Blut gegen Blut – #24Autoren mit Benjamin Spang

von | 23.12.2017 | 0 Kommentare

Düstere Fantasy mit echten Vampiren und Werwölfen, dazu starke Frauenfiguren mit einem Schuss Steampunk, Action und Abenteuer!

Blut gegen Blut

„3, 2, 1. Los!”, rief der Arbeiter. Katrina machte einen gewaltigen Satz, legte einen guten Start hin und packte das Seil. Sie überkreuzte die Füße und zog sich stückweise nach oben in Richtung Zeppelinballon. Ein kurzer Blick auf die gegenüberliegende Seite verriet ihr, dass Theobald und Gwendolyn auf gleicher Höhe waren. Ebenso wie ihre anderen Arbeitskollegen hatten sie solch einen Auftrag nicht zum ersten Mal.
„Ich habe eine Wette laufen, dass mindestens einer von euch das Pendel machen wird!”, plärrte der Arbeiter vom Deck des Luftschiffes nach oben, aus dessen Stimme man sein dreckiges Grinsen heraushören konnte.
Kurz nach der Mittagspause landete der Perko am Ufer vor der Werkstatt, und der Kapitän gab eine Komplettbehandlung in Auftrag. Es war jedes Mal ein kleiner Wettkampf, wer es zuerst nach oben schaffte, und eine enorme Herausforderung, sich dort auch halten zu können. Ebenso wenig zu verachten war die Tatsache, dass sie ohne jegliche Sicherung auskommen mussten.
Als Katrina die riesige Hülle erreichte, griff sie nach einer Masche des groben Netzes, das aus zusammengeknüpften Seilen rings um den gesamten Ballon gespannt war. Bei jedem Handgriff hörte man deutlich das Knarzen der Fasern, das bald von dem immer heftiger werdenden Wind übertönt wurde, je höher sie sich emporzog. Zunächst musste sie sich mit den Händen nach oben ziehen, woraufhin die Muskeln in ihren Armen immer heftiger brannten. Zu alledem schien der Wischmob, den sie sich auf den Rücken geschnallt hatte, immer schwerer zu werden. Ein paar Meter weiter oben schob sie erleichtert ihre Schuhe in die Maschen und konzentrierte sich nach einem schwindelerregenden Blick nach unten schnell wieder auf ihr Ziel. Masche für Masche ließ sie unter sich, und ihre Muskeln schmerzten immer mehr.
„Erster!”, hörte sie über sich, als sie gerade die Mitte des Ballons unter sich gelassen hatte. Es klang nach Theobald. Katrina biss die Zähne zusammen und erklomm die letzten Meter, die mit der Enttäuschung im Hinterkopf noch schwerer zu bewältigen waren.
„Ich freue mich auf das Mittagessen morgen”, sagte Theobald und reckte seinen Wischmob triumphierend in die Höhe. Dann kam er Katrina gebeugt und mit vorsichtigen Schritten entgegen und reichte ihr eine Hand.
„Weg da, ich kann das!”, fauchte sie außer Atem, kletterte gebückt weiter und fand kurz darauf einen festen Stand.
„Bist du noch schlechter im Verlieren als im Klettern?”, fragte Theobald.
Katrina schnaufte und grinste ihn an.
„Das erinnert mich an deine letzte Schweißnaht”, erwiderte sie und rang nach Luft. „Poren so groß wie Schraubenköpfe.”
„Ja, sehr witzig!”, sagte Theobald und bückte sich, um einen Sicherheitsgurt aus der Halterung der Seilmaschen zu lösen und ihn sich um die Hüfte zu schnallen. Katrina zog ächzend den Mob vom Rücken, stützte sich mit einem Arm darauf ab und genoss den kühlen Wind und die Aussicht.
Auf dem riesigen See, an dessen Rand sie sich befanden, spiegelte sich das grelle Licht der beiden Monde, die genau über ihnen standen. Die kräuselnden Wellen lenkten den Blick in die Ferne, wo der Rauch der Fahrzeugfabriken von Hofstein in unterschiedlichen Grau- und Brauntönen aus den Schloten in die Luft stieg. Der Wind drängte die zähe Masse an die graue Felswand des Silbergebirges, das links der Stadt lag und zugleich die Grenze zum dunklen Land darstellte und davor schützte. Unterhalb der Berge konnte man die Walldörfer sehen. Katrina kniff die Augen zusammen und versuchte, das Dach ihres Hauses zu erkennen, aber die riesige Schutzmauer vor der Stadt verdeckte die Sicht.
Gerne hätte sie hier oben einmal tief durchgeatmet, aber das war nicht möglich, denn sie spürte in ihrem Brustkorb einen Druck, der sie scheinbar nicht mehr verlassen wollte. Es fühlte sich an, als würde sie immerzu die Luft anhalten, dabei atmete sie ganz normal. Seit wann das so war, wusste sie nicht, die Ursache dafür kannte sie aber ganz genau.

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