Verschwörungstheorien aus der Kiste

von | 26.05.2017 | 0 Kommentare

Jeder hat es mitgekriegt: 9/11 soll mittels Bibel-Code vorhergesagt worden sein, die Mondlandung der NASA wurde nur vorgetäuscht und irgendwas haben die Illuminaten mit allem zu tun.

Aus gegebenem Anlass (erläutere ich weiter unten) interessiere ich mich aktuell für Verschwörungstheorien und ihren Wahrheitsgehalt, was die Abläufe im Gehirn ausmacht.

Warum braucht es nur ein paar logische Zusammenhänge, um uns zu verwirren?

Meinen ersten Berührungspunkt mit Verschwörungstheorien hatte ich im Jahr 2005. Ich war am PC, informierte mich über 9/11 und stieß auf eine Seite, die einen Zusammenhang der beiden Türme, der Schriftart Wingdings und der Maschinennummer des ersten Flugzeuges erschuf.

Natürlich war ich total geflasht, als ich sah, dass man, wenn man die Flugnummer in Word eintippte und die Schriftart auf Wingdings umstellte, zwei Türme und ein Flugzeug zu sehen war – oder so ähnlich. Es war die Flugnummer Q33 NY und darüber hinaus gab es viele weitere Ansätze.

Die Zahl 11 speilte eine besondere Bedeutung. Namhafte Menschen hatten jeweils elf Buchstaben. Der Tag 9/11 wird geschrieben wie die Nummer der Polizei in den USA, beide Flugzeuge, die in die Türme stießen, hatten so viele Passagiere, sodass die Quersumme gleich elf ergab und sowieso war der 11. September der 254. Tag des Kalenderjahres und hier ergibt sich auch die Quersumme 11 (2 + 5 + 4 = 11).

Ein paar Jahre später stieß ich auf den Bibel-Code. Auch so ein an den Haaren herbeigezogenes Zufallsding. Und noch ein paar Jahre spät, da stieß ich auf die Pixar-Theorie.

Klar, die Pixar-Theorie ist keine Verschwörung, aber eine ähnliche Sinnesabfolge ergibt sich durch logisches Denken. Im Fall von Pixar ist das womöglich nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern wir unterstellen Pixar einfach nur, dass sie frei nach Steve Jobs ein in sich geschlossenes Universum schaffen wollen, und schwupps, so ist alles von Anfang an so geplant.

Ein kurzer Ausflug:

Die Pixar Theorie besagt, dass alle Filme im selben Universum spielen und zusammenhängen. Wir beginnen mit dem Film “Brave” im 15. Jhdt., worin eine Hexe eine Königin in einen Bären verwandelt. Damit beginnt das Konzept der personifizierten Tiere. Es folgen the Incredibles, Toy Story, Findet Nemo und Ratatouille… Insgesamt werden Tiere und künstliche Intelligenzen immer intelligenter, bis die Firma BNL in Toy Story 3 und dem Film “Up” aufkommen. Das ist die Firma, die spätestens in Cars die Welt erobert und die Menschen vom Planeten verbannt hat, wie in Wall-E später zu sehen ist. Darauffolgend kommt die Monster University und Monster Inc., worin Monster durch Türen Kinder erschrecken. Es ist wichtig, nicht durch diese Türen getreten entdeckt zu werden, da diese Türen in Wirklichkeit Zeitreiseportale sind. Die kleine Boo aus letztgenanntem Film ist gemäß der Pixar Theorie niemand anderes als die Hexe aus Brave, die in ihrer Hütte nachweislich ein Bild von Sully hat. Wem das zu schnell und zu viel war, klicke auf folgenden Link: (Pixar Theory, Video).

Was mich also wirklich interessiert, ist das, was in unserem Gehirn abläuft. Wir sind sehr schnell von kleinen Zufällen (oder wie im Fall der Pixar Theorie: Wahrheiten! *fangirl*) zu überzeugen.

Logik ist für unser Gehirn so etwas wie ein Erfolg, denke ich. Das Gehirn hat Spaß daran, Muster und Verknüpfungen zu finden. Weil Erfolge durch diese Belohnungsimpulse für uns also eine größere Sichtbarkeit erzeugen als Misserfolge, überschätzen wir die Aussicht auf das Logische.

Im Prinzip erklärt uns das der Survivorship Bias: Wir überschätzen unser Potential, wenn wir in als Teenager mit unserer Garagenband durchstarten wollen. Wir sehen nicht, wie viele Musiker gescheitert sind. Als Teenager dachte ich, es wäre ganz einfach möglich, eine J. K. Rowling nachzumachen und ähnlichen Erfolg zu erzielen; das entsprechende Manuskript bearbeite ich wohl noch viele Jahre.

So wie unsere kindlichen Träume voller Eifer erfüllt sind, ist unser Gehirn bei diesen stimmigen, rational erklärbaren Teilfakten schnell Feuer und Flamme. Und sobald sich Teilfakten zu etwas Ganzem zusammenfügen, sei es auch noch so unbedeutend und zufallsgeneriert, so kann man schnell eine überzeugende Verschwörungstheorie zusammenbasteln.

So stelle ich mir die Funktionsweise unseres Gehirns vor.

Wir hängen uns an den 92 Passagieren im ersten und den 65 Passagieren im zweiten Flug auf, kommen auf die Quersumme 11 und wussten im Nachhinein von vornherein selbstverständlich, dass das Attentat am 11. September stattfinden sollte. Doch kommt niemand auf die Idee, die einzelnen Ziffern zu multiplizieren, so kommt man dann doch auf 18 und 30. Schade. Wäre der Anschlag exakt um 18:30 geschehen, könnte man das natürlich auch noch einbringen.

Was ich damit sagen möchte: Wir hören, was wir hören wollen. Wir glauben, was uns rational erscheint. Und wenn uns die Quersumme nichts sagt, so multiplizieren, dividieren und subtrahieren wir so lange, bis wir einen Grund haben, die Welt um uns herum verrückt zu machen.

Übrigens: Ich glaube, dass Pixar bestimmte Hinweise absichtlich verwendet, um exakt solche Teilwahrheiten in unserem Gehirn zu verankern und jemanden fest von etwas zu überzeugen. So bleibt nicht nur im Kopf, dass Pixar ein geschlossenes Universum ist, sondern wir kaufen und sehen die Produkte, um uns die Easter Eggs noch einmal ganz genau anzusehen. Ein guter Nebeneffekt: Man lernt automatisch, welche Firma von Pixar sind und welche nicht. Ein PR-Gag? Oder Zufall?

Tja. Soweit von mir dazu.

Alles Liebe,

Kia



0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert