: “will ich nicht”. Und dann geht doch besser wieder Bogenschießen. Oder Kanufahren.

Alles Liebe,

Kia



3 Kommentare

  1. Miriam a.k.a. prinzessinnenundraben a.k.a. @Rabengekraechz

    Ich liebe diesen Blogpost! Es hat noch nie jemand für sein Hobby Geld ausgegeben… nein…

    Ich glaube, ein Problem beim Lektorat ist, dass sich die Investition relativ schlecht in konkrete Einnahmen umrechnen lässt. Klar, das Buch wird besser. Aber wenn es darum geht, in den ersten Stunden nach Veröffentlichung in die Amazon-Top-100/Genre-Top-100 zu kommen, hat das Lektorat vermutlich weniger Einfluss als Cover und (sonstiges) Marketing. Die Leute kaufen das Buch ja, bevor sie es lesen. Wenn ein paar Leute das Buch gelesen haben und Rezensionen schreiben, sieht das wieder anders aus. (Und jetzt rate mal, wer EIGENTLICH noch eine Rezi zur “Krankheitensammlerin” schreiben wollte…)

    Antworten
  2. Andreas Hagemann

    Hi Kia,

    nimm die ersten drei Absätze raus und du hast eine relativ sachliche Betrachtung des Themas. Mit einem negativen Grundtenor magst du für dich Frust abbauen, wirst aber kaum jemanden damit motivieren es besser zu machen. Inhaltlich hast du ja recht, also nutze deine Argumente und nicht deine Lautsträrke 😉

    Viele Grüße
    Andreas

    Antworten
  3. Reiner Langenbach-Zidar

    Die meisten Klassiker wurden ja noch mit Federhalter, Tintenfass und Löschpapier geschrieben. Heute versucht eine ganze Armada freier Lektoren, Korrektoren, Testleser, Agenten und Bezahlverlage auf den literarischen Zug eines unerfahrenen Autors aufzuspringen. Bei neunzigtausend Neuerscheinungen jährlich eigentlich eine lohnende Geschäftsidee. Wer die paar tausend Euro nicht hat, sollte halt auch kein Buch schreiben, so deren literarische Botschaft.
    Ein ordentliches Lektorat verleiht einem Manuskript den richtigen Schliff, keine Frage, aber…
    Viele, gerade neue Autoren, krebsen oft genug am Existenzminimum herum und sehen sich plötzlich mit vielversprechenden, aber schier unbezahlbaren Angeboten freier Lektoren umworben. Abgesehen von obskuren Bezahlverlagen, die gegen viel Geld das Blaue vom literarischen Himmel versprechen, ist das “Geschäftsmodell” von einigen dieser freien Lektoren auch nicht viel besser. Ehrlicher wäre es, wenn sie sich anstelle schier unbezahlbarer vierstelliger Honorare anteilig am Erfolg eines Buches beteiligen würden. Aber da bekommen diese Linguisten und Germanisten sofort kalte Füße und intellektuelle Atemnot. Ich kenne auch keinen dieser freien Lektoren, der je ein eigenes Buch erfolgreich verlegt hätte.
    Als Selfpublisher drehte ich den großen Publikumsverlagen eine lange Nase und habe inzwischen fünf Bücher als Book-on-Demand Autor mit mehr und mal weniger Erfolg veröffentlicht, manchmal ohne Lektorat, aber immerhin mit Korrekturlesung von meiner durch väterliche Subvention studierten Tochter, (im ständigen Zoff mit ihr, wegen alter oder neuer Rechtschreibung…).
    Bei Lesungen entschuldige ich mich reumütig schon vorsorglich bei meinen Zuhörern und Lesern für den Fall, dass sie über ein falsches Komma stolpern sollten, (angeblich eine literarische Todsünde). Es wurde mir immer verziehen. Vielleicht war der literarische Anspruch halt nicht hoch genug….
    Bei manchen Lesungen wurden manchmal sogar ein paar Tränen vergossen, aber nicht wegen eines vagabundierenden Kommas, sondern wegen der Dramatik der Geschichten an sich. Und so ganz am Rande: Agatha Christie, die nie eine Schule besucht hatte, sagte einmal, Phantasie sei wichtiger als Wissen. Ganz zu schweigen von J.K. Rowlings Harry-Potter. Da raufen sich einige ablehnende Lektoren von damals heute noch die Haare.

    Reiner Langenbach-Zidar
    Autor

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