Wie Blogger mit und von Bibliotheken profitieren können

von | 18.06.2018 | 1 Kommentar

Bibliotheken sind super Einrichtungen. Luise (@cookbakebook) ist Bloggerin und studiert Bibliothekswissenschaften. Auf dem Literaturcamp 2018 hat sie mit einigen Buchbloggerinnen und mir über die Zusammenarbeit von Bibliotheken und Bloggern gesprochen.

Mit meinem Herzensbuchblog Buchensemble im Hinterkopf, hatte ich die Erwartung an die Session, dass ich erfahre, wie ich vor Ort mit der Stadtbibliothek kommunizieren kann, welche Aktionen und Kooperationen man eingehen kann und welche Vorteile das Gespann „Bibliothek <-> Buchblogger“ für beide Seiten haben kann.

Diesen Artikel möchte ich mit der Frage beginnen, die ich am Ende der Session gestellt habe. Allgemein handelt es sich bei diesem Blogartikel um eine Mischung aus dem, was Luise gesagt hat und dem, was ich selbst zu sagen habe.

Was bringt eine Kooperation von Blogger und Bibliothek?

Wenn Blogger und Bibliothek für Bücher werben, erhalten sie dabei vor allem Sichtbarkeit für beide Seiten. Vielleicht werden es durch einen regelmäßigen Büchertisch mit persönlicher Empfehlung der Bloggerin nur drei treue Blogbesucher mehr. Aber auf lange Sicht kann eine solche Win-Win-Situation lohnenswert sein. Die Blogger sind präsent, die Leute nehmen sie wahr. Die Leserinnen und Leser wissen: „In meiner Stadt gibt es jemanden, der da aktiv ist.“

Das verschafft dir als Blogger die wichtige Positionierung, die in beispielsweise zehn Jahren dazu führt, dass du als „der Buchblogger aus Hoyerswerda“ angesehen wirst. Wenn du jetzt anfängst, bist du in zehn Jahren das alte Eisen. Die Folge: Die Menschen kennen deinen Blog. Hat jemand Lesehunger und nicht daran gedacht, in die Bibliothek zu gehen, kann ein kleiner Input dafür sorgen, dass Menschen ihre Büchereien wieder aktiver nutzen.

Mit nur einem Blog braucht man gar nicht erst anfangen, fährt Luise ihre Antwort auf meine Frage in der Session fort. Mit nur Social Media sei man definitiv erfolgreicher. Eigene Seiten sollst du langfristig aktiv halten und Inhalte bieten, die man sich noch nach drei Jahren gerne anschaut. Solche Beiträge können auch mit der Kooperation von Bloggern und Bibliotheken entstehen.

 

Was können deutsche Stadtbibliotheken?

 

Luise beginnt mit einer Erklärung des Image von Bibliotheken. In den USA gibt es wahnsinnig Gute. In den US-amerikanischen Bibliotheken werden Kurse organisiert, Networking betrieben, und die Büchereien sind moderne Partner der Buchliebenden. Auch in Deutschland ziehen Bibliotheken allmählich nach – wie gewohnt aber entsprechend langsam. Die Stadtbibliotheken werden durch die Kommunen finanziert, sind aber kein Pflichtprogramm der Städte. Das hat oft zur Folge, dass an dieser Stelle Geld gespart wird.

In großen Stadtbibliotheken wie den Bücherhallen in Hamburg wird das Buchleben aktiv in die Welt getragen. Die Bücherhallen haben beispielsweise Social Media Accounts und gehen auf Buchblogger zu. Eine mögliche Kooperation von Buchblogger und Bibliothek ist beispielsweise ein Büchertisch, auf dem die aktuellen Empfehlungen des Bloggers ausgestellt werden. Der Buchblogger gewinnt somit mehr Reichweite, und die Bibliothek wird durch die Empfehlung mit persönlichem Bezug lebendiger genutzt. Eine Win-Win-Situation also. Genau dieses Gewinnen auf beiden Seiten sollte Ziel einer jeden Kooperation sein.

Dann gab Luise einige Einblicke für praktische solcher Fälle:

Natürlich sind das super tolle Beispiele, die sich Blogger und Bibliothek als Vorbild nehmen können und sollen. Viele Bibliotheken sind mit Social Media überfordert und haben Blogger nicht auf dem Schirm. Andere bieten Co-Working-Spaces an, erkennen Buchblogger an und freuen sich über Kooperationsanfragen jeder Art. Es kann sich lohnen, wenn du einen Schritt auf deine Bibliothek zugehst und beispielsweise mit ihnen Social Media Kanäle aufziehst und regelmäßig Beiträge beisteuerst.

Win-Win-Situationen von Bloggern und Bibliotheken

Nutzt die Bibliothek als Ort! Arbeitsplätze gehören zur Grundausstattung von Bibliotheken. Sie sind für Recherchen ideal geeignet. Nicht nur wegen des Buchbestandes, sondern auch wegen der Online-Angebote und dem freien WLAN. So kannst du auch Zeitschriften mit einbeziehen, die du durch eine Internetrecherche im Home-Office nicht einsehen kannst. Das ist durch Tools wie PressReader möglich. Die Bibliothek bezahlt nicht umsonst eine Lizenz für solche Tools. Somit kannst du als Blogger, Autor oder Buchmensch jeden Metiers tiefer recherchieren. Dazu schmeckt der kostengünstige Automatenkaffee der Stadtbibliothek Hannover hervorragend – das nur so als meine Info am Rande.

