Als Hybridautorin habe ich inzwischen die eine oder andere Erfahrung mit Verlagen gemacht. Ich weiß, viele Autorenkollegen freuen sich schon seit Wochen auf diesen Artikel. Ich habe ein kleines, wenn auch intrigantes Projekt gestartet und mich als Dummerchen einem Druckkostenzuschussverlag allererster Güte vorgestellt. Wie die versucht haben, mich in ihr ekelhaftes Konzept zu ziehen und mit welchen Maschen ein DKZV wie dieser zum Millionenunternehmen wird, erkläre ich in diesem Artikel.
Druckkostenzuschussverlag, DKZV:
Ein Dienstleistungsunternehmen, das im Prinzip nur eine Druckerei ist und dem Autor Dienstleistungen gegen Geld anbietet. Ein Druckkostenzuschussverlag ist kein Verlag. Ein seriöser Verlag verlangt niemals Geld oder andere Leistungen von seinem Autor. Druck, Coverdesign, Lektorat und Satz sind in einem Verlag immer kostenlos. Nur eben nicht in Druckkostenzuschussverlagen: Sie schmeicheln Autoren und hoffen so, diese in ihrer wartenden Hoffnung auf einen Verlagsvertrag ausnehmen und an ihnen reich werden zu können.
Um wen geht es in diesem Artikel?
Im Folgenden spreche ich über ein Unternehmen, das dafür bekannt ist, regelmäßig neue einzelne Druckkostenzuschussverlage zu gründen und Autorinnen und Autoren anzuschreiben und für ihre Seite gewinnen zu wollen. Im Konkreten spreche ich über einen Druckkostenzuschussverlag, der im Frühjahr 2018 so seine Runde gemacht hat. Generell gilt: Sei vorsichtig mit Verlagen und Verträgen aller Art. Auch seriös wirkende und freundschaftlich agierende Verlage können dich über den Tisch ziehen. Sei kritisch und lass dich nicht verarschen!
Was den Druckkostenzuschussverlag angeht, der mich und 100.000 andere Autoren (nach eigener Aussage) belästigt, gilt: Ich möchte nachhaltig vor der gesamten Masche warnen.
Da ich mit meiner Erfahrung nicht die Einzige zu sein scheine, würde ich gerne erzählen, wie mein kleines „Projekt“ mit dem Verlag so lief. Hier findest du einige Erfahrungsberichte von Leuten, die mit einem Druckkostenzuschussverlag wie diesem in Kontakt kamen:
„Kann nur aus eigener Erfahrung bestätigen, dass [die Firma] sehr unseriös arbeitet.“
https://fhp.incom.org/post/155339„Ich glaube nicht, dass du ernsthaft möchtest, dass dein Name mit dieser „Verlagsgruppe“ in Verbindung gebracht werden kann.“
https://www.gamestar.de/xenforo/threads/av-akademikerverlag-erfahrungen.417069/„Der [Verlag] bringt auch den letzten Mist auf den Markt – und verdient damit Millionen.“
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/omniscriptum-verlag-veroeffentlicht-abschlussarbeiten-a-1027491.html„Manuskripte werden von diesem Verlag nicht lektoriert – Du könntest, wenn Du wolltest, in Deinem Buchmanuskript 150 „Lorem Ipsum“ – Seiten verstecken.“
https://www.gutefrage.net/frage/kennt-jemand-den-akademikerverlagde-ist-der-serioes
Mein Spiel mit dem blendenden Weltraumschrott
Steigen wir mal sanft ein. Der Druckkostenzuschussverlag schrieb mich eines schönen Tages im April an. Sofort ging ein Aufheulen durch Twitter – denn neben mir wurde fast meine gesamte Timeline von diesem Unternehmen angeschrieben.
