
Wie du in die Künstlersozialkasse kommst
Die Künstlersozialkasse ist unter den meisten Autoren bekannt, wie ich inzwischen herausgefunden habe. Das ist gut. Doch viele Autorinnen und Autoren glauben, es gäbe eine große Hürde, um in der Künstlerkasse versichert zu werden. Ist dem so? Ich bin dem für euch auf den Grund gegangen.
Erst einmal ganz grob zur Künstlersozialversicherung: Über die Künstlersozialabgabe geben beispielsweise Auftraggeber, die einen Grafiker bezahlen, Geld an die Kasse ab. Dieses Geld verwendet die Künstlersozialkasse, um den Arbeitgeber-Anteil der Sozialversicherung für selbstständige Autoren zu bezahlen.
Als selbstständiger Autor hast du neben der KSK nämlich noch eine andere Wahl: Du kannst dich freiwillig versichern und den Arbeitgeber-Anteil einfach selbst bezahlen. In einem der folgenden Artikel werde ich näher auf das „lohnt sich die KSK?“ bzw auf „freiwillig versichert vs. KSK“ eingehen. Dieser Artikel erscheint am 27. September 2017 und ist unter diesem Link aufrufbar.
Ist die Künstlersozialversicherung eine eigenständige Krankenversicherung?
Die ersten Gedanken, die ich mir als treue Versicherte der AOK gemacht habe, waren negativ.
Ich muss bei der AOK nur zwei Klicks tätigen und habe einen kostenlosen Yoga-Kurs für acht bis zehn Wochen mit Gesundheitsgutschein bewilligt. Die Kommunikation ist meiner Meinung nach einfacher als bei der Techniker Krankenkasse (um nur ein Beispiel zu nennen) und der Zusatzbeitrag beträgt 2020 nur 0,9 % (DAK im Vergleich: 1,5 %!). Meine gesamte Familie ist bei der AOK versichert und ich habe selbst schon einmal dort gearbeitet.
In die KSK zu gehen hieße vielleicht Verzicht und auch meine Psychotherapie, die ich mache, bewilligt diese nicht so leicht. Oder?
Ich habe absolut falsch gedacht! Die KSK ist sozusagen nur der Arbeitgeber. Es geht bei der KSK nur darum, dich von deiner Sozialversicherungsabgabe zu entlasten, sodass du eher vom Schreiben leben kannst, als würdest du dich freiwillig versichern.
Die KSK versichert uns Autorinnen und Autoren gar nicht. Der Träger der Kranken- und Pflegeversicherung bleibt erhalten. Die KSK ist der Umweg, über den du dich bei deiner Krankenkasse versichern lässt.
Das ist in einem abhängigen Angestelltenverhältnis genau so. Du teilst deinem Chef mit, bei welcher Krankenkasse du bist, gibst die SV-Nummer ab und die SV-Beiträge werden von deinem Bruttogehalt abgezogen und überwiesen. In etwa so macht das auch die KSK, nur eben ohne Lohnzettel. Weil du ja selbstständig bist.
Auch die gesetzliche Rentenversicherung ist dieselbe, wie die, die du als Arbeitnehmer hast. Deine Rentenversicherungsbeiträge gehen also (weiterhin) an die Deutsche Rentenversicherung und nicht in die KSK. Deine Rente wird später auch nicht die KSK auszahlen, sondern die Deutsche Rentenversicherung.
Was bringt die Künstlersozialversicherung konkret?
Was die KSK in Zahlen ausgedrückt bringt? Du zahlst statt knappen 37 % deines Einkommens nur knappe 19 % für Rente, Krankenkasse und Pflegeversicherung.
Bei einem Monatseinkommen von 1.300 Euro sind das 247 statt 481 Euro (gerundet). Aber nur theoretisch; bei der freiwilligen Versicherung gibt es eine sogenannte Mindestbeitragsbemessungsgrenze, die ich im folgenden Beitrag „KSK oder selbst versichern?“ erläutern werde.
In diesem Artikel befindet sich auch eine konkrete Herleitung dieser Zahlen.
Wie kommt man in die Künstlersozialversicherung?
