Woher bekommen Autor*innen ihre Ideen?

von | 09.12.2020 | 0 Kommentare

Heute reden wir darüber, woher Autor*innen ihre Ideen bekommen.

Wir, das sind Julia von Rein-Hrubesch, Lin Rina, Charles H. Barnes, Magret Kindermann und ich, Kia Kahawa.

Dabei unterhalten wir uns nicht nur über Ideenfindung, sondern auch über das Mysterium der Muse, die einen küsst und dann zu einem hyperinspirierten Schreibrausch animiert. Aber auch das Thema Schreibblockaden gehen wir in dieser Podcast-Folge an.

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Das Winterferien-Programm

Seit April 2020 gibt es jeden Freitag eine Autorenleben-Podcastfolge. Ab 2021 verändert sich das Podcast-Konzept, und ich werde ihn unter dem Namen Auto(r)preneur überall dort veröffentlichen, wo es Podcasts gibt. In den Monaten Juli und Dezember allerdings pausiere ich meinen eigenen Podcast und lasse andere Autor*innen zu verschiedenen Themen zu Wort kommen.

Vom 01. Dezember bis zum 02. Januar wirst du 8 Podcasts hören, an denen insgesamt 10 Autor*innen mitgewirkt haben. Sei dabei und höre kostenlos die Folgen, die du möchtest (oder gerne alle!), oder unterstütze dieses Projekt zusätzlich mit einem monatlichen Betrag auf meiner Patreon-Seite: www.patreon.com/kiakahawa . Wenn du heute mit zwei Euro pro Monat einsteigst, zahlst du pro Podcast im Winterferien-Programm eine Unterstützung von etwa 25 Cent. Das klingt enorm wenig, kann uns aber helfen, dieses Programm zwei Mal jährlich mit immer neuen Autorinnen und Autoren zu veröffentlichen.

 

Transkript der Podcast-Folge

Kia Kahawa Lasst uns direkt starten und ich würde gerne Lin Rina zuerst fragen: Woher kriegst du deine Ideen?

Lin Rina Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird und die leider gar nicht so leicht zu beantworten ist. Ich behaupte immer gerne, die Ideen liegen einfach so herum, weil es oft die Kleinigkeiten des Alltags sind, die einen schlussendlich zu irgendeiner Idee führen, die dann hinterher eine Geschichte ergibt. Wie der Text-Schnipsel von einem Lied oder einfach wie der Regen grad gegen das Fenster prasselt. Mich motivieren immer Hitzewellen zu irgendwelchen Büchern. Und Träume sind natürlich auch ganz vorne mit dabei. Was das Unterbewusstsein produziert, was es aus unseren Ängsten und aus unseren Wünschen macht ist oft so faszinierend und regt bei mir zu so so vielen Geschichtsideen an. Aber bei mir, ich merke, es ist ganz oft auch Musik oder der Text von Musik. Einmal stand ich beim Wäsche aufhängen draußen und habe das Volkslied gesungen “Die Gedanken sind frei” und in dem Moment dachte ich mir, aber was wäre, wenn die Gedanken nicht frei wären? Und schon war die nächste Geschichtsidee geboren.

Kia Kahawa Das ist ja super spannend, dass du genau das ansprichst. Denn einerseits ist Musik eine super Inspirationsquelle. Für mich persönlich aber nur, wenn da kein Text drin ist. Also ich brauche wirklich den Hintergrund, der mich nicht irgendwie auf, der meine Gedanken nicht lenkt. Aber der emotionale musikalische Hintergrund, den kann ich sehr, sehr gut gebrauchen. Und dass du jetzt dieses “was wäre, wenn die Gedanken nicht frei sind” sagst, das finde ich super spannend. Denn ich habe momentan das Gefühl, alle guten Bücher, die ich lese und die ich mag, beantworten einfach eine “Was wäre wenn”-Frage. Und so kriege ich dann tatsächlich beim Schreiben auch diese kleinen Ideen für Konflikte, für Cliffhanger, für Spannungsschleifen sozusagen, indem ich immer dieses “was wäre, wenn” oder eher “was, wenn doch”, “was, wenn nicht”, wenn ich mich das frage. Jetzt würde ich gern Julia von Rein-Hrubesch fragen: Was fällt dir zu Ideenfindung ein?