In der E-Mail will der Druckkostenzuschussverlag Autoren auf seine Seite ziehen. Ich sei total interessant für sie und sie fänden meine Werke spannend. Eine Massenmail im Stil „Hallo Blogger“, die keine ganze Seite umfasste, zum Gähnen langweilig geschrieben und auf den ersten Blick absolut unseriös. Die Publikation mit dem aufstrebenden Dienstleistungsantäuscher sei völlig kostenfrei. Und zwar zu 100 % kostenfrei! Ich hatte die E-Mail schon in den Spam verschoben, bis ich dann auf Twitter eine recht unschuldige Frage vorfand: „Wurde von denen angefragt. Sind die seriös?“
Sofort zog ich die E-Mail vom Druckkostenzuschussverlag aus dem Papierkorb. Mir wurde klar, dass es da draußen Leute gibt, die keine Ahnung haben. Die sich geblendet und geschmeichelt fühlen, sich freuen, dass ein Verlag Interesse an ihnen hat und eine Menge Hoffnung in die Beantwortung dieser E-Mail stecken. Das möchte ich nicht gutheißen. Mir war klar: Ich spiele ein bisschen mit der Maus, bevor ich ihr das Genick breche, damit möglichst viele Menschen von diesem Blogartikel profitieren können.
Also antwortete ich dem lackierten Feuerwerkskörper auf seinen Köder:
Meine Methode war mit dieser E-Mail die folgende:
Zunächst ging ich auf das Angebot ein und sagte der Lektorin vom Druckkostenzuschussverlag, ich würde nach einem Verlag suchen. Schließlich zeigte ich mich sofort von der pseudo-professionellen Seite, um gleich über Details sprechen zu können. Sofort fragte ich nach Konditionen, Honorar und Marketing-Plan, damit es aussieht, als sei ich sehr wählerisch, was meinen Verlag angeht: Schließlich ist es totaaal normal, dass seriöse Verlage Autoren anschreiben und sich bei uns Schriftstellern bewerben. Ist ja nicht so, dass Autoren ihre Manuskripte bei Verlagen einreichen und über Monate auf Antworten hoffen.
Der arrogante Einschub, dass ich bei diesem Verlag nur veröffentlichen möchte, wenn sie in der Lage seien, Fach- und Sachbücher voneinander zu unterscheiden, liegt darin, dass die E-Mail des Pseudo-Verlags mit einem Fail sondergleichen begann. „Wir suchen nach neuen Themen, die Sie als Fachbuch bei uns veröffentlichen können“, schreibt die angebliche Lektorin zu Beginn der Mail sinngemäß. „Wenn Sie also Abenteuergeschichten, Fantasy, Science-Fiction, Gedichte oder Ähnliches haben, reichen Sie es bei uns ein“, erklärt sie Ihr Angebot genauer. Belletristik und Fachbücher sind also das Gleiche? Solch eine Aussage nehme ich mit Handkuss entgegen.
Was die Dame genau schrieb, kannst du im Screenshot nachlesen. Darin habe ich die E-Mail 1:1 kopiert und markiert, was für meine Antwort ausschlaggebend war.
Auf der Rakete ins Verderben reiten
Die Antwort der Verlegerin war herrlich. Ich hatte Blut geleckt und wollte unbedingt eines erreichen: Einen eigenen Verlagsvertrag beim Druckkostenzuschussverlag! Aber was ich dann als Antwort bekam, brachte mich fast zum Kotzen. Im Ernst. Das ist widerlich (und steht genau so auch im Vertrag, den ich letzten Endes auch zugeschickt bekam).
Sehr geehrte Frau Kahawa,
danke für Ihre Rückmeldung und Ihr Interesse.
[…]
Ab einem Monatsumsatzdurchschnitt in Höhe von 50 € erhalten Sie für Ihren Honoraranspruch eine Auszahlung. Für einen niedrigeren Monatsumsatzdurchschnitt vergüten wir Ihren Honoraranspruch mit einem Büchergutschein für unsere Online-Buchshops. Eine Kumulierung über mehrere Abrechnungszeiträume ist uns leider nicht möglich.
Ist das deren scheiß Ernst? Ich musste ein paar Mal durchatmen, habe mich wieder hingesetzt und dann noch einmal gelesen, was die Dame mir geschrieben hat. Was bedeutet das, was sie geschrieben hat?
Ich würde es gerne kriminell nennen. Aber es ist nicht kriminell, und das ist das Problem: Trotz Wucher ermöglicht hier die Vertragsfreiheit einen Senkrechtstart für geldhungrige Druckkostenzuschussgeier.
