Worum es eigentlich beim Schreiben geht

von | 31.07.2021 | 0 Kommentare

Heute sprechen wir über die Message unserer Bücher, über autobiografische Anteile und darüber, wie viel Autor in ein Buch reinfließt.

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Wir, das sind: Michael Hirtzy, Sci-Fi-, Horror- und Thriller-Autor, der sagt, er schreibt nichts Autobiografisches in seine Bücher, bedient sich wohl aber seiner Erfahrungen.

Catherine Strefford, die aus einem kleinen Gedankenspiel in ihrem Alltag einen Charakter und gleich zwei Bücher rund um seine Erlebnisse gesponnen hat.

Babsi Schwarz, die nicht nur Kenntnisse aus ihrem Psychologie-Studium, sondern auch mindestens einen Insider in ihrem Buch versteckt hat.

Ich bin derzeit im Urlaub, und daher habe ich euch etwas ganz tolles vorbereitet: Das Ferienprogramm! Vom 3. Juli bis zum 20. August hört ihr mich und tolle Gäste wie Michael Hirtzy, Catherine Strefford und Babsi Schwarz! Ab dem 30. August geht es dann wieder weiter wie bisher.

 

Die Message hinter unseren Büchern

Ich möchte jetzt gerne mit meinen Gästen über die Message hinter unseren Büchern sprechen, denn Protagonist und Antagonist haben Ziele und tun Dinge. Und dann geschehen Konflikte. Die Geschichte löst sich auf, aber dennoch hat ein Buch so eine grundlegende Aussage, diese Message.

Kia Kahawa: Liebe Cathy, was ist die Message deiner Bücher?

Catherine Strefford: In “Nur kurz Leben” ist die Message, dass man ziemlich viele Dinge ändern kann, wenn man sie denn ändern möchte. Es gibt natürlich Sachen, auf die hat man keinen Einfluss und damit muss man einfach leben. Aber grundsätzlich ist vieles einfach eine Einstellungssache und wenn man will, kann man an den Dingen etwas ändern. Das ist natürlich nicht immer einfach und das ist mit viel Arbeit und Anstrengung verbunden, aber möglich ist es. In Teil 2, das ist ja noch der Arbeitstitel, wo Richie auch wieder die Hauptrolle hat. Geht das noch ein bisschen weiter, nämlich dass man manche Dinge nur ändern kann, wenn man andere Dinge aufgearbeitet hat, dass alles irgendwie zusammenhängt. Und auch wenn man manchmal gar keinen Zusammenhang mehr sieht, der Zusammenhang trotzdem noch da ist und diese Verknüpfungen einem manchmal das Leben erschweren, obwohl man das gar nicht möchte. Grundsätzlich habe ich nicht so die eine große Message, die ich in allen meinen Geschichten wiederhole, sondern meine Thematik ist eher so, dass Menschsein an sich und all die Problematiken, die da so dran hängen, aber auch all die schönen Dinge, die da dranhängen, das Menschsein halt nicht immer so einfach ist, wie man es sich wünschen würde, sondern dass es halt tatsächlich mit Arbeit verbunden ist, auch oft mit Entscheidungen und Dingen, die nicht so einfach sind, aber dass alles irgendwie schaffbar ist, wenn man denn möchte oder vieles schaffbar ist, wenn man möchte.

Kia Kahawa: Danke für diese Antwort. Ich habe Stand heute beide deiner Bücher gelesen und lektoriert und kann definitiv unterstreichen, dass dir gelungen ist, das rüberzubringen. Michael, gibt es bei dir ein wiederkehrendes Thema oder eine Message?

Michael Hirtzy: Aus meiner Sicht, eine Message in der Form, dass ich versuche, meinen Leserinnen oder Lesern irgendetwas beizubringen oder eine Botschaft hinüber zu bringen, würde ich die Frage mit einem “Nein” beantworten. Aus der Sicht des wiederkehrenden Themas, aber ist es doch ein “Ja”. Denn meine bisherigen Romane befassen sich sehr intensiv mit dem Thema Technologie – Vertrauen und vor allem, wozu es führen kann, wenn Menschen zur Technologie verliebt sind und glauben, dass alles, womit sie es im täglichen Alltag zu tun haben, alle Ideen, alle Probleme mit Technologie zu lösen sind. Insofern ist das sicherlich ein wiederkehrendes Thema. Wobei es nicht so ist, dass ich jetzt gezielt in diese Richtung schreibe, sondern diese Themen einfach aktuell passen und deswegen das Grundthema meiner bisherigen Romane sind.

