Eine der wichtigsten Fragen seit tausenden Jahren ist: „Verleiten Fantasy-Bücher zum Okkulten?“ Ich kenne viele Leser der Fantasy, bin ihr selbst nicht abgeneigt, kenne aber keine Okkultisten persönlich. Damit ist die Frage wohl beantwortet. Aber was macht die Fantasy dann so interessant?
Die Historie der Fantasy
Es ist schwierig, festzulegen, wann die erste Fantasy-Geschichte entstand. Nach unserem Kenntnisstand dürfte die Ilias von Homer mehr oder weniger der Anfang sein. Obwohl auch hier sicher schon etwas zuvorkam, das als Inspiration diente. Sie entstand im 8. Jahrhundert vor Christus und enthält bereits Facetten, die wir heute noch in der Fantasy finden. Beispielsweise die Einbeziehung von Göttern.
Was vermutlich ebenfalls schon bei Homer zu finden war, sind Versatzstücke aus der realen Geschichte. Häufig bildet die Fantasy eine Erweiterung von realen Ereignissen ab. So beispielsweise in der Nibelungensage, die um 1200 entstand und vor dem realen Hintergrund des Untergangs zweier Germanenreiche spielt. Nach heutigem Stand entstand die Nibelungensage aus Erzählungen, die bereits seit hunderten von Jahren in Skandinavien, England und Deutschland verbreitet waren. Obwohl sich die Erzählungen immer unterschieden, gab es bestimmte Aspekte, die immer gleich blieben. Die Fantasy hatte also schon immer einen „wahren Kern“.
Das vielleicht bekannteste Fantasy-Werk „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien soll auf gewisse Weise eine Verarbeitung der Weltkriege sein. In jedem Fall aber fand Tolkien Inspiration in historischen Texten über germanische Völker und die Angelsachsen.
Andere Ansätze finden sich beispielsweise bei Terry Pratchett. Dessen Scheibenwelt greift nicht nur gerne die wahre Historie der Erde auf, sondern beleuchtet auch sehr stark unsere Gesellschaft und die Realität, die wir als normal betrachten, während wir die Scheibenwelt für verrückt halten. Dabei ist unsere Realität nicht weniger irrsinnig – vielleicht sogar noch mehr als die der Scheibenwelt.
Fantasy Subgenres
Heute geht die Fantasy viele Wege. Der „wahre Kern“ bleibt aber meistens erhalten, und sei es nur am Rande. In den unterschiedlichen Subgenres der Fantasy lassen sich neben allerlei fantastischen Elementen immer auch wahre Ereignisse und Blicke in die uns bekannte Realität werfen.
High Fantasy
Der bereits erwähnte J.R.R. Tolkien gilt als Begründer der modernen High Fantasy. Die Welten in der High Fantasy lehnen sich meistens an das Mittelalter an. Neben Menschen tummeln sich darin aber zahlreiche Fabelwesen wie Elfen, Zwerge oder sprechende Bäume.
In der High Fantasy spielt eine Magie in der Regel eine zentrale Rolle. Die Antagonisten sind den Protagonisten durch Magie oft überlegen. Die Protagonisten begeben sich auf eine Heldenreise, um einen Weg zu finden, gegen die Übermacht zu bestehen.
Low Fantasy
Die Low Fantasy ist kein exaktes Gegenstück zur High Fantasy. Der Unterschied liegt vielmehr darin, dass die Geschichten in der Low Fantasy nicht weltumspannend sind, sondern sich auf Einzelschicksale konzentrieren. Dadurch sind die Geschichten meistens persönlicher als in der High Fantasy.
Den Ursprung hat die Low Fantasy in den Pulp Magazinen (hierzulande bekannt als Heftroman/Groschenroman). Dementsprechend gibt es in der Low Fantasy keine klassischen Helden, die „rein gut“ sind. Es handelt sich eher um realistische Figuren, die nicht ausschließlich positive Taten vollbringen, um ihr Ziel zu erreichen.
Ein Ableger der Low Fantasy ist „Sword & Sorcery“. Dabei nutzen die Antagonisten Magie, während die Protagonisten sich mit realen Waffen wie Schwertern begnügen müssen. Hier sind die Parallelen zur High Fantasy stärker, da es sich meisten um eine klassische Heldenreise handelt.
Dark Fantasy
In der Dark Fantasy ist der Name Programm. Die Geschichten haben düstere Elemente und sind an das Horror-Genre angelehnt. Oft spielen Leidenschaft und Erotik eine wichtige Rolle.
Magie ist in der Dark Fantasy in der Regel ebenfalls eine dunkle Kraft, die eher schädlich als nützlich ist. Zumindest hat sie immer einen Preis.
Urban Fantasy
In der Urban Fantasy verlagert sich die Fantastik in die uns bekannte Realität. Meistens in Großstädten, in denen sich neben den Menschen allerhand Fabelwesen tummeln. Das kann entweder ein bekannter Aspekt sein oder ein Geheimnis, von dem nur bestimmte Menschen wissen, während alle anderen ein Leben führen, wie wir es kennen.
Eine bekannte Trope der Urban Fantasy ist die Protagonistin, die plötzlich mit der Wahrheit der Fantasy-Welt konfrontiert wird und erfährt, dass Magie und Fabelwesen echt sind.
Light Fantasy
Die Light Fantasy ist nicht zu verwechseln mit der Low Fantasy. Hier geht es locker zu und die Geschichten nehmen sich nicht zu ernst. Deshalb wird sie auch als Humor Fantasy, Funny Fantasy oder schlicht Funtasy bezeichnet.
Light Fantasy greift auf bekannte Versatzstücke der Fantasy zurück, macht sich aber entweder bewusst über diese lustig oder nutzt sie für einen satirischen Ansatz. Für die Figuren innerhalb der Geschichten sind die bizarren oder irrwitzigen Ereignisse ganz normal. Der Humor entsteht durch Überspitzung, wodurch die Situationen für die Leser lustig werden.
Es gibt natürlich noch zahlreiche Subgenres mehr in der Fantasy. In welchen davon hast du bereits geschrieben? Erzähl uns gerne davon in den Kommentaren.