Blogger können neben dem ruhigen Arbeitsort und den vielfältigen Recherchemöglichkeiten auf verschiedenartige Weise Nutzen aus ihren Bibliotheken ziehen. Natürlich auch, wenn die Ressourcen knapp sind. Es geht nicht immer nur um Geld – ein Leistungsaustausch kann auch eine faire Bezahlung sein.

Ein Beispiel: Der Buchblogger oder die Buchbloggerin wird prominent von der Stadtbibliothek verlinkt und/oder beworben, im Gegenzug liefert er oder sie regelmäßige Gastartikel oder betreut das Social Media Marketing.

Im Publikum der Session saß Bianca, die @Literatouristin. Sie konnte die Session von Luise mit ihren Erfahrungen aufpeppen: Bianca kommt aus Hamburg und hat einen Artikel über die Bücherhallen geschrieben. Nachzulesen ist er auf literatouristin.org: „Mein erstes Mal… Bücherhallen“. Die Bücherhallen sind sehr aktiv im Internet, fanden ihren Artikel und haben Bianca angeschrieben. Letzten Endes wurde daraus eine buchbloggerspezifische Führung. Mit Einblicken hinter die Kulissen, beispielsweise in die Sortieranlage der Bibliothek.

So ist das eine klasse Sache: Die Bibliothek geht auf die Blogger zu. Alternativ kann es natürlich auch so aussehen, dass der Blogger auf die Bibliothek zukommt und im besten Fall nicht gleich abgewiesen wird. Das wäre traumhaft.

„Wenn du das nächste Mal ein Buch vorstellst, mach das nicht vor dem heimischen Bücherregal, sondern bei uns und erwähn die Bibliothek dabei.“

 

In manchen Bibliotheken gibt es ein Budget für PR. Davon kann ein Blogger sogar etwas neben der Reichweiten-Bereicherungs-Sache abbekommen.

Eine weitere interessante Sache, die Luise in ihrer Session erwähnte, sind Social Media Walks. Die Deutsche Nationalbibliothek Leipzig veranstaltet solche Spaziergänge durch die eigenen Hallen. Bei einem Social Media Walk lädt die Bibliothek einen Journalisten oder Fotografen ein, der eine Führung machen soll. Dabei wird das in den sozialen Medien von Begleitenden live online dokumentiert. Speziell beim DNB-Walk gibt es hauptsächlich Hobbyfotografen, die Beiträge auf Instagram bringen.

Das zeigt, dass nicht nur Buchblogger, sondern Blogger jeder Art und jedes Metiers mit und von Büchereien profitieren können.

Kontakt mit Bibliotheken aufnehmen

Am Ende der Session habe ich in die Buchblogger-Runde gefragt, wen ich wie ansprechen soll, um mit dem Buchensemble in der Stadtbibliothek Hannover etwas auf die Beine zu stellen.

Nach einer kurzen Recherche stellte sich heraus, dass diese Bibliothek (die auf einem sehr primitiven Stadt-Website-Konzept untergekommen ist) keine Abteilung für Pressearbeit hat. Generell stehen auf den Websites aber Ansprechpartner für die Öffentlichkeitsarbeit. Wenn er, wie in Hannover, nicht vorhanden ist, schreibt man an die allgemeine Adresse oder fragt vor Ort nach, wen man kontaktieren kann.

Ist dir der Schritt in die Bibliothek zu groß? Jessika (@Jmisspaperback) hat mit Buchhandlungen angefangen. Buchhändler sind offener für Kooperationen mit Bloggern als Bibliotheken. Sie gestaltet regelmäßig einen Büchertisch in der Buchhandlung, nimmt am Lieblingsbücherabend teil und darf auch mal ein Schaufenster gestalten. Dadurch erhält sie nicht nur Marketing, sondern auch eine entsprechende Vergütung.

Also, liebe Buchblogger: Habt ihr Lust auf gegenseitiges Teilen und Verlinken, Veranstaltungen von, für und über Buchblogger zu organisieren und Hand in Hand mit eurer Stadtbibliothek zu gehen? Win-Win-Situationen sind die Zukunft für jeden Zusammenschluss aus Buchbloggern und Bibliotheken. Damit meinte Luise aber nicht nur Buchblogger, sondern im Grunde alle Blogger im weitesten Sinne: Also auch Instagrammer, Youtuber und sonstige, die ihre Beiträge publizieren und teilen. Klinkt euch ein, werdet aktiv! Jetzt ist unsere Zeit, uns nachhaltig zu positionieren und die Zukunft unserer Bibliotheken zu gestalten.

Alles Liebe,

Kia



1 Kommentar

  1. Daggi

    Vielen Dank fürs Verlinken meines Tweets. Ich schreibe auch gerade an einem Bericht, wird aber noch etwas dauern. Aber ich bin dran 🙂

    Toller Bericht übrigens. Jutta, die auch auf dem LitCamp war und in Kaiserslautern lebt, hat mich bereits angeschrieben, ist aber der gleichen Meinung wie ich. Die Stadt hat kein Geld, deshalb scheitert es an allem. Schade eigentlich.

    LG
    Daggi

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