Kia Kahawa: Wiederkehrende Themen, die aktuell passen, die ergeben sich wohl auch einfach aufgrund deines Charakters. Bei mir sind es die Protagonisten, die ihre eigenen Widersacher sind und sich irgendwie selbst im Weg stehen. Das hat bei mir dadurch angefangen, dass ich Spannung als solche gar nicht so gerne gelesen habe. Ich mochte nie das Klischee eines Bösewichts und nie diesen Kampf zwischen Gut und Böse, weil das immer im Außen geschehen ist. Als ich das für mich und mein Schreiben ins Innere getragen habe und psychologische Entwicklungsaspekte mit reingebracht habe, hat sich mein Schreiben erst so richtig flüssig und richtig angefühlt. Apropos psychologische Entwicklungsaspekte, liebe Babsi, worum geht es in deinem Buch und hast du auch eine Message in deinen Büchern?

Babsi Schwarz: Um vieles! Wow, was für eine Antwort. Es geht um Mavi. Sie ist eine Halbnixe und damit eine Rarität. Und sie flieht vor einem Marineforscher, der ziemlich besessen von ihr ist und landet dann aber ausgerechnet auf einem Piratenschiff und ist dann so, Okay! Scheiße! Und freundet sich dann mit ihnen an und baut so ein bisschen ihre Vorurteile ab, verliebt sich auch. Und natürlich ist die Marine, aber ihr auf den Fersen und den Piraten auf den Fersen. Und dann gibt es Kämpfe und so. Ja. Ich bin nicht so gut in meine Bücher zu pitchen, tut mir leid! Aber ich habe immer, ja, schwierig zu sagen, ob ich immer eine Message drin habe. Ich denke schon, weil ich schreibe sehr Charakter orientiert. Das heißt, Charakterentwicklung und nachvollziehbare Beweggründe und Motive sind mir sehr, sehr wichtig. Und jetzt speziell die „das Meer der Legenden“, ist die Message, glaube ich so ein bisschen, sich selbst zu vertrauen, anderen auch zu vertrauen. Und dass man gar nicht immer genau rational wissen muss, was jetzt als nächstes passiert und nicht immer alles planen muss, um an sein Ziel zu kommen, dass man sich ein bisschen treiben lassen kann. Und das finde ich eine sehr schöne Message, weil es auch so eine Message ist, die aus dem Schreibprozess entstanden ist. Weil ich mich die Hälfte des Buches darüber aufgeregt habe, dass meine Protagonistin Mavi nicht so ganz weiß, was mit ihrem Leben anfangen soll. Und diese. Dieser Beweggrund. Irgendwie. Dass ihre Mutter halt gestorben ist und es so ein bisschen eine Lücke in ihr Leben gerissen hat, dass sie da nicht raus gefunden hat.

Bis sich dann letztendlich zu dem Schluss gekommen bin, dass sie doch gar nicht aus dieser Lücke herausfinden muss, dass es okay ist, wenn sie dann noch ein bisschen verloren bleibt und das vielleicht auch erst exploriert. Also ich hoffe ja, dass ich bei Gedankenreich einen zweiten Teil schreiben darf und dass wir dann da uns die Zeit nehmen können, ihr ein Ziel zu geben. Etwas, für das sie brennt und wo sie leidenschaftlich ist, weil sie das so ein bisschen verloren hat. Und ich glaube, sich in sich selbst vertrauen, aber auch anderen zu vertrauen ist so ein wiederkehrendes Muster. Also wenn ich es an meine anderen Projekte denke, dann gibt es da viel Zwischenmenschliches. Und darum, sich zu öffnen. Und ich habe mit der eigenen Vergangenheit irgendwie Sinn bringend umzugehen. Und ich hab natürlich, ich habe Psychologie studiert und da sind natürlich viele psychologische Motive mit drin, weiß jetzt gar nicht immer unbedingt psychische Erkrankungen sind, sondern wirklich mehr so diese Entwicklung, die da geschieht und das ist mir sehr wichtig. Ja, mit Selbstzweifeln umgehen und da irgendwie was draus machen zu können, ohne jetzt von 0 auf 100, von ängstliches, graues Mäuslein, zu Hey! Ich bin Superstar, sondern wirklich eine realistische Entwicklung, die auch irgendwie passt. Und. Ja, das ist es, glaube ich, was so in meinen Büchern bisher so die wiederkehrende Botschaft ist.