Julia von Rein-Hrubesch Ein tolles Thema. Es ist riesig, vielfältig und bunt. Und ich liebe voll da drüber zu sprechen, weil viele Menschen auch was ganz Unterschiedliches sagen, woher sie ihre Ideen bekommen und Inspirationen. Ich schließe mich da der Mehrheit an. Dass Reisen unheimlich inspirierend ist, das stimmt natürlich. Andere Kulturen zu sehen. Andere Menschen. Die Natur. Aber ich kann auch sehr viele große Sachen aus kleinen Dingen schöpfen. Ich habe eine Novelle geschrieben, nachdem ich in der Wanne lag und eine Motte an der Decke flog. Aus Artikel lesen. Dokumentationen schauen. Das finde ich immer faszinierend. Letztens habe ich eine Dokumentation über die Goldgräber gesehen in Kanada. Und dann hat es mich sofort in den Fingern gejuckt, darüber etwas zu schreiben oder das irgendwo einzubauen. Es geht ja nicht nur darum, dass man das sofort als Thema nimmt, sondern das vielleicht so als Nebenstrang einbaut. Das finde ich immer voll spannend. Natur ist, Natur und Menschen sind für mich die größten Inspirationen. Bäume. Ich glaube, ich habe schon 20 Kurzgeschichten über Bäume geschrieben. Vielleicht so Oden an Bäume.

Kia Kahawa Ach Julia, ich bin total froh, dass du bei diesem Podcast dabei bist. Ich habe immer das Gefühl, wenn ich dir zuhöre, dass ich dadurch inspiriert werde. Du bist für mich so inspirierend, dass mir jetzt Ideen kommen, indem ich dir zuhöre. Und ich glaube, das ist auch so ein kleiner Tipp, den ich an unsere Zuhörer und Zuhörerinnen geben möchte: Hört Leuten zu. Hört euch auch Podcasts an. Natürlich, schaut auch Dokumentationen, lest Artikel und zwar vielleicht genau zu den Themen, die gerade nicht relevant sind. Das kann ich mir super super gut vorstellen, dass eine Dokumentation zu, was habe ich denn neulich gesehen? Neulich habe ich so eine Arte-Dokumentation gesehen. Das war glaub ich in sieben kleinen Teilen á 3 Minuten? 5 Minuten? Über Social Media und wie das anfing. Also so richtig mit Radio Frequenzen, nee mit Telefon. Also da gab’s so ein geheimes Telefonnetzwerk und dann gab es irgendwas, also in den ganz ganz alten Jahren. 1980 oder so. Wie sich da die ersten sozialen Netzwerke, digital oder eben auch durch andere technische Errungenschaften, gebildet haben. Und das hat mich super inspiriert, obwohl ich jetzt nicht gesagt habe, hey, ich möchte genau darüber schreiben. Im Gegenteil. Es hat mir einfach so einen gewissen Inspirationsschub, so einen Vibe, so eine Mentalität oder so gegeben. Falls das irgendwie verständlich war. Dann kommen wir doch mal zu Charles H. Barnes oder Charles H. Barnes. Und ich würde gerne von dir, lieber Charles, wissen: Wie kommst du denn zu deinen Ideen?

Charles H. Barnes Meine Ideen kommen eigentlich entweder, wenn ich spazieren gehe oder faul auf der Couch herumsitze. Hauptsache, der Kopf ist frei, Tagträumen ist eingeschaltet. Man achtet gar nicht mehr auf die Umgebung. Man träumt einfach nur ein bisschen. Dann kommt auch schon die Szene, die man echt interessant findet. Figuren, die man mag oder auch nicht mag, ihre Beweggründe, ihre Hintergründe, ihre Vergangenheit. Das reicht doch schon, um das niederschreiben zu wollen. Alles andere kommt dann peu à peu.