Ein Buch kostet in diesem „Verlag“ zwischen 50 und 70 €. Damit ist ein Softcover gemeint, das um die 300 – 400 Seiten hat. Der Vertrag sieht vor, dass du einen Mindestabsatz erzielen musst, damit dir überhaupt Geld ausgezahlt wird. Schlappe 600,00 € pro Jahr musst du umsetzen, um auch nur einen Cent dieses Geldes auf deinem Konto zu sehen.
Im Vertrag steht, wie in der E-Mail, ausdrücklich: 50,00 € durchschnittlich pro Monat musst du umsetzen. Eine Kumulierung ist nicht möglich.
Das bedeutet, dass du jeden Monat Bücher für 49,99 € verkaufen kannst. Und das über 12 Monate. Fehlt dir dieser eine einzige Cent im Monatsdurchschnitt, kriegst du dein Geld nicht.
Aber, aber! Das wäre doch Betrug. Den Druckkostenzuschussverlag gäbe es nicht mehr, würde sie gegen irgendwelche Gesetze verstoßen! Daher räumt das Unternehmen eine tolle Möglichkeit ein: Wenn du weniger als 50 € pro Monat umsetzt, wirst du natürlich trotzdem an den Gewinnen der schlecht gestrichenen Blechbüchse beteiligt: Und zwar in Form von Gutscheinen! Für den Buchshop!
Angenommen, du hast dein Buch so oft verkauft, dass dir ein Gegenwert von 300 € zusteht. Dann kannst du mit deinem Gutschein sechs Bücher im Wert von je 50,00 € anderer Autoren kaufen, die auch bei diesem Pseudo-Verlag im Sortiment stehen. Dabei wird das Geld nur hin- und hergeschoben. Wer verdient daran? Na klar, der Druckkostenzuschussverlag.
Bei den 599,99 €, die ein Autor mit höchster Wahrscheinlichkeit an den Verlag abtreten bzw. in Form von Gutscheinen ausgeben muss, handelt es sich um einen verdeckten Druckkostenzuschuss. Deshalb spreche ich überhaupt von einem Druckkostenzuschussverlag. Trotz aller Lockmittel, die Veröffentlichung sei kostenlos: Hier steckt das meiner Meinung nach kriminelle Potential des Verlags. Dreist und ekelhaft!
Verlagsvertrag: Schwurbel, schwurbel, schwurbel!
Diese Aussage war nicht die einzige in der E-Mail, die mich „stutzig“ machte. (Stutzig ist natürlich ein dehnbarer Begriff und beim Mailverkehr mit einem Druckkostenzuschussverlag überhaupt nicht angebracht.)
Richtig heftig geht es mit den Finanzen weiter. Die sind nämlich nicht nur verschwurbelt, sondern die Dame, mit der ich E-Mails geschrieben habe, hat selbst keine Ahnung von dem, was im Vertrag steht. Sie bejaht alles, was ich hinterfrage und lügt mich dadurch dreist an:
„Als Autor erhalten Sie für jedes fremd verkaufte und bezahlte Exemplar einen Honoraranspruch auf der Basis des Verlagserlöses in Höhe von 12%. Der Verlagserlös entspricht dem vom Verlag festgesetzten EURO-Nettoladenverkaufspreis abzüglich 50% Buchhandelsrabatt bzw. 30% für unsere Online-Buchshops […]“
Tobias Kiwitt würde wahlweise einen Lach- oder Heulkrampf kriegen, wenn er das lesen würde. Liebe Grüße an der Stelle. Der Vorstandssprecher des Bundesverbandes junger Autorinnen und Autoren hat als Rechtsanwalt für Medienrecht jede Menge Erfahrungen mit Verlagsverträgen. In seinen Vorträgen mahnt er immer wieder: „Schaut auf das richtige Wort! Es gibt einen Unterschied zwischen Nettoverlagsumsatz und Nettoladenverkaufspreis! Das eine Wort kann euch locker mal die Hälfte eurer Tantieme kosten!“. Als grobes Ergebnis seiner Erklärungen kann man häufig mitnehmen: Etwa 5 – 8 % vom Nettoladenverkaufspreis ist normal, entsprechend sind 10 – 16 % vom Nettoverlagsumsatz in Ordnung. Ganz grob gerechnet, natürlich. Wie man diesen Schritt und die Autorenbeteiligung berechnet, habe ich bereits in diesem Artikel über Tobias Kiwitts Vortrag „Stolperfallen im Verlagsvertrag“ erläutert:
Es gibt zwei wichtige Wörter, die wir unterscheiden können müssen.