Kia Kahawa: Eine Message, die aus dem Schreibprozess entstanden ist und somit auch etwas mit deinem Leben als Autorin zu tun hat, ist natürlich besonders wirkungsvoll und kräftig, wenn sie dann im Buch rüberkommt, finde ich. Also vielen Dank für deine Antwort. Ich kann das fühlen.

 

„Niemand kann nicht autobiografisch schreiben“

Kia Kahawa: Und an dieser Stelle würde ich dich gerne direkt fragen. Niemand kann autobiografisch schreiben. Das ist so ein Satz, der in der Buchbranche oder eher in der Autoren-Bubble rumgeistert. Findest du, diese Aussage stimmt?

Babsi Schwarz: So, aus einer rein wissenschaftlich, psychologischen Perspektive würde ich sagen, dass man sich gar nicht von seiner eigenen Autobiografie loslösen kann. Bei Autobiographie vielleicht zu eng gefasst ist. Aber es ist ja individuell, wie wir die Welt wahrnehmen. Wie wir Dinge bewerten. Was für Erfahrungen wir gemacht haben. Und um Perspektiven zu wechseln oder eine andere Perspektive anzunehmen, braucht es Empathie und es braucht auch ein Vorstellungsvermögen. Und auch das ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Und letztendlich könnte man vermutlich versuchen, ein Buch zu schreiben, rein aus dem Lehrbuch, ohne irgendwelche Muster aus dem eigenen Leben aufzugreifen, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich, weil alleine wie Konflikte angelegt werden, wie vielleicht Gut und Böse definiert werden in unseren Geschichten. Das hängt ganz eng mit dem eigenen Moralverständnis zusammen. Und auch wenn man Charaktere schafft, die einem ganz unähnlich sind, dann tut man das ja aus seiner Perspektive und wir können nicht aus unserer Haut. Das muss nichts Schlechtes sein, das macht es ja auch so großartig und das macht es auch o.k., dass es zig Milliarden Bücher mit Vampiren und Menschenfrauen gibt, weil jeder Mensch oder jeder Autor, jede Autorin da eine eigene Perspektive mit in diese Grundgeschichte reinbringt und dadurch halt auch die Geschichte wieder lesenswert macht, weil wenn das nicht so wäre, wären die Geschichten ja alle gleich. Und sie haben viele Ähnlichkeiten, aber trotzdem haben die meisten Bücher doch irgendwie so eine eigene Herangehensweise, so einen anderen Twist, sei es eine andere Bewertung von den ganzen Sachen. Und das macht es ja auch eigentlich spannend. Also ich finde Menschen und ihre Autobiografien spannend und ich denke auch, dass sich das in den in den Werken irgendwie niederschlägt. Und auch das finde ich unfassbar spannend und deswegen würde ich diese Aussage schon größtenteils zustimmen. Wobei das aber nicht in einem wirklich direkten Sinne gemeint ist. Ich glaube, so darf man das nicht sehen, dass man jetzt jeder seine eigene Lebensgeschichte verarbeitet oder seine inneren Konflikte. Und das sag ich jetzt, obwohl ich über Selbstzweifel schreibe und sehr viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen habe. Aber ich glaube, es ist mehr so ein auf einer Meta-Ebene. Wirklich, wie man die Welt sieht, wie man Dinge bewertet, wie man etwas wahrnimmt, worauf man auch den Fokus legt. Es gibt ja viele AutorInnen, die schreiben sehr visuell, andere schreiben viele Geräusche oder Gerüche. Und auch das ist ja schon in dem Sinne ein Stück der Autobiographie, weil es so den eigenen Fokus wiedergibt. Genau!

Kia Kahawa: Das erinnert mich daran, was Catherine Strefford in der ersten Folge dieses Sommerferien-Programms gesagt hat, als wir über USP und Alleinstellungsmerkmale gesprochen haben. Cathy hat gesagt, dass jeder etwas Besonderes ist, weil niemand sonst etwas so tun, denken, fühlen oder schreiben kann, wie wir es tun. Zum Glück ist Cathy auch heute bei dieser Folge dabei. Also frag ich mal dich, liebe Cathy, findest du, niemand kann nicht autobiografisch schreiben?