Kia Kahawa Vielen Dank für diesen Einblick. Jetzt würde ich gerne von Magret Kindermann wissen, wie gehst du mit deinen Ideen um?

 

Magret Kindermann Mit meinen Ideen gehe ich sehr spielerisch um. Ich habe eigentlich keine großartigen Pläne, wie ich das mache, weil ich bisher auch selten jetzt verkrampft nach irgendwas suchen musste. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich im Grunde genommen versuche, nicht die erste Idee zu nehmen, weil die erste Idee ist meistens eine auf der Hand liegende Assoziation. Und es hilft, wenn man die beiseiteschiebt und überlegt, was gibt’s noch Komisches? Und ja, Komisches. Was gibt’s einfach, was ist ein bisschen abwegiger ist? Vielleicht auch irgendwie zwei Sachen zusammenbringen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, damit man doch irgendwie noch etwas Interessantes oder Neues erschaffen kann. Das ist eigentlich so der Fahrplan, mit dem ich sehr gut fahre. Und das macht mir auch am meisten Spaß.

Kia Kahawa Ich erlaube mir mal, das so ein bisschen zusammenzufassen. Also meine vier Gäste für den heutigen Podcast haben jetzt gesprochen von Natur, von Musik, von Dokumentationen, von Musik, mit Text und mit diesen “was wäre, wenn es anders wäre oder wenn es so wäre” Fragen, Spaziergänge, Nichtstun, Reisen und eben das Verwerfen der ersten Assoziationen und ein bisschen tiefer graben. Und all diese Ideen sorgen dann dafür, dass wir als Autorinnen und Autoren inspiriert sind, etwas zu schreiben. Und zum Thema Inspiration gibt es ja diesen Mythos der Muse. Wobei, vielleicht ist das ja gar kein Mythos. Lasst uns doch einfach mal über das Thema Muse sprechen. Liebe Lin, was ist eine Muse? Was ist das? Ist das eine Elfe? Eine Fee? Ein humanes Wesen? Ist das unsichtbar? Eine Energie? Erzähl mal, was ist eine Muse?

Lin Rina Hm, also meine Muse ist definitiv eine Frau. Aber wie sie aussieht? Sie wird wahrscheinlich Tee trinken. Aber Tee ist einfach das Elixier überhaupt, deswegen wird auch meine Muse Tee trinken. Naja, und begegnen tut sie mir in den meisten Fällen in der Dusche. Oder an anderen Orten, an denen man sich gerade entspannt und die Kreativität so richtig schön durch den Kopf fließen kann. Wie zum Beispiel, wenn man gerade auf dem Klo sitzt oder kurz vor dem Einschlafen im Bett, wenn man eigentlich ganz dringend schlafen sollte, aber der Kopf nicht aufhört Ideen zu spinnen. Deswegen habe ich auch immer ein Notizbuch am Bett und eins auf dem Klo und eins im Badezimmer. Kommt leider gar nicht so unhäufig vor, dass ich mitten beim Duschen das Wasser ausstelle, schnell raushüpfe, mir die Hände abtrocknen und eben ein paar Dialogschnipsel notiere, damit ich sie nicht vergesse. Ja, und es raubt mir natürlich auch regelmäßig den Schlaf. Aber wenn die Muse kommt, dann wäre es ja schade, sie zu vergeuden.

Kia Kahawa Das finde ich super spannend. Und da fällt mir ein, dass ich in “Das Leben und das Schreiben” von Stephen King gelesen habe, dass er sich seine Muse wie einen fetten, haarigen Säufer vorstellt, der irgendwo in der Ecke sitzt und manchmal so voll im Delirium ist. Und manchmal hat er Bock und dann ist er trotzdem sehr, sehr ruppig. Das fand ich halt super witzig. Das wollte ich jetzt einfach mal so gesagt haben, denn von der Muse gibt es tatsächlich sehr viele unterschiedliche Ansichten. Julia, wie sieht es bei dir aus?