Es gibt den Nettoverlagsumsatz. Das ist das Geld, das beim Verlag abzüglich der Buchhändlermarge ankommt. Diese Marge liegt bei Pi mal Daumen 40 %. Verkauft dein Verlag ein Buch für 10,00 € (Umsatzsteuer lassen wir mal weg), kommt dabei beispielsweise ein Nettoverlagsumsatz von 6,00 € bei raus. Erhältst du also 12 % vom Nettoverlagsumsatz, sind das 0,72 € pro Buch.
Wenn du 12 % des Nettoladenpreises erhältst, sind das 1,20 €. Durch ein anderes Wörtchen verzichtest du also durch den Verlagsvertrag auf die Hälfte deiner potentiellen Tantiemen.
Der Druckkostenzuschussverlag setzt hier geschickt das Wort „Nettoladenverkaufspreis“ in Kombination mit 12 % an. Aber dann der Clue: „Nettoladenverkaufspreis abzüglich Buchhandelsrabatt“… Das ist der Nettoverlagsumsatz!
Ich habe mir also einen Scherz daraus gemacht und der lieben Lektorin des Druckkostenzuschussverlags eine E-Mail geschrieben, wie sie nur ein völlig ahnungsloser Anfänger schreiben kann.
Ich beginne meine E-Mail mit den Worten: „ich habe gesehen, dass die Bücher bei Ihnen 50 – 70 € kosten, wenn sie einen Umfang von 300 – 400 Seiten haben. Natürlich verdient man dadurch mehr Geld und ich kann das erfolgreiche Konzept Ihres Verlages verstehen. Aber wissen Sie, warum die Bücher der großen Verlage so viel günstiger sind? Die verdienen dann ja nicht so viel.“ Damit zeige ich wiederholt, wie wenig Ahnung ich habe und dass ich eine hohe Meinung vom DKZV habe. In der Hoffnung, dass sie eine Menge Informationen auspackt.
Was habe ich in meiner E-Mail dann gemacht? Ich bin auf den Begriff „Nettoverlagsumsatz“ eingegangen. Um zu prüfen, ob mein Gesprächspartner überhaupt rafft, wovon ich spreche, habe ich einen neuen Begriff erfunden: „Nettoumsatzpreis“. Völliger Schwachsinn, der Begriff existiert nicht. Und ich habe die Rechnung für den Nettoverkaufspreis angeführt. Im Grunde frage ich also: „Ich soll von Ihnen 12 % vom Nettoverlagsumsatz bekommen. Das heißt, ich kriege bei 10,00 € Nettoladenpreis 1,20 €, oder?“
Und die Antwort lautet:
Richtig.
Verstanden.
Ich habe ein Wort verwendet, das nicht existiert, und mir wird hier gesagt, ich hätte es richtig verstanden. Im Vertrag steht übrigens klipp und klar, dass ich 12 % vom Nettoverlagsumsatz kriegen würde. Also 0,60 € und nicht 1,20 €. Die gute Dame lügt mich hier also eiskalt an.
Von den „Leistungen“ eines DKZV
Gehen wir mal weg von schlimmen Zahlen und Hirnverdrehern. Der Druckkostenzuschussverlag kann noch viel mehr. Nachdem mir mein Mailkontakt in zahlreichen Mails hin und her den Vertrag zugeschickt und tausend Mal versichert hat, dass die Veröffentlichung im „Verlag“ wirklich 100 % kostenlos sei, habe ich noch einmal nachgefragt, weshalb ich bei denen veröffentlichen sollte. Ich schrieb, dass ich vielerlei solcher Angebote bekommen hätte und mich nun zwischen all den ganzen Verlagen entscheiden müsste. Nebenbei bemerkt: Das Manuskript, um das es in diesem Mailverkehr geht, existiert bis heute nicht.