Catherine Strefford: Ich weiß nicht, ob man pauschal sagen kann, dass niemand das kann. Aber bei mir ist es tatsächlich so, dass vieles, was ich erlebt habe oder was ich mag oder auch nicht mag, in meinen Figuren Platz findet, wenn manchen mehr, in manchen weniger. Richie aus “Nur kurz leben” hat tatsächlich ziemlich viel von mir abbekommen. Leute, die mich kennen, werden das vermutlich auch an der einen oder anderen Stelle wiedererkennen. In anderen Geschichten, die ich schon geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht habe, haben die Figuren andere Aspekte von mir, die vermutlich auch wieder nur von Leuten erkannt werden, die mich kennen. Und ich kann mich davon nicht freimachen. Das passiert einfach. Hängt vielleicht einfach auch damit zusammen, dass ich am besten beschreiben oder darüber schreiben kann, was ich tatsächlich auch schon mal erlebt habe. Was nicht heißen soll, dass alles in meinen Büchern irgendwie autobiografisch ist. Natürlich ist da noch viel recherchiert und viel fantasiertes drin. Da darf man nicht den Fehler machen zu glauben, dass alles, was in den Büchern steht, direkt Erlebtes von den Autorinnen und Autoren ist.

Kia Kahawa: Danke für diese Antwort. Das finde ich auch sehr wichtig zu unterscheiden. Als Leserin oder Leser kann ich niemals von einer Geschichte, die fiktiv ist, auf den Autor oder die Autorin schließen. Welche Handlungen, Themen, Motive, Details und Gefühle aus dieser autobiografischen Ecke kommen, wissen nur AutorInnen und deren Engen und Bekannten. Das finde ich mega wichtig und würde ich gerne jeder Leserin und jedem Leser mitgeben. Michael, sag du uns jetzt bitte deine Meinung zum Thema.

Michael Hirtzy: Finde ich, dass die Aussage: Niemand kann nicht autobiografisch schreiben! Stimmt. Komplexe Frage. Einfache Antwort. Nein! Kann ich auch ganz einfach erklären. Ich schreibe phantastische Romane, Science Fiction Romane, Horror Romane. Ich kann definitiv bestätigen, dass ich die Dinge, die hier drinnen passieren, selbst noch nicht erlebt habe, auch nicht hoffe, sie irgendwann einmal zu erleben. Nicht einmal vergleichbare Situationen. Und in meinen Werken findet sich wenig bis gar nichts Autobiografisches von mir. Ich schreibe über meine Charaktere, über meine Protagonisten, aber nicht über mich selbst.

Kia Kahawa: Oha! Ich freue mich. Eine abweichende Meinung finde ich besonders toll für dieses Format. Dem habe ich gar nichts hinzuzufügen. Vielen Dank für deine Antwort.

 

Die Autor*innen in den Büchern

Kia Kahawa: Hast du denn dennoch schonmal autobiografischen Anteile in eines deiner Bücher geschrieben?

Michael Hirtzy: Wie ich schon bei der letzten Frage gesagt, schreibe ich kenne autobiographischen Bücher und bin noch nicht der Meinung, autobiografische Teile in meinen Büchern unterzubringen. Nichtsdestotrotz nutze ich natürlich meine private und berufliche Erfahrung, um Szenen in meinen Geschichten, Leben einzuhauchen. So findet sich z.B. in meinem neuen Roman, der im April dieses Jahres unter dem Titel Countdown zum Untergang erschienen ist, einiges aus meiner schon viele Jahre zurückliegenden Erfahrung beim Bundesheer. Darin beschreibe ich Strukturen und Art und Weise, miteinander umzugehen, wie sie im militärischen Umfeld ganz einfach normal sind. Insofern ziehe ich hier natürlich Dinge aus meiner Erfahrung, schreibe, aber nicht autobiografisch über Erlebnisse, die ich hatte, sondern verwende nur das strukturelle Wissen, genauso wie in meine Romane die Art und Weise, wie Konzerne und Manager denken und agieren natürlich auch hier auf meiner beruflichen Erfahrung basiert, aber wiederum nicht in der Form, dass ich diese Situationen so schon erlebt hätte, sondern einfach aufgrund der Erfahrung, wie Unternehmen ticken, wie Menschen ticken. Somit keine autobiografischen Anteile. Aber natürlich fließt die Lebenserfahrung in meine Werke mit ein.

Kia Kahawa: Hah, da sind also doch Elemente, die von dir und deiner Erfahrung in die Romane fließen. Ich denke, ich habe das Wort autobiographisch hier in meiner Frage nicht so richtig gut gewählt und dennoch war deine Antwort, die dich hören wollte, also perfekt. Danke, Cathy. Was für autobiografische Inhalte gibt es in deinen Büchern?

Catherine Strefford:  Nochmal, Richie aus “Nur kurz Leben” als Beispiel zu nehmen. Da ist der größte, offensichtlichste Part, den ich aus meinem eigenen Leben genommen habe. Der, dass er zunächst an einer Tankstelle arbeitet. Das hab ich selber einige Jahre getan und vielleicht ist auch daher irgendwie der Impuls gekommen für die Idee, was wäre denn eigentlich, wenn ich all dieses Geld, was mir während der ganzen Schicht durch die Hände geht, einfach mitnehmen würde und abhauen würde? Ich meine, solche Überlegungen hat vermutlich jeder schon einmal gehabt, der immer mal wieder mit Geldsorgen zu tun hat. Gemacht habe ich das natürlich nie. Aber das war glaub ich die Fantasie, aus der dann der ganze Rest um Richie entstanden ist, zu gucken, wenn man es aber doch mal machen würde, was passiert dann? Und was für eine Geschichte kann daraus dann entstehen?

Kia Kahawa: Was für eine witzige Überlegung. Einfach mal das Geld mitzunehmen. Also solche winzig kleinen Gedanken aus dem Alltag und diese kurze Träumerei oder Spinnerei, die können ganze Buch inspirieren, wie wir bei dir sehen. Wie du den Gedanken mit dem Geld hattest. So hatte ich das damals übrigens in der Tanzschule, als ich mir Hanover’s Blind überlegt habe. Denn ich kann etwas länger tanzen, zehn Jahre länger als mein Tanzpartner. Der hat angefangen und ich habe mit ihm auch nochmal den Anfängerkurs gemacht. Und weil ich alles schon konnte, habe ich dann geführt. Aber er hat ja gerade gelernt zu führen. Und dann haben wir gegeneinander geführt und wir haben furchtbar schlecht getanzt. Unsere Tanzlehrerin hat mich dann blind gemacht. Also ich musste die Augen schließen und blind tanzen. Das heißt, ich konnte nicht mehr führen. Ich musste meinem Partner vertrauen. Und daraus ist der Liebesanteil von Hanover’s Blind bzw. diese besondere Szene oder ich sag mal, das ganze Kapitel und eben auch die Charaktere entstanden. Also gerade diese winzig kleinen Momente, die halte ich für unfassbar wertvoll. Und da macht es auch Spaß, weil man nie weiß, was man erlebt oder was das Gehirn einem so präsentiert im Alltag. Und dann wird da plötzlich ein Buch draus. Das finde ich richtig toll. Babsi Magst du uns zum Abschluss ein bisschen aus dem Nähkästchen erzählen? Was ist bei dir autobiografisch drin?