Julia von Rein-Hrubesch Das ist eine interessante Beschreibung seiner Muse. Meine Muse ist definitiv natürlich. Ich denke, sie ist ein Baum. Eine junge, graziöse Linde oder ein knorriger alter Birnbaum. So im Wandel der Jahreszeiten verändert er sich dann. Meine Muse ist auch nicht gleich. Die verändert sich. Genau. Die Frage, wo es mir begegnet, die finde ich auch total interessant. Stellt euch mal vor jemand geht los und sucht seine Muse. Das ist doch voll die gute Geschichte. Da ist sie schon, die Muse. Ich denke auch, wo wir schon von Stephen King sprechen, er hat ja auch gesagt, dass er davon ausgeht, dass es möglich ist oder dass es eigentlich so ist, dass man das antrainiert. Wenn man sich hinsetzt und schreibt, dass dann irgendwann man automatisch kommt in diese Ideenfindung und das, was die Muse ja mit sich bringt. Man muss ihr ja auch nicht immer gleich ganz direkt begegnen. Es reicht ja schon, wenn sie einen streift. Und ich denke, ja, dass das möglich ist, wenn man es immer wieder macht, sich immer wieder zum Schreiben hinsetzt, dass man das dann schafft immer von ihr zumindest berührt zu werden.

Kia Kahawa Okay, vielen lieben Dank, Julia. Jetzt sind wir von einer Frau über einen fetten, haarigen Säufer bis hin zu einem Baum gekommen. Da bin ich mal super gespannt, was Magret dazu sagt.

Magret Kindermann Für mich ist die Muse tatsächlich kein Ding, das außerhalb von mir ist, sondern eher ein Teil von mir. Ich würde es als etwas bezeichnen, was mehr einem Zustand gleicht. Einen Flow ergibt, vielleicht. Ja, sie begegnet mir, wenn ich entspannt bin. Wenn ich mich nicht zwinge. Wenn ich das Leben feiere und wenn mein Ego nicht so im Vordergrund ist. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Mein Ego und meine Muse, die beiden vertragen sich nicht sonderlich. Aber beide sind eben auch ein Teil von mir. Das heißt, die sind so ein bisschen im Streit miteinander. Im Streit nicht, aber, genau, man muss sie halt manchmal ein bisschen balancieren.

Kia Kahawa Dankeschön. Kommen wir mal zu Charles. Wie sieht das bei dir aus? Gibt’s für dich eine Muse? Bist du auch so inspiriert durch etwas von innen oder von außen? Was sagst du zum Thema Muse?

Charles H. Barnes Wenn ich ehrlich bin, über Musen habe ich nie groß nachgedacht. Ich muss einfach schreiben. Ich muss mich schon anstrengen, wenigstens einen Tag der Woche nicht zu schreiben. Besser zwei. Einfach wie einen ganz normalen Job behandeln, maximal fünf Tage die Woche schreiben. Natürlich, wenn man kann und nicht gerade Lohnarbeit machen muss. Aber wenn ich nicht schreibe über einen längeren Zeitraum, werde ich echt unzufrieden.

Kia Kahawa Da sagst du etwas, das mich gleich zum nächsten Thema bringt. Denn wenn man unzufrieden ist, wenn man nicht schreibt, dann sollte man schreiben. Aber man kann auch unzufrieden sein, weil man nicht schreiben kann. Thema Schreibblockade. Hast du Erfahrungen mit Schreibblockaden gemacht?