Es kam dazu, dass ich folgende E-Mail an meinen liebsten Druckkostenzuschussverlag schrieb:
In meiner Mail möchte ich also mehr über den Verlag erfahren. Ich will wissen, welche namhaften Autoren sie bisher unter Vertrag haben. Ich möchte außerdem wissen, ob die Bücher lieferbar sind über den Großhandel, wie das genau mit den Erlösen ist und mit welchen Coverdesignern und Lektoren gearbeitet wird. Immerhin: Wenn der Verlag kostenlos die Dienste seiner Lektoren und Coverdesigner anbietet, muss ich überprüfen, ob es wenigstens gute Lektoren und Designer sind. Denn im Grunde wissen wir doch alle: Jeder seriöse Verlag stellt seinen Autoren Lektorat und Coverdesign in Rechnung, und ich befürchte natürlich, dass bei dieser Ausnahmesituation der kostenlosen Dienstleistungen an Qualität gespart wird. (haha, lol.)
Die Antwort ist erheiternd wie auch erfrischend.
Die Lektorin des Druckkostenzuschussverlags schreibt mir:
Alles klar. ALLES KLAR! Okay. Ich fasse zusammen:
Der Verlag darf niemandem sagen, welche Autoren er unter Vertrag hat. Ist auch verständlich, war eine blöde Frage von mir. Die Random House Gruppe darf niemals verraten, dass Stephen Kings Bücher bei Heyne erscheinen, und niemand sollte verraten, dass Sebastian Fitzeks Bücher bei Knaur verlegt werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn ein Verlag Werbung für seine Autoren machen, geschweige denn ihre Namen erwähnen würde??!?! Das wäre ja so absurd wie ein Autor, der auf der Buchmesse am Verlagsstand anzutreffen ist. Ich entschuldige mich an dieser Stelle für diese wirklich dumme Frage.
Auch mit der Antwort auf meine Frage nach Lektoren und Coverdesignern zeigt mir die Lektorin des Blechbüchsen-Verlags, dass ich ein blutiger Anfänger der Branche bin. Autoren designen die Cover selbst! Sie sind außerdem auch die Setzer und Layouter. Wahnsinn! Solch eine Chance erhält man als Autor nur… bei… äh… Distributoren! „On demand“ drucken klingt verdächtig nach Books on Demand. Und das ist doch nichts Schlechtes.
Der Mailverkehr ging noch ein bisschen weiter, und ich trollte noch etwas vor mich hin.
Zwischendurch beantwortete sie meine Frage nach der Lieferbarkeit der Bücher über den Großhandel damit, dass Zwischenhändler wie Libri zunächst von meinem Werk überzeugt werden müssen . . . Okay, alles klar. SO funktionieren Libri, KVN und co. also!
Ich stelle die Verlagseigenschaft des DKZV in Frage, schmiere der Frau mit dem ekelhaften Job etwas Honig ums Maul und schaue, was passiert.
Daraufhin erhalte ich eine ziemlich langweilige Antwort, die mich einfach nur ermüdet. Ich gehe davon aus, dass dieser Text, den die Dame mir geschrieben hat, ein schlichtes Copy & Paste von irgendeiner Website ist. Wer sich also dafür interessiert, woher sie diese Informationen hat und warum ausgerechnet ihr Druckkostenzuschussverlag der beste Verlag der Welt ist, darf gerne selbst googlen.
> Die […] Verlagsgruppe besitzt durch Erfahrung und Größe mittlerweile die beste Expertise, wenn es um die Publikation und Vermarktung von Special-Interest Büchern geht.
> Rund 20 unserer Verlagsmarken konzentrieren sich auf einen spezifischen Themenkomplex, z.B. Coaching; Familie, Kinder und Erziehung; erlebte Geschichte; Natur, Wohlbefinden und Lebensart; Religion; Politik, Blogbeiträge. Dies garantiert eine punktgenaue, exakt auf Ihr Spezialthema zugeschnittene Betreuung und Vermarktung. Unsere Special-Interest-Bücher werden in zahlreichen Fachzeitschriften und Tageszeitungen positiv besprochen.
> Bei uns kommen keine versteckten Kosten auf Sie zu, wir garantieren Ihnen eine 100% kostenfreie Publikation inklusive ISBN, Datenvorhaltung, persönlicher Autorenbetreuung, professioneller Covergestaltung, weltweitem Vertrieb und Vermarktung. Zudem gibt es bei uns keine verpflichtende Mindestabnahme von Autorenexemplaren!
