Sind Buchblogs 2024 noch relevant für die Branche? Oder haben die sozialen Medien und andere Möglichkeiten des Marketings ihnen den Rang abgelaufen? Wir gehen der Sache auf den Grund und beginnen ganz am Anfang.
Die Entstehung der Buchblogs
Die ersten Buchblogs entstanden Anfang der 2000er, als Software für Weblogs frei zugänglich und leicht bedienbar wurde. Plattformen wie Blogger und WordPress luden Leser und Leserinnen dazu ein, sich eine Art Tagebuch für ihre gelesenen Bücher einzurichten.
Dementsprechend sahen die ersten Buchblogs auch aus. Buchblogger wollten schlicht festhalten, was sie gelesen hatten und ihre Meinung dazu niederschreiben. Ein monetärer Gedanke war nicht vorhanden. Buchblogs machten kein Geld, bauten sich aber eine kleine, treue Leserschaft auf.
Zu diesem Zeitpunkt gab es Rezensionen in Literaturmagazinen. Aber nicht jeder Leser abonniert ein Literaturmagazin. Der Zugang zu einem Buchblog ist viel einfacher und vor allem kostenlos. Viel wichtiger aber ist die Nähe zu den Bloggern. Leser hatten es plötzlich mit Persönlichkeiten zu tun und nicht nur mit irgendwelchen gesichtslosen Literaturkritikern, die in Magazinen ihre Berichte unterbringen.
Langsam bildete sich eine Community rund um die Buchblogs. Es entstanden mehr Buchblogs. Buchblogger entdeckten sich gegenseitig und vernetzten sich miteinander. Leser empfahlen Blogs an andere Leser.
Das alles entging auch den Autoren und vor allem Verlagen nicht. Die wachsende Reichweite und das gesteigerte Interesse an Buchblogs eröffnete neue Möglichkeiten für das Buchmarketing.
2015 hatten Buchblogs in Deutschland ihren Peak. Verlage versorgten Blogger mit Büchern, Selfpublisher nutzten Buchblogs, um Aufmerksamkeit auf ihre Veröffentlichungen zu lenken und es entstand ein riesiges Netzwerk, von dem alle profitierten.
Aber wie sieht das heute – knapp 10 Jahre später – aus?
Soziale Medien und Buchblogs 2024
Mehr oder weniger gleichzeitig mit den Buchblogs starteten auch die sozialen Medien durch. Facebook und Twitter (heute X) entwickelten eigene Formen des Marketings. Buchverlage und Selfpublisher entdeckten die Vorteile von Social Media und Buchblogs und nutzten beides, um auf ihre Bücher aufmerksam zu machen.
Deshalb hat sich von Beginn an ein System entwickelt, das Buchblogs und Social Media nebeneinander existieren lässt. Allerdings haben sich manche Buchblogs eher Richtung Social Media verschoben, wodurch die Anzahl an Blogs insgesamt abgenommen hat. Die Blogger sind noch da, aber sie machen auf Social Media weiter.
Auf den meisten Plattformen haben sich eigene „Bewegungen“ entwickelt, die sich rund um Bücher drehen. Aktuelles Beispiel ist #BookTok auf der Social-Media-Plattform TikTok. Unter dem Hashtag veröffentlichen sogenannte BookToker kurze Clips mit Buchbesprechungen zu überwiegend Young Adult Geschichten. Blogs wurden zudem von Vlogs abgelöst, die durch die einfachen Möglichkeiten der Videoerstellung immer beliebter wurden.
Während Social Media und Videoplattformen über die Jahre immer mehr an Relevanz gewannen, erlebte das Bloggen eher einen Einbruch. Es gibt zwar immer noch unzählige Blogs, aber die Sturm- und Drangphase ist längst vorbei und es ist kaum noch möglich, sich mit einem neuen Blog außerhalb einer kleinen Bubble zu etablieren.
Trotzdem gibt es auch im Jahr 2024 noch Buchblogs. Aber wie viele eigentlich?
Buchblogs 2024 sind weniger, aber immer noch relevant
10 Jahre sind eine lange Zeit. Wer um 2015 herum einen Buchblog hatte und somit zur Hochzeit der Buchblogs dabei war, ist vielleicht schon lange raus aus dem „Bloggeschäft“.
Viele Buchblogger schreiben auch selbst und tatsächlich gibt es einige Beispiele von Bloggern, die selbst Karriere als Autoren machten. Dementsprechend blieben die Buchblogs dabei auf der Strecke.
Andere Buchblogger haben sich vom Blog Richtung Social Media oder zu Vlogs verabschiedet und machen dort weiter.
Wie viele Buchblogs es insgesamt gibt, kann man natürlich nur schwer ermitteln. Ende 2022 gab es ungefähr 1.000 relevante deutschsprachige Buchblogs. Wenn wir über den Tellerrand schauen, würden wir natürlich auf noch viel mehr kommen. Als relevant gelten aber Blogs, die eine bestimmte Anzahl an regelmäßigen Besuchern haben. Der Buchblog mit drei Lesern ist natürlich ein tolles Unterfangen, aber für Verlage und Selfpublisher nicht sehr interessant.
Gehen wir aber von den knapp 1.000 Buchblogs vor zwei Jahren aus, zeigt sich, dass schon da ein gewisser Einbruch zu verzeichnen ist. Im Jahr 2020 beispielsweise belief sich die Zahl der relevanten Buchblogs auf fast 1.400. In über zwei Jahren sind also fast 400 Buchblogs verschwunden, wurden inaktiv oder haben ihre Relevanz verloren.
Relevanz verläuft nicht in einer geraden Linie
Würden wir das mit dieser Tendenz weiterspinnen, hieße das, dass es nur noch um die 600 relevanten Buchblogs gibt. Wachstum als auch Schrumpfung verlaufen aber nicht rational, sondern schwankend. Es ist also nicht so, dass innerhalb der letzten zwei Jahre weitere 400 Buchblogs verschwunden sind.
Die meisten relevanten Buchblogs halten sich und sie bleiben auch relevant. Es bleibt bei ungefähr 1.000 Buchblogs und auch heute kommen noch neue Buchblogs hinzu, auch, wenn diese es schwer haben, sich zu etablieren und eine hohe Relevanz zu erhalten. Dementsprechend ist auch die Relevanz von Buchblogs allgemein weiterhin vorhanden, wenn auch nicht mehr so hoch, wie sie noch vor zehn Jahren war.
Leser vertrauen ihren Lieblingsbloggern und folgen deren Empfehlungen. Es ist also weiterhin sinnvoll, das eigene Buch den Buchbloggern für eine Besprechung zur Verfügung zu stellen. Achte dabei aber immer darauf, dass dein Buch zum Buchblog passt. Und beschränke dich nicht auf Buchblogs. Nutze die Reichweite von Vloggern und Social Media für dich und dein Marketing. Am Ende macht es wie immer die Mischung.
Wie ist das bei dir? Liest du noch Buchblogs und bietest du deine Bücher Buchbloggern an oder bist du auf andere Marketingmethoden umgestiegen?