Charles H. Barnes Ich muss sagen, selbst nach dem dritten Buch habe ich keine wirkliche Schreibblockade erlebt, darum kann ich da nicht wirklich viel dazu sagen. Höchstens zu Szenen, wo man nicht mehr wirklich weiß, wie es weitergeht. Irgendwie kommt einem alles langweilig vor. Man ist uninspiriert. Was macht man? Also ich klappe erstmal meinen Laptop zu. Am besten Kopf abschalten. Vielleicht ein bisschen spazieren gehen. Und wenn es dann immer noch nicht geht, bis zum nächsten Tag warten. Nur ein Tipp von mir: Ich habe gemerkt, diese Pause sollte man nicht zu groß werden lassen. Zur Not schreibt man den größten Bockmist einfach auf, überarbeiten kann man immer noch. Wenn man sich irgendwie eine Woche oder mehr Zeit lässt, ist man dann richtig raus und der Widerwille weiterzumachen zu groß.

Kia Kahawa Oh ja. Hey, das kann ich total unterschreiben. Ich habe mich inzwischen zu so einer Art Saison-Arbeiterin entwickelt. Eigentlich will ich ganz gerne täglich schreiben und ich weiß auch tägliches Schreiben hilft mir extrem. Und nur, weil ich seit, ich glaube Mitte Oktober diesen Jahres, jeden Tag schreibe. Nein, ich glaube, das war Ende Oktober. Egal. Seitdem funktioniert es einfach besser und die Qualität wird auch enorm viel besser. Und weil ich mich auch an den Tagen, an denen ich keine Lust habe, dazu zwinge, kommt bei mir jetzt tatsächlich keine Schreibblockade mehr vor. Aber wir sprechen auch von einem Zeitraum von, naja, weniger als zwei Monaten. Aber ich hatte ganz, ganz große Probleme damit anzufangen mit dem aktuellen Projekt. Und auch mit vergangenen Projekten hatte ich riesen Probleme anzufangen und habe gar nicht geschrieben, bis ich dann irgendwann wieder angefangen hab zu schreiben. Also ich spreche jetzt wirklich von Monaten, die dazwischenlagen. Und wenn ich dann wieder drin war und drangeblieben bin und immer weitergemacht habe und auch, wie du sagst, diesen Bockmist aufgeschrieben habe, der manchmal in so einer halb blockierten Phase einfach nur zustande kommt, dann habe ich es geschafft. Und dann schreibe ich auch ein komplettes Manuskript, wenn es vorher gut geplant ist, in zwei oder drei Monaten. Das ist dann kein Ding. Sobald ich dann aber eine Woche pausiere oder länger, dann wird aus dieser Woche sehr, sehr schnell tatsächlich ein halbes Jahr. Und deswegen unterstreiche ich und highlighte ich einfach alles, was du sagst. Wie sieht es denn bei dir aus, Lin? Was sagst du zur Schreibblockade?

Lin Rina Ja, Schreibblockaden sind böse Tiere. Ich glaube aber, dass sie auch nicht ohne Grund kommen. Bei mir kommen Schreibblockaden oft gepaart mit Leseflauten und das zeigt mir immer ganz offensichtlich, dass mein Kopf einfach nicht bereit ist, sich auf eine andere Geschichte als die Realität einzulassen. Meistens sind das Zeiten, in denen bei uns zuhause es drunter und drüber geht. In denen es viel zu planen gibt. In denen ein Problem ansteht, das mein Kopf zu lösen hat oder in denen mein Kopf einfach festhängt und ich keine Kapazitäten für andere Welten habe. Und wenn ich in so eine Phase gerate, versuche ich sie nicht zu bekämpfen, sondern mich um mein reales Leben zu kümmern, damit ich, wenn das abgeschlossen ist, ich mich wieder auf die Geschichten einlassen kann. Natürlich gibt es aber auch Zeiten, in denen die Schreibblockaden nicht ein Problem von außen sind, sondern einfach nur Lustlosigkeit, Uninspiriertheit oder manchmal auch Faulheit. Und das sind Zeiten, in denen ich mich auch gerne mal zwinge zu schreiben. Denn Schreiben ist halt nicht nur mein Hobby, sondern mein Beruf. Und wenn man arbeiten soll, dann muss man arbeiten. Deswegen, das sind so… Was ich gerne mache, ist, Pinterest zu durchforsten, weil Pinterest nicht nur eine Zeitfalle, sondern auch eine große Quelle an Inspiration ist. Ich erstelle dann gerne Pinnwände und Unterkategorien. Ich sortiere die Eindrücke, die ich bekomme, um meinen Kopf zu sortieren. Ich suche auch gerne Musik raus, erstelle Playlisten, versuche mir die Stimmung des Buches durch die Musik zu holen. Und was mir auch besonders viel hilft, ist Telefonieren oder Sprachnachrichten machen, was ich auch oft tue, wenn Freunde nicht zur gleichen Zeit Zeit haben wie ich. Ja. Einfach darüber reden, was ich vorhabe zu schreiben. Und dadurch entsteht schon durch den Prozess des Redens und auch des Hin- und Herlaufens, denn ich kann nicht stillsitzen während ich rede, einfach neue Ideen, die, während ich es erzähle, sich selbst entwickeln. Und das hilft mir dann sehr dabei, wieder in das Buch zu finden, die Charaktere kennenzulernen und weiter zu schreiben.