Babsi Schwarz: Ich glaube, ich habe schon einige autobiografische Anteile in meinen Büchern. Also, zumindest, wie ich vorhin auch gesagt hatte bei der Frage, autobiographisch bedeutet für mich nicht nur lebensgeschichtlich, sondern wirklich, wie ich die Welt wahrnehme, was so meine Kernthemen sind. Mavi hat ja viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen und das kenne ich sehr, sehr gut. Dieses Gedankenkarussell, das sich anschmeißt, aber auch in gewissen Maße dieses sich treiben lassen und nicht genau wissen, ob man dahin möchte, wo man rauskommt. Und ich weiß im Gegensatz zu Mavi, wie sehr, sehr genau, was ich möchte. Auch wenn ich das nicht immer klar ausdrücken kann und es nicht immer sehe. Ich weiß es in meinem Inneren drin habe ich eigentlich immer eine klare Position zu den meisten Sachen und zu den meisten Ereignissen in meinem Leben. Und ansonsten muss ich gerade überlegen. Ich glaube, ich vermeide es sehr autobiografisch zu schreiben, wobei ich ab und an gerne mal irgendwie so eine winzige Anekdote reinschreibe, wahrscheinlich keiner merken würde, dass das jetzt nicht erfunden ist, weil es zum ulkigen Ton der Szene passt oder so, sondern wirklich halt, die dann wirklich gesprinkelt sind. Also sehr, sehr sporadisch mach ich. Das Meer der Legenden, gibt es da zwei Anekdoten quasi, die ihren Weg rein gefunden haben, die eine ist der Kartoffel Entzug. Das ist so ein Insider, der mal auf einer Urlaub mit meinen Mädels ist auch schon wieder lange lange her entstanden ist. Was den eine, sag ich mal bekiffte Wache, so vor sich hin faselt, sodass sie Kartoffelentzug braucht. Das ist halt so ein komplett irrelevantes Detail. Aber ich muss jetzt mal drüber schmunzeln. und die andere ist quasi, der Name hauptsächlich einer Figur und eine Anekdote, die er erzählt, die an einem Erlebnis meines ehemaligen Mitbewohners orientiert sind, was sehr witzig ist. Also falls Sie das “Meer der Legenden” lesen und auf Jassin stoßt, dann vielleicht erzähle ich euch diese Anekdote, wobei ich sie nicht so dramatisch erzählen kann wie mein Mitbewohner. Aber ist sehr, sehr lustig. Und ansonsten vermeide ich das und sind wenn dann wirklich eine ganz kleine Kleinigkeit gehalten, die ich dann aber schon sehr, sehr bewusst reinschreibe. Und unbewusst sind es vermutlich eher die Themen, die ich wähle und die moralischen Schlüsse, die ich ziehe, weil ich selber sehr gegen Gewalt bin. Was paradox ist, weil ich unfassbar gerne Charaktere schreibe, die sehr gewalttätig sind, aber letzten Endes immer eine Figur als Gegengewicht habe, die das sehr verurteilt und in Frage stellt und ihre Konflikte eigentlich anders löst. Ja, aber so gesehen habe ich durchaus autobiografische Anteile in meinen Büchern und vielleicht sogar einige, die ich noch gar nicht bemerkt habe.

Kia Kahawa: Danke für diese Antwort. Ich bin total gespannt, dein Buch zu lesen. Kleine Anekdoten und Easter Eggs streue ich immer super gern in meine Geschichten rein. So wie du den Kartoffelentzug in dein Buch erwähnt hast, habe ich einmal mich und einen Freund beim Schreibtreff in mein Buch reingeschrieben. Also wer „Hanover’s Blind“ liest, wird eine Stelle finden, an der ich im Café sitze und meinen Sciencefiction Buch „Endstation – die Passepartout-Logfiles“ schreibe.

Eure Antworten haben wieder einmal eine bunte und reichhaltige Folge für das Auto(r)preneur-Sommerferienprogramm gegeben. Ich danke meinen heutigen Gästen Babsi Schwarz, Michael Hirtzy und Catherine Strefford!

Jetzt zu euch, liebe Leser*innen: Wenn euch dieses Format gefällt, lasst uns einen Kommentar da, ein Herzchen, stellt Fragen und teilt diesen Podcast in dem sozialen Medium deiner Wahl. Den Auto(r)preneur-Podcast gibt es drei Mal im Monat. Jeweils am 10., am 20. Und am 30. Tag des Monats. Findest du das cool, dann unterstützte mich jetzt auf meiner Patreon-Seite. Du zahlst einen winzigen Betrag und kannst die nächste Folge schon heute hören.

 

In dieser Folge erwähnt:

Das Meer der Legenden

Nur kurz leben

NKL2

Hanover’s Blind

Endstation – die Passepartout-Logfiles

 

In dieser Folge mit dabei:

Barbara Weiß

Website: https://babsi-schwarz.de/

Twitter: @blues1ren

 

Catherine Strefford

Website: https://autorin.catherine-strefford.de/

Twitter: @CatStreff

Instagram: catherine.strefford

 

Michael Hirtzy

Website: https://www.michael-h76.at/

Twitter: @michael_h76

Instagram: @michael_h76_autor

 

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