Damit du den Künstlersozialkasse Beitrag auf „Arbeitgeber-Seite“ genießen kannst, musst du in diese aufgenommen werden. Ein Bauingenieur ist kein Künstler; da sind wir uns sicher einig.
Du musst als Künstler oder Publizist tätig sein und dadurch deinen Lebensunterhalt sichern. Dabei musst du eine Existenz als Autor hauptsächlich sichern und selbstständig arbeiten.
Hast du einen Brotjob und schreibst nebenbei, kommt die KSK für dich nicht in Frage. Deine Sozialversicherung führt der Arbeitgeber ab.
Hast du einen 450,00 € – Job und hast ein selbstständiges Einkommen, so kommt die KSK jedoch für dich in Frage, auch wenn beim geringfügigen Beschäftigungsverhältnis 13 % pauschale Krankenversicherung für dich abgeführt werden. Stichpunkt Knappschaft Bahn-See, das Thema kennst du vielleicht. (Wenn nicht, schrei! Bittest du mich in den Kommentaren um einen Artikel zum 450-Euro-Job, so werde ich ihn schreiben 😉 )
Künstler bist du, wenn du..
- Musik
- Darstellende Kunst
- Bildende Kunst
schaffst, ausübst oder lehrst. Ein selbstständiger Musiklehrer ist also ebenso über die KSK versicherbar wie der Bildhauer in seinem Atelier.
Publizist bist du, wenn du…
- Schriftsteller
- Journalist
- Blogger
- Werbetexter
bist. Es geht nicht darum, wie künstlerisch deine Texte sind; daher bin ich auch als hautberufliche Texterin für die KSK qualifiziert. Es geht nur darum, dass du eigenschöpferische Texte der Öffentlichkeit oder eine Teilöffentlichkeit zur Verfügung stellst (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie)und dadurch dein Geld verdienst.
Wie immer gilt: Wer plagiiert, ist raus. Als nette Info am Rande.
Hast du als Autor festgestellt, dass du Publizist im Sinne der Künstlersozialkasse bist, so kannst du dich dort versichern lassen, wenn du diese Tätigkeit selbstständig und erwerbsmäßig ausführst. Würde ich beispielsweise nichts anderes machen, als für euch Blogartikel rauszuhauen und „Autoren an die Steure“ zu betreiben, wäre ich nicht qualifiziert.
Denn an diesem Blog verdiene ich noch kein Geld. Erst 2019, wenn der Steuerbescheid für die VG Wort Ausschüttungen für 2017 da ist (die im Oktober 2018 ausgezahlt werden), werde ich den ersten Cent mit diesem Blog verdient haben. Das führt mich auch gleich zur nächsten Frage:
Gibt es ein Mindesteinkommen für die Künstlersozialkasse?
Jein.
Im Prinzip setzt die Künstlersozialkasse Mindesteinkommen voraus, aber tut das in einem humanen Umfang, ganz im Gegensatz zur freiwilligen Versicherung für Selbstständige! Während du als Nicht-Künstler mit einer Mindestbeitragsbemessungsgrenze von über 2.000 Euro im Monat berechnet wirst, fordert die KSK, dass du mehr als 3.900 Euro verdienst. Im Jahr.
Diese 325 Euro im Monat musst du also mit deiner publizistischen Tätigkeit als Autor überschreiten und dabei keinen anderen Beruf ausüben, der deinen Lebensunterhalt sichert. Dass jemand mit 326 Euro brutto im Monat Miete, Lebensunterhalt und berufliche Ausgaben bezahlen kann, ist fraglich und ich gehe davon aus, dass jeder Autor, der das hier liest und ernsthaft über die Aufnahme in der KSK nachdenkt, über dieser Grenze ist.
Die gemischte Tätigkeit und die Künstlersozialkasse
Ich habe im Rahmen von „Autoren an die Steuer“ bereits über die gemischte Tätigkeit als Autor gesprochen.
Dabei geht es darum, dass einigen Autoren der Freiberuf aberkannt wird, wenn sie beispielsweise über ihren Blog Einnahmen durch