Kia Kahawa Das sind ja super Tipps. Vielen Dank dafür. Also gerade das mit dem vom Reden zum Schreiben kommen, mit den Sprachnachrichten oder einfach ein Telefonat führen, das werde ich definitiv mal beherzigen. Denn bei mir ist das Schreiben auch der Beruf und ich habe gemerkt ich habe eine lese Flaute seit, ich glaube seit August schon. Seitdem höre ich nur Hörbücher und dann auch nur sachliche, also Sachbücher und Ratgeber und so. Und aktuell sieht es leider nicht so aus, als könnte ich irgendwie Zeit freischaufeln zum Lesen. Also nicht mehr dieses Jahr. Definitiv nicht. Daher vielen Dank für den Tipp. Liebe Magret, wie sieht es denn bei dir aus? Thema Schreibblockade. Was hast du zu sagen?

Magret Kindermann Schreibblockaden sind nie so mein Problem gewesen. Ich habe manchmal Momente, in denen ich nicht schreiben will. Das finde ich aber ehrlich gesagt nicht weiter schlimm. Das liegt aber auch daran, dass ich jetzt nicht irgendwie krampfhaft irgendwas abgeben muss und bei solchen Sachen, auch wenn ich Deadlines hatte, die ich mir auch selbst gemacht habe, ich bin eigentlich, also ich mache mir da immer sehr viel Puffer rein und ich arbeite oft auch dann recht viel daran und habe da nicht so die Probleme damit. Und neulich hatte ich aber z.B. mal einfach die Situation, in der ich dachte, ach, heute Abend habe ich ein bisschen Zeit, wenn mein Kind im Bett ist. Und was schreib ich denn mal? Und dann ist mir nichts eingefallen. Und ich wollte, ich wusste, ich wollte nicht am Roman weiterschreiben und hätte gerne irgendwie was neues, Kleines gemacht und hatte einfach keine Idee. Und das war dann auch in Ordnung. Und dann habe ich es sein lassen. Ich habe gelernt, dass Gehenlassen nicht schlecht ist, dass es auch etwas Schönes ist, wenn man mal nicht kreativ sein will oder nicht kreativ sein muss. Das ist ja auch immer so eine Sache. Wenn man einfach mal sich gehen lassen kann, träumen kann, faul sein kann, irgendetwas anders machen kann und nicht immer nur kreieren, kreieren, kreieren. Von daher bin ich da relativ tolerant mit mir selbst und lass uninspirierte Zeiten, einfach uninspiriertes Zeiten sein.

Kia Kahawa Einfach mal sein lassen im Sinne von, ich bin jetzt so, ich brauche das jetzt nicht und gut zu sich selbst sein. Das klingt super, super wertvoll und nach einer Eigenschaft, die jeder immer gebrauchen kann. Fast könnte ich jetzt darauf wetten, dass Julia etwas Ähnliches sagt und auch voll dafür ist, dass man gut zu sich selbst ist und niemals gegen Blockaden kämpft, sondern sie hinnimmt und etwas aus ihnen macht. Julia, liege ich richtig?

Julia von Rein-Hrubesch Eine Schreibblockade. Ich werde total bockig und fühle mich persönlich beleidigt, wenn ich nicht schreiben kann. Also ich weiß auch nicht so richtig, wie man eine Blockade definiert. Ich glaube, da gehört schon sehr viel dazu, dass man vielleicht mehr als unlustig und unmotiviert ist, sondern dass man tatsächlich nicht schreiben kann. Ich weiß auch nicht, ob mir das schon mal so ging. Aber ja, wenn ich unlustig bin oder unmotiviert, dann bin ich wirklich, dann hat man keine Freude mit mir. Was ich dann tue? Ja, nix außer zu bocken und zu warten, dass es vorbeigeht.

Kia Kahawa Okay, das ist ja super spannend. Ich habe dich total falsch eingeschätzt, gerade, aber umso besser, dass du das jetzt hier offenbart hast. Ich glaube, bockig sein darf man auch. Ich persönlich merke aber, wenn ich bockig bin, dann, naja, dann sorge ich dafür, dass ich ziemlich lange nicht schreibe. Und dann kommt es wieder dazu, dass ich ein halbes Jahr lang gar nichts mache. Und deswegen bin ich dann doch lieber dafür, dass so wie Charles zu machen. Also einfach weiterschreiben und auf gar keinen Fall zu viel Pause zu machen. Aber wir haben ja jetzt ganz viel gehört. Magret gibt den Tipp, einfach so die Situation der uninspirierten Zeit einfach hinzunehmen und das zu akzeptieren. Mit genug Puffer zu planen und dann wann anders weiter zu schreiben. Charles hat, wie gesagt, gesagt, schreib weiter, mach bloß keine Pause. Und auch wenn es der letzte Rotz ist, kriege es zu Papier. Mach weiter. Lin ist eher so dafür, sich in der Realität, auf die man sich ja gerade noch einlassen kann, irgendwas zu holen und dann auch mal damit umzugehen, dass man wieder in die Fiktion eintauchen kann. Und Julia bockt tatsächlich einfach, bis es vorbei ist. Das finde ich super, super spannend. Und tatsächlich ist diese Podcast-Folge jetzt auch schon kurz vorm Ende. Wir haben jetzt ausführlich über die Schreibblockade gesprochen. Davor war nochmal das Thema Muse. Wir hatten da einen Baum, wir hatten eine Frau, wir hatten eine Energie aus dem Inneren, die im Kontrast zum Ego steht. Und wir hatten auch eine nicht existente Muse und den fetten, haarigen Säufer. Außerdem haben wir darüber gesprochen, woher die Ideen kommen. Und da gab es wirklich sehr, sehr viele Ideen dazu, woher Ideen kommen. Ich bin absolut zufrieden mit dieser Podcast-Folge und bedanke mich ganz, ganz herzlich bei Lin Rina, Julia von Rein-Hrubesch, Charles H. Barnes und Magret Kindermann.

 

In dieser Folge mit dabei:

 

Julia von Rein-Hrubesch

Website: www.juliaschreibtblog.wordpress.com

Twitter: www.twitter.com/JuliaInNathen

 

Charles H. Barnes

Twitter: https://twitter.com/CharlesHBarnes

 

Magret Kindermann

Facebook: https://www.facebook.com/MagretKindermann

Twitter: https://twitter.com/magretkind

Instagram: https://www.instagram.com/magretkind/

 

Lin Rina

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lin_Rina

Instagram: https://www.instagram.com/teekind

 

… und ich: Kia Kahawa

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