> Wir verfügen über ein hervorragend ausgebautes weltweites Vertriebsnetz und bieten Ihnen das erstklassige Marketing-Know-How eines international agierenden Verlagshauses.
> Während des gesamten Publikationsprozesses steht Ihnen ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung. Unser engagiertes Team bietet effiziente Hilfe und Feedback zu allen Buchprojekten.
> Wir bieten Ihnen zudem eine faire Gewinnbeteiligung und einen attraktiven Autorenrabatt: Unsere Autoren erhalten 12% Honorar für jedes verkaufte Buch. Gedruckte Exemplare Ihres Titels bieten wir Ihnen mit einen Autorenrabatt von bis zu 75% an.
> Unser modernes Druckverfahren ist innovativ, nachhaltig und ökologisch: Durch das Print-to-Order Verfahren sind unsere Bücher dauerhaft in einer Datenbank gespeichert und können jederzeit in der bestellten Menge gedruckt und versandt werden. Die Drucke zeichnen sich durch eine qualitativ hochwertige Verarbeitung aus. Die von professionellen Designern erstellten, individuell anwendbaren Cover- und Umschlag-Muster garantieren eine ästhetisch ansprechende Gestaltung.
> Bitte sehen Sie sich nicht nur die Vertragsbedingungen der anderen Verlage sehr gründlich an, sondern achten Sie auch auf die Gestaltung der Bücher und in welchen Katalogen diese wirklich erhältlich sind.
> Die Bedingungen unserer Wettbewerber sind uns bekannt und wir sind sicher, dass Sie kein besseres Angebot als unseres finden werden, um Ihre Buchpublikation professionell und erfolgreich zu realisieren.
…
Lasst uns mal Tacheles reden, Leute.
Fazit: So funktioniert der Druckkostenzuschussverlag
Der Verlagsvertrag der vergoldeten Blechbüchse ist gefährlich. Du wirst geschockt sein, wenn du dachtest, Druckkostenzuschussverlage seien einfach nur so ein bisschen böse und unpassend für Autoren. Das, was im Vertrag steht, wäre kriminell, hätten wir in Deutschland nicht die Vertragsfreiheit durch Artikel 2 Abs. 1 Grundgesetz. Heißt: Wenn du diesen Vertrag unterschreibst, bist du selbst dran schuld.
Was will das Unternehmen „Ich tu so, als sei ich ein Verlag“ also von dir?
Zu Beginn wird recht schnell klar: Du kannst deine Rechte vergessen. Sämtliche Rechte an deinem Buch gehen an den „Verlag“ über. Auch die Rechte, die der Verlag gar nicht verwendet. Hauptsache, du kannst dein Werk niemals in deinem Leben wieder woanders veröffentlichen. Das steht so eins zu eins im Vertrag. Unterschreibst du ihn, ist dein Buch futsch.
Lebenslange Haft für dein Manuskript.
Dazu ist der Sitz des Verlags in Moldau (wahlweise aus Litauen, je nach Quelle [Mail-Footer oder Website]). Es ist unfassbar schwer, sich die Rechte aus einem Verlagsvertrag zurückzuholen. Der Gerichtsstand liegt in Moldau, was bedeutet, dass sämtliche Rechtsverfahren dort und nicht in Deutschland abgehandelt werden. Mit dem Anwalt nach Moldau zu klagen ist also doppelt und dreifach schwer.
Im Grunde bietet der von mir getrollte Druckkostenzuschussverlag ein breit gefächertes Lügenkonstrukt und ist einzig und allein darauf ausgelegt, dass du den Vertrag unterzeichnest. Im Vorfeld wird gelogen, bis sich die Balken biegen, und sobald du unterschrieben hast, wird dein Buch exklusiv im Buchshop des Verlags zum Verkauf angeboten. An jedem Buchverkauf verdient der Verlag zunächst 30 %. Was bei einem 300-seitigen Taschenbuch schon ordentliche 20 € sein können. Die übrigen 50 €, die ein 70-Euro-Taschenbuch abwirft, sollte es wirklich verkauft werden, darfst du schlussendlich in Form von Buchgutscheinen im Shop verwenden. Die 50 €, die du als Gutschein im verlagseigenen Buchshop verwendest, sind für den Verlag ein Innenumsatz. Weder Einnahme noch Ausgabe. Im Gegenteil: Ein Einkauf durch den Buchgutschein ist dem Verzicht auf Autorenhonorar gleichgestellt – na ja, bis auf das extem überteuerte Taschenbuch, das du statt deiner Tantiemen entgegennimmst.
