„Wie viele Seiten sollte ein Buch haben?“ Seltsamerweise kriegen wir diese Frage häufiger gestellt. Dabei ist die einfache Antwort darauf: „So viele, wie dein Buch braucht.“ Aber wir wollen trotzdem mal genauer auf die Frage eingehen.
Die Seitenzahl im Buchdesign
Wenn wir die Frage „Wie viele Seiten sollte ein Buch haben?“ stellen, können wir aus unterschiedlichen Richtungen an die Antwort herangehen. Schauen wir uns zuerst einmal das Design an.
Wenn wir ein Buch designen, arbeiten wir gleichzeitig an Buchsatz und Coverdesign. Das liegt unter anderem daran, dass sich beide Designs gegenseitig ergänzen und so Ideen für beides entstehen. Aber auch daran, dass für das Coverdesign die Buchseitenzahl bekannt sein muss. Und die Seitenzahl ergibt sich aus dem Buchsatz.
Die Seitenzahl und die Auswahl des Papiers bestimmen, wie dick das Buch wird und somit die Breite des Buchrückens.
Andersherum benötigen wir für den Buchsatz aber das fertige Frontcover für den Haupttitel im Buch.
Es ist ein wenig das berühmte Henne-und-Ei-Problem.
Kennen wir für das Coverdesign die Seitenzahl noch nicht, rechnen wir mit einem Zentimeter auf hundert Seiten. Das ergibt aber natürlich kein korrektes Maß, das wir am Ende nutzen können. Bei einem Papier von 90 Gramm und und einem Volumenfaktor von 1,5 passt es zwar ganz gut, aber die Papierauswahl spielt entsprechend auch noch eine Rolle.
Für den Buchsatz rechnen wir mit Normseiten á 1.500 Zeichen. Das heißt, deine Normseitenzahl ergibt sich aus der Zeichenzahl in deinem Manuskript (inklusive Leerzeichen) geteilt durch 1.500. Und wenn hundert Normseiten einem Zentimeter entsprechen, können wir so ungefähr das Maß für den Buchrücken berechnen.
Hast du beispielsweise genau 150.000 Zeichen in deinem Manuskript geschrieben, erhalten wir genau hundert Normseiten und entsprechend einen Buchrücken von einem Zentimeter.
Damit der Buchrücken gut bedruckt werden kann, streben wir im Design eine Breit zwischen fünf Millimeter und vier Zentimeter an. Durch das Buchformat können wir das Maß beeinflussen und haben natürlich im Design einen gewissen Spielraum mit Schriftgrößen und anderen Entscheidungen.
Jetzt aber konkret: Wie viele Seiten sollte ein Buch haben?
Betrachten wir die Frage nun einmal aus dem Blickwinkel des Autors. Eigentlich interessieren dich Designentscheidungen ja erstmal nicht, wenn du dein Buch schreibst. Das ist alles etwas für später, wenn dein Manuskript geschrieben ist.
Kinderbücher
Fangen wir mal mit Kinderbüchern an. Im Hardcover haben Kinderbücher meistens rund 40 Seiten. Bei Kinderbüchern sprechen wir aber nicht von Normseiten, da diese meistens wenig Text haben und den Inhalt mit Bildern auffüllen.
Erste Lesebücher bis Jugendbücher
Bücher für Kinder im ersten Lesealter bis zu Büchern für Kinder vor der Pubertät haben meistens irgendwas zwischen 80 und 200 Seiten.
Auch hier ist von gedruckten Seiten die Rede, da in diesem Fall die Schriftgröße meistens die Normseitenzahl verändert. Eine größere Schrift sorgt logischerweise für mehr Seiten.
Ein Drittklässler liest eher ein Buch mit 80 Seiten in Schriftgröße 16. Wenn er dreizehn Jahre alt ist, schrecken ihn auch 200 Seiten in normaler Schriftgröße nicht mehr ab.
Buchseitenzahl nach Genre
Ab der Jugend bestimmt eher das Genre die Seitenzahl. Dabei gibt es durchschnittliche Werte:
- Fantasy: 400 bis 600 Seiten
- Horror: 200 bis 400 Seiten
- Krimi: 250 bis 400 Seiten
- Thriller: 300 bis 500 Seiten
- Romance: 250 bis 400 Seiten
- Science-Fiction: 300 bis 600 Seiten
- Young Adult: 200 bis 450 Seiten
Sachbücher
Bei Sachbüchern gibt es eine Unterscheidung zwischen Sachbuch und Fachbuch.
Ein Fachbuch kann ein Format bis DIN A4 haben.
Wenn wir von Sachbüchern sprechen, meinen wir eher Ratgeber und Expertenbücher. Diese Bücher leben vor allem vom Inhalt. Da gilt es, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Wer ein dickeres Sachbuch will, bläht nicht den Text auf, sondern spricht mit seinem Buchsetzer. Mit Bildern, Grafiken und gestalterischen Elementen lassen sich Sachbücher immer ausbauen.
Expertenbücher haben im Schnitt zwischen 120 und 150 Normseiten. Durch Gestaltung mit Bildern, Grafiken und so weiter kommt man dann zwischen 180 und 250 gedruckten Seiten raus.
Ratgeber schwanken stark in der Seitenzahl. Vielleicht kennst du „Atomic Habits“, ein Ratgeber, in dem es darum geht, wie kleine Veränderungen große Wirkung haben. Ein wirklich tolles Buch mit über 300 Seiten. Aber den Inhalt könnte man auch auf 50 Seiten zusammenfassen. Das Buch ist voll mit Anekdoten und Beweisen, dass der Autor weiß, wovon er spricht, dass es dadurch auf eine sehr hohe Seitenzahl kommt.
„Der kleine Taschencoach“ kommt bei einem Format von 11,6 x 17 auf 160 Seiten. „Günter, der innere Schweinehund“ kommt bei ähnlichem Format auf um die 220 Seiten. Diese beiden Bücher gehen nicht so sehr in die Tiefe und haben viele Bilder und Illustrationen dabei. Auch da lässt sich der Inhalt also entsprechend runterdampfen auf weniger Seiten.
Am Ende soll ein Sachbuch aber mehr bieten als nur den inhaltlichen Text. Deshalb gehört es dazu, mit einigen Elementen im Design nachzuhelfen.
Durchschnittlich hat ein Ratgeber zwischen 128 und 170 Normseiten. Das können wir unseren Statistiken entnehmen, da wir über jedes unserer Bücher eine Liste führen. Es hat uns sogar ein wenig überrascht, denn wir machen zu 60 Prozent Sachbücher (Expertenbücher, Ratgeber, Fachbücher) und unser Seitendurchschnitt liegt bei 224.
Das heißt, unsere Belletristikkunden schieben den Durchschnitt stark nach oben. Schönen Gruß also an unsere Kunden mit 1.000 Normseiten.