Das “dass”: Was ist los mit euch?

von | 29.05.2018 | 3 Kommentare

Seit 19 Jahren lese ich Bücher. Seit 15 Jahren beherrsche ich die deutsche Rechtschreibung mit extrem geringer Fehlerquote. Seit einem halben Jahr rezensiere ich Bücher für die Weltenbibliothek (Ab Dezember 2018: Buchensemble). Und in jedem Buch, das ich lese, gibt es ihn: Den das- bzw. dass-Fehler. Mindestens ein Mal. Meist im letzten Drittel. Ob Randomhouse oder Selfpublishing: Das “dass” ist für gefühlt jeden ein Problem. Ich will das nun ein für alle Mal aufklären.

Natürlich habe ich nun lediglich die Hoffnung, dass mein Blogartikel ein wenig bei der Aufklärung der das-dass-Regel helfen kann. Aber es ist mir so oder so ein Anliegen, dieses Thema anzusprechen und mich gewissermaßen auszukotzen: Denn nichts ist einfacher als diese dämliche Grammatik-Regel! Und doch ist das Internet voll von (Flüchtigkeits?-)Fehlern und die Bücher strotzen nur so von Betriebsblindheit der Korrektoren und Arbeit in Deadline-Nähe.

 

Meine “Highlights” der das-dass-Fehler in bekannten Veröffentlichungen:
“Hal Elrod hat ein genial einfaches Morgenprogramm entwickelt, dass sein eigenes Leben und das seiner vielen Fans und Leser um 100 Prozent verbessert hat.”
Miracle Morning, Hal Elrod: Irisana-Verlag, Randomhouse-Gruppe. Rückentext.
“Es war meine Entscheidung und nicht die der Menschen, ein Gesetz zu erlassen, dass meine Anbetung verbietet.”
Scythe: Der Zorn der Gerechten, Neal Shusterman, Fischer Sauerländer. Seite 245.
“Honeycomb ist ein Projekt, dass die Benutzung eines Back-ups statt eines Zwischenspeichers auslotet.”
Der Zwillingseffekt, Tal M. Klein, HEYNE. Seite 178.

 

Grammatik-Exkurs: Wie funktioniert das mit dem Dass?

Die Worte “das” und “dass” sind zwei völlig unterschiedliche Worte.

“Das” ist ein Artikel oder Pronomen, der durch “dieses”, “jenes” oder “welches” ersetzt werden kann.

“Dass” ist eine Konjunktion, die einen Nebensatz einleitet.

“Dass” ist also ein Wort wie “weil”, und “das” ist ein Wort wie “der”.

 

That’s it. Das ist die komplette Regel, die wir uns so schnell einprägen können und dann für immer und ewig Ruhe vor diesem peinlichen Fehler haben.

Zum Verständnis würde ich die prägnante Erklärung gerne anhand von Beispielen verfestigen.

 

“Das” ist mit “jenes”, “welches” und “dieses” auszutauschen.

Das Buch ist toll. = Dieses Buch ist toll.
Ich finde, dass Käse gut schmeckt. != Ich finde, jenes Käse gut schmeckt.
Er hat ein Buch geschrieben, das ein grünes Cover ziert. = Er hat ein Buch geschrieben, welches ein grünes Cover ziert.
Sie haben ein Denkmal gebaut, das anbetungswürdig ist. = Sie haben ein Denkmal gebaut, welches anbetungswürdig ist.
Hast du gehört, dass Karin nach Mallorca gezogen ist? != Hast du gehört, welches Karin nach Mallorca gezogen ist?

 

“Dass” leitet einen Nebensatz ein, der wie ein Weil-Satz umgestellt wird. Auf ein “dass” folgt kein Hauptsatz, der wie ein Denn-Satz klingt.

Man sagt “Ich bin müde, weil ich wenig geschlafen habe” und nicht “Ich bin müde, weil ich habe zu wenig geschlafen”. Ebenso sagt man “Ich finde, dass du das gut gemacht hast” und nicht “Ich finde, dass du hast das gut gemacht”.

Mit einem “das” mit nur einem s werden allerdings Hauptsätze an einen Satz gereiht:

“Ich finde, das ist eine gute Idee.”
“Ich finde, dass das eine gute Idee ist.”

“Glaubst du wirklich, das Kornfeld wurde von einer Gottheit gepflügt?”
“Glaubst du wirklich, dass das Kornfeld von einer Gottheit gepflügt wurde?”

  

Das-Dass-Fehler im Manuskript korrigieren

Nun gibt es noch das Problem der Betriebsblindheit. Wenn du 400 Seiten überarbeitest, das Lektorat umsetzt und/oder korrigierst, geht natürlich mal etwas durch die Lappen.

Wenn ich meine Manuskripte abgabefertig habe und veröffentlichen könnte, habe ich immer noch eine To-Do-Liste, die ich abarbeite, bevor das Buch wirklich fertig ist. Darauf steht unter anderem das Dass drauf, denn die Blamage eines solchen Fehlers möchte ich mir nicht geben. Schon gar nicht, wenn ich bei jedem Buch, das ich lese, an das-dass-Fehlern rummosere 😉

Was spricht dagegen, das Manuskript am Ende einfach mit Strg. + F zu durchsuchen und alle “das” und “dass” abzugehen? In Hanover’s Blind kommen 197 “dass” vor und 330 “das”. Klingt viel, aber du bist Schriftsteller. Dein Buch ist ein Produkt. Es soll perfekt sein. Du stehst dahinter. Du hast bereits Liebe, Leid, Tränen und Schweiß investiert. Also: Go for it.

 

Zum Schluss dieses Artikels möchte ich dir einen Tipp mit auf den Weg geben: Suche gezielt nach “,das “, also Komma, das, Leerzeichen. Denn das ist der häufigste Fehlerpunkt, denn viele Schreibende, die sich an einer Stelle unsicher sind, denken an die (meiner Meinung nach völlig hirnrissige Regel): “Nach jedem Komma kommt ein ‘dass’ mit zwei ‘s’.”

 

Wie sieht es bei dir aus? Kommst du mit der deutschen Grammatik problemlos zurecht? Oder hast du hier und da Probleme? Stören dich das-dass-Fehler? Teil es mir in den Kommentaren mit!

Alles Liebe,

Kia



3 Kommentare

  1. Karl-Heinz Zimmer

    Liebe Kia,
    die beiden Gründe für die das/dass-Fehler sind meines Erachtens sehr schlicht:

    1. Wer schreibt, verschusselt sich und tippt mal ein ‘s’ zu viel, mal eines zu wenig …

    2. Der sog. “Deutsche Literaturbetrieb” verwandelte sich in den letzten Jahrzehnten allmählich in eine wüste Lachnummer, bloß merkte hat er’s noch nicht, da Dünkel und Arroganz die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen ‘Leistung’ allzu oft verhindern:

    ‘Normal’ ist beim “Deutschen Literaturbetrieb” heutzutage oft, schlechte Arbeit zu machen!

    * Lektorat und Korrektorat werden Geld-sparend ausgelagert, anstatt sie als wichtige Teile verlegerischer Arbeit anzusehen.
    * Falsche Trennung siehst Du so häufig wie andere Fehler verschiedenster Art.
    * Übersetzer*innen werden mies und noch mieser bezahlt, und, und, und …

    Mich veranlasste es mittlerweile zur bösen Beweislastumkehr: Ich gebe größeren Verlagen (und besonders sog. “Publikumsverlagen”) kaum noch Vertrauensvorschuss, sondern sehe sie bis, zum Beweis des Gegenteils, als literarische Dünnbrettbohrer an!

    Lieben Gruß
    Karl-Heinz

    PS: Dein Vorschlag, gerade dieses Detail selber, vor dem Absenden, nochmals gründlich zu prüfen, ist angesichts des real-existierenden “Deutschen Literaturbetriebs” natürlich umso wertvoller! 🙂

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  2. Marcel Michaelsen

    Ich finde bei mir diesen Fehler auch häufiger während der Überarbeitung und habe eine eindeutige Theorie, woran das liegt. Das Wort “dass” ist einfach schlecht gewählt. Als die deutsche Sprache erfunden/entwickelt/entdeckt/von irgendwas abgeleitet wurde/wie auchimmer Sprachen entstehen, gingen scheinbar die Ideen aus und jemand dachte sich “hey, warum hängen wir nicht einfach an irgendein Wort noch einen Buchstaben hinten ran, das wird schon jeder raffen” und dann hat er blind ins bisher vorhandene Wörterbuch getippt und der Finger blieb auf dem Wort “das” stehen. Und daraus wurde dann “dass”. “So, Mittagspause.” Und dann wurde nicht weiter darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, stattdessen einfach noch irgendein neues Wort zu entwerfen, das man stattdessen verwenden könnte. Zum Beispiel “derf” oder “wrobskila”. Hätte eindeutig weniger Verwirrung nach sich gezogen.
    Das Grundproblem ist aber eigentlich, dass ich im Affekt nach einem Komma “dass” statt “das” schreibe. Diese Angewohnheit sorgt dann eben dafür, dass das “das” oft zu “dass” wird und ich es hinterher korrigieren muss. Vorausgesetzt es fällt mir dann bei der Überarbeitung auf. Dabei kann man natürlich schon mal den ein oder anderen Fehler übersehen. Der Vorschlag mit der Suchfunktion ist da gar nicht so schlecht. Werde ich mir merken.
    Ich glaube aber nicht, dass das Problem wirklich daran liegt, dass die Leute die Regel nicht kapieren. Ich halte es eher für Flüchtigkeitsfehler, wie bei mir eben oft der Fall. Fällt also nicht in die Kategorie “seid und seit”, wo manche scheinbar tatsächlich Probleme mit haben.

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  3. Ina Degenaar

    Liebe Kia,
    ich habe volles Verständnis, dass Du Dich über diesen Dauerfehler aufregst. Angesichts der vielen falschen dass/das mag ich nicht nur an Flüchtigkeitsfehler glauben. Mir ist aber noch nicht aufgefallen, dass sich diese Fehler in Büchern häufen, je näher man ihr Ende kommt.
    Viele Grüße
    Ina

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