So, lieber Leser. Ich habe mal wieder sehr ausführlich geschrieben und für diesen Blogartikel mehrere Monate gebraucht. Ich hoffe, ich konnte dir die Machenschaften des lackierten Feuerwerkskörpers näherbringen und dir erklären, wie so ein Druckkostenzuschussverlag funktioniert.
Übrigens: Nicht alle Druckkostenzuschussverlage haben kriminelle Energie. Nicht alle sind bösartig. Aber sie sind allesamt schlicht und ergreifend eine schlechte Entscheidung für deine schriftstellerische Zukunft. Ich habe in diesem Artikel lockere 3.000 Worte über einen einzigen Verlag geschrieben. Durch meine Erfahrungen mit Kleinverlagen habe ich aber noch das ein oder andere zu sagen, was dich auf deinem Weg zum seriösen und glücklich machenden Verlagsvertrag weiterbringt.
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Fazit: Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!
Hat dir der Artikel und mein kleines Trolling-Projekt gefallen, dann lass‘ mir eine Spende da. Das hilft mir, meine Kosten zu decken, die für Domain, Server und co anfallen und sichert somit, dass ich weiter solche Artikel in der Zukunft schreiben kann.
Und nun bist du dran. Schreib mir in den Kommentaren von deinen Erfahrungen mit Verlagen. Hattest du schon mal ganz komische Verlage dabei? Wie sind deine Erfahrungen mit Druckkostenzuschussverlagen?
Alles Liebe,
Kia
„Lebenslange Haft für dein Manuskript.“
Ja, klar. Das Lösegeld, mit dem ein Autor die Rechte an seinem Manuskript zurückkauft, ist Teil des Business Plans. 🙂
Leider klappt dieses Vorgehen sogar. Ein hoffnungsvoller Autor wollte sich von mir beraten lassen wegen der Veröffentlichung seines vierten Buches. Er wunderte sich über die niedrigen Verkaufszahlen seiner ersten drei Bücher, bei denen er jeweils fünf- bis zehntausend Euro für den DKZV in die Hand genommen hatte. Ich habe ihn kostenlos aufgeklärt über den Unterschied zwischen Verlag und DKZV und ihm eine freiberufliche Lektorin empfohlen. Manchmal frage ich mich, ob wir einen Club der Anonymen DKZV-Opfer gründen sollten.
LOL Du hast tatsächlich auf die Mail geantwortet! Respekt. Ich habe heute Morgen gerade wieder eine Mail aus der Weltraumschmiede 😉 erhalten; deswegen kam mir alles so bekannt vor. 😂 Man wolle mir – ungefragt natürlich – weiteres Infomaterial zuschicken. 😤 Bloß nicht!
Ich hoffe, dein Artikel hilft, die Autorenwelt aufzuklären, damit sich keiner die Finger verbrennt, wenn der Weltraumschrott hochgeht …
Herzliche Grüße,
Kari
Liebe Kia, vielen Dank für all die Arbeit, Zeit und Mühe, die du hierauf verwendet hast! Pflichtlektüre für alle buchmarktfremden Erstautor/innen!
Wahaha, danke! 🙂 Habe Deinen Artikel ein bisschen rundgeteilt und bin „schockiert“ über diese Machenschaften. Ich habe diese Mail von diesem „Verlag“ auch bekommen – wie vermutlich bald jeder schreibende Mensch hier in Deutschland – und habe mit einem freundlichen „Nein, danke.“ abgelehnt.
Ein sehr interessanter Artikel, den ich gerne meinen Schreibfreunden weiterempfehle. Ich hatte bisher bei solchen „Verlagen“ immer ein komisches Gefühl, wenn ich mir die blumigen Anpreisungen wie großartig man als Autor da durchstarten wird, durchgelesen habe. Zu schillernde Versprechen lassen bei mir die Alarmglocken schrillen. Mein Fazit: Immer alles erst einmal kritisch durchlesen und hinterfragen und am besten googeln, welche Erfahrungen andere Leute mit diesem Unternehmen schon gemacht haben. Und wenn der Bauch dann warnend grummelt – Finger weg! Leider schalten zu viele Leute ihren Verstand aus und ignorieren ihr Bauchgefühl, wenn sie auf eine hübsch aufgemachte Internetseite treffen oder eine glänzende Broschüre in der Hand halten. Also, noch einmal vielen Dank für diesen wichtigen Artikel. Auf solche Sachen kann man nicht oft genug hinweisen.
Fast wie mein Fasan mit Wintermantel!
den ich mal November 2009 geschrieben habe.
Durch Deinen Text jetzt bin ich auf die Idee gekommen, die „omnitruppe“ auch mal ein wenig zu veralbern. Mit dem Exposé einer Kitschgeschichte und einem ersten Kapitel zum Anfüttern hab ich angefangen.
Anbei ein Link zu einer Kurzgeschichte zum Thema:
https://www.bookrix.de/_ebook-richard-hebstreit-fasan-mit-wintermantel/
Hallo! Gestern Abend aus dem Nichts hat mich genau eine solche E-Mail erreicht, 1:1 die gleiche Wortwahl. Mein Bauchgefühl hat gleich „Obacht“ geschrien, aber ich wollte trotzdem mal in einer FB-Autorengruppe nachfragen, was die Autorenkollegen so wissen und auch vor allen Dingen aufmerksam machen. Daraufhin wurde mir der Blogbeitrag verlinkt, den ich sehr amüsiert gelesen habe. Danke dir für deine Mühe. Krass, wie das so von statten geht und schön, dass mein Bauchgefühl mich nicht im Stich gelassen hat. Hast jetzt definitiv eine Followerin mehr ;-). LG
Danke für den Blogartikel! Hatte heute erstmals so eine Autorenphishing Email und war etwas erstaunt. Habe schon in Verlagen und auch als Self publisherin veröffentlicht, aber das, was mir da angeboten wurde, war schon merkwürdig. Danke nochmals fürs Schreiben, hat mir viel Ärger erspart und mein Bauchgefühl bestätigt.
Hallo Kia,
danke für Deinen ausführlichen Artikel! Werde jetzt tunlichst die Finger von dem „Verlag“ lassen, nachdem ich mich ursprünglich schon gefreut hatte… hatte aber eben auch noch keine Erfahrung mit Verlagen, weder mit seriösen, noch mit unseriösen…
Liebe Kia,
in deiner Berechnung der Verlagsmarge fehlt komplett das das Buch auch irgendwann mal gedruckt werden muss. Wer, glaubst du, zahlt die Druckkosten?
Die Handelsmarge beträgt übrigens nicht nur 40%, das ist die Untergrenze. Bei amazon z.B. beträgt die Marge fast 60%.
Für ein Taschenbuch werden auch keine 50 bis 70 Euro Verkaufspreis verlangt, dann wäre es von vorneherein unverkäuflich.
Und, um bei den großen Handelsketten wie Libri, Thalia etc. in die Auswahl des Ladensgeschäfts zu kommen, soll der Verlag Werbekostenzuschüsse zahlen (natürlich aus der ach so reichlichen Verlagsmarge).
Alles in allem: Für einen Publikumsverlag lohnt sich die Veröffentlichung eines Buchs nur, wenn die Verkaufsmenge weit über 1.000 Bücher liegt. (Das ist die Grenze bei der die Vorleistungen, Lektorat, Buchgestaltung, Umschlaggestaltung, Vermarktung, des Verlages dem Erlös aus den Buchverkäufen nahe kommen). Bei unbekannten Autoren eher eine Wunschvorstellung, die sich nicht erfüllen wird.
Und wenn Du jetzt mal auf die Dienstleistungen deiner Webseite schaust, dann wirst du feststellen das du dich genau im Bereich der Zuschuss-Verlage befindest, denn das Coverdesign, das Korrektorat, der Buchsatz sind bei „Publikumsverlagen“ für den Autor kostenfrei.