Wir haben den Full-Service für Gisela Jungs „Dein Seelenklang zwischen den Worten“ geleistet. In dieser Case Study gehen wir darauf ein, wie wir den Buchsatz angefertigt haben. Zielvorstellung ist ein quadratischer Gedichtband als Hardcover-Buch. Vorab haben wir bereits das Lektorat und Korrektorat abgeschlossen und für jedes einzelne Gedicht Briefings für die Gestaltung im Manuskript platziert.
In dieser Case Study wirst du mehr darüber lesen, wie beide Seiten voneinander gelernt haben, denn was Kundinnen und Kunden unter “tob dich kreativ aus” verstehen und was wir darunter verstehen, ist tatsächlich nicht das Gleiche, wie wir lernen durften.
Beschreibung der Ausgangslage
In der Gestaltung wurde uns komplette Freiheit lassen dürfen. Die Kundin wollte sich überraschen lassen und hatte keine genaue Vorstellung davon, wie das Layout und das Cover aussehen sollen. Aber wir haben nach dem Lektorat Briefings für jedes einzelne Gedicht erstellt, die so abgenickt wurden. Also haben wir Bildmaterial recherchiert und lizensiert und bei einem Kunstzitat von unserer Kundin einen Scherenschnitt erstellt, um das Zitatrecht nicht zu verletzen.
Die Kundin gab uns dazu zwei Fotos als Inspiration, schwarze Silhouetten und farbige Schmuckelemente zu verwenden:
Dieses Material haben wir von der Kundin im Vorfeld erhalten:
- Bilder im jpg-Format, die zum Teil nicht gut genug aufgelöst waren, da sie mit einer älteren Kamera aufgenommen wurden
- einige Bilder waren in den Farben durch die Kundin geändert worden, weil sie der Meinung war, dass diese so besser zu ihren Gedichten passen
- ein unformatiertes Manuskript mit platzierten Bildern und Kommentaren der Lektorin und Korrektorin Kia Kahawa aus dem Telefongespräch mit der Kundin
Und so sah das Word-Manuskript vorab aus:
Künstlerische Herausforderung
Die Illustrationen einiger Bilder der Kundin wurden von uns nach Wunsch der Kundin angefertigt. Der Auftrag für die Illustrationen kam von der Kundin selbst. Kia ist mit ihr die Fotos Bild für Bild durchgegangen und dabei hat sie ihre Empfehlungen ausgesprochen, welche sie illustrieren würde, welche verwendet werden könnten und welche eher nicht für den Gedichtband geeignet sein würden.
Nach einer Probe-Illustration, die von der Kundin abgenommen und als gut empfunden wurde, haben wir dann die Illustrationen angefertigt. Hinterher hat sich die Kundin aber dagegen entschieden, überhaupt Illustrationen zu verwenden, und wir haben alle wieder verworfen – auch das kann durchaus im kreativen Schaffensprozess passieren!
Wir haben der Kundin Inspirationen von Gedichtbänden als Fotos geschickt, und in der Folge hat sie uns uneingeschränkte Gestaltungsfreiheit gewährt. Das führte zu so einer Art “kreativen Explosion”. Wir hatten keinerlei Angaben zu der Menge von Farbe, die wir verwenden dürfen, welche Schriftarten wir wählen sollen oder wie das Layout insgesamt überhaupt aussehen soll. Die einzige Vorgabe war, dass jedes Gedicht individuell gestaltet werden soll und dass der Text, insbesondere bei Überschriften, nicht langweilig sein soll.
Der erste Entwurf
Im Folgenden zeigen wir fünf Doppelseiten aus dem Buch, um den Aufwand und die Gestaltung des ersten Entwurfs darzulegen.
Aus einem Foto mit einem Bildzitat haben wir einen Scherenschnitt erstellt und ein Farb- und Linienthema für jede Doppelseite erstellt.
Das Thema Wolken haben wir hier in individuellen Farbflächen mit verschiedenen Schattierungen aufeinander aufbauend gestaltet und das Gedicht als Text auf geschwungenen Pfaden dargestellt.
In einem weiteren Gedicht haben wir mit dem Wort „strömen“ gespielt und einen Bezug auf Wasser und Wellen genommen.
Ein Gedicht, das als Liebesbrief formuliert ist, haben wir auf einer Doppelseite als offenen Brief neben einem Briefumschlag dargestellt. Der Titel des Gedichts steht auf dem Briefumschlag und das Gedicht selbst liegt als handgeschriebener Brief etwas schräg auf der Tischplatte auf der rechten Seite.
Die Morgendämmerung haben wir durch einen Farbverlauf und Scherenschnitte der im Gedicht erwähnten Vögel dargestellt.
Obwohl wir sehr viel Spaß bei der Gestaltung hatten, war unsere Kundin von diesen Entwürfen leider nicht begeistert. Sie hatte sich in der Zwischenzeit entschieden, dass das Buch deutlich klassischer und unaufgeregter gestaltet sein soll.
Wir mussten also einen zweiten Entwurf erstellen, für den wir jetzt aber mehr Vorgaben durch die Kundin hatten. Die “kreative Explosion” wurde also abgedämpft und wir wussten eher, worauf wir uns fokussieren mussten.
Der zweite Entwurf
Wir haben uns also darauf geeinigt, dass das Buch ein cleaneres Layout erhalten soll. Statt alles mit mehreren Farben zu versehen, haben wir je Gedicht eine Farbe aus einem Bild zur Inspiration für die Gesamtgestaltung verwendet.
Wir haben uns weiterhin an den Wunsch der Kundin gehalten, dass die Überschriften der Gedichte aufregend, modern und nicht langweilig auf den Seiten stehen sollen, haben aber alle farblichen Gestaltungen auf weiße Seiten reduziert. Dabei haben wir eine jeweils ganzseitige Einbindung von den Fotos der Kundin in Form einer hochauflösenden Nachzeichnung gemischt mit Bildmaterial eingehalten.
Unsere Lektion
Wir haben gelernt, dass Kund*innen eine andere Sprache sprechen als Mediengestalter*innen. Was für unsere Kunden und Kundinnen „völlige Gestaltungsfreiheit“, eine „individuelle Gestaltung für jedes Gedicht“ und „Schrift, die nicht langweilig und ausschließlich geradlinig ist“ bedeutet, war in diesem Fall leider nicht, was wir darunter verstanden haben. Bessere Absprachen im Vorfeld ist für beide Seiten vorteilhaft.
Das Ergebnis ist ein wunderschöner und hochwertiger Gedichtband, der unsere Kundin und ihre Leserinnen und Leser glücklich und zufrieden macht.
Auf das Coverdesign gehen wir an anderer Stelle ebenfalls im Detail ein. Die Case Study dazu findest du hier.
Sobald ich das zweite Manuskript fertig habe, werde ich wieder zu Kia gehen und dieses Buch mit ihr umsetzen. Ich kann die Zusammenarbeit jederzeit empfehlen.
Gisela Jung, Autorin
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