Vorsicht Mensch! #24Autoren mit Elenor Avelle

von | 01.12.2017 | 0 Kommentare

Liam und seine Freunde stoßen auf Leichen, doch bevor sie feststellen könne, ob es sich um ihre vermissten Teammitglieder handelt, kommt ihnen ein Mädchen in die Quere. Sie gehört zu den Überlebenden, vor denen sich Liam und seine Leute verbergen. (Spin off zu “Infiziert – Geheime Sehnsucht”)

Vorsicht Mensch!

Dieser Text ist ein Spin-Off zu "Infiziert – geheime Sehnsucht

Dieser Text ist ein Spin-Off zu “Infiziert – geheime Sehnsucht”

„Hallo Liam“, sagte der Computer nach einem Irisscan und gab seinen Biopass aus, den er später wieder brauchte, um zurück auf das Gelände zu kommen. Das Auto ließen sie zurück und betraten die alte Stadt zu Fuß. Trümmer und Wracks versperrten die Straßen und das Motorengeräusch würde Infizierte und Überlebende auf sie aufmerksam machen. Am sichersten war der Weg über die Dächer. Die Infizierten waren nicht sehr schlau. Sie kletterten keine Leitern hinauf oder benutzten Seile. Einige Stellen hatten Liams Leute mit improvisierten Hängebrücken zugänglich gemacht, die sie mit alten Weihnachtsgirlanden getarnt hatten, damit sie den Überlebenden nicht weiter auffielen. Verrottende Weihnachtsdeko gehörte zum Stadtbild schließlich überall dazu.
Rani führte ihren Trupp an, Liam bildete den Schluss. Sie mussten nur zwei Straßen weit klettern. Dann gingen sie hinter der Mauer eines Flachdachs in Deckung. Es war das Haus, dessen Kamera sie benutzt hatten, um die Umgebung zu inspizieren.
Liam warf einen Blick auf die Straße vor dem Kino. Ein paar Autos parkten am Straßenrand. Dann sah er eine Bewegung hinter der nächsten Ecke.
„Mensch“, zischte er. Sein Atem kam schnell und stoßweise.
„Bist du sicher?“, wisperte Flex.
Liam nickte. Sie lauschten angestrengt, hörten jedoch keine Schritte. Neugierig spähte Liam noch einmal über die Mauer.
Da war ein Mädchen. Es flitzte um die Ecke und presste sich in einen Hauseingang am Anfang der Straße, warf einen raschen Blick nach draußen und war gleich wieder im Schatten verschwunden. Dann wagte es einen Schritt nach vorne und blieb im Licht stehen. Die Schultern der Fremden sackten nach unten und blinzelnd sah sie zur Sonne hoch.
Fasziniert beobachtete Liam die Fremde. Er hatte schon viele Überlebende gesehen, aber immer nur beim Schreien und Sterben. Wie alt mochte sie sein? Dreizehn, Vierzehn? Kaum jünger als er selbst. Ihr kinnlanges, braunes Haar sah ein bisschen wild aus, aber ihre Kleidung war halbwegs sauber und intakt. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. Shoppen stand bei Überlebenden sonst ganz unten auf der Flucht-und-Verstecken-Liste-für-panische-Menschen.
„Was treibt sie da?“ fragte Rani. „Eigentlich sollte sie flitzen.“
Sie flitzte nicht. Stattdessen ging sie langsam in Richtung Kino. Sie hatte das Blut und die Leichen entdeckt.
„Was glaubt sie, was sie da tut?“ fragte Rani ungläubig. „Will sie sich unbedingt infizieren?“
Das Mädchen war so gefasst und kontrolliert. Sie hatte Angst, das konnte Liam ihrem steifen Rücken ansehen, doch nicht wie die Beute, mehr wie ein Raubtier, auf der Hut vor einem größeren.
Sie hatte die Leichen erreicht. Normalerweise mieden Überlebende die Toten. Sie hatten gelernt, dass sie genauso ansteckend waren, wie die Infizierten. Das Mädchen hockte sich hin und stocherte mit einer Machete in den Teilen herum.
„Also doch auf der Suche nach Futter“, murmelte Rani.
„Klar“, spottete Flex. „Mit einem Buschmesser.“
Dann fing die Fremde an, die Leichen zu durchsuchen. Fassungslos verfolgten ihre drei Beobachter das Geschehen.
„Sie sucht was“, erkannte Flex.
Er hatte recht. Als sie eine kleine, rechteckige Karte prüfend ins Licht hielt, erkennte Liam, was sie tat. Sie sammelte die Biopässe ein. Er stöhnte in einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen. Das war nicht gut.
„Wow“, sagte Flex. „Und ich dachte immer, dass die zu beschäftigt mit Laufen sind, um uns zu bemerken.“
Rani zog ihre Pistole und entsicherte sie. Reflexartig packte Liam ihren Arm. Sie zischte warnend.
„Tu das nicht“, bat Liam. „Sie hat keine Ahnung, was sie da hat. Das ist nicht nötig.“
Angst stand Rani ins Gesicht geschrieben, jene alles verzehrende Panik, die keine Vernunft kannte.
„Sie darf uns nicht finden“, sagte sie mit weit aufgerissenen Augen.
„Scht“, machte Flex.
Sie zogen die Köpfe ein. Durch einen Spalt in der Mauer konnte Liam das Mädchen noch sehen. Es sah direkt in ihre Richtung und er konnte an seinem Blick erkennen, dass es wusste, dass sie da waren. Es verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. Dann lief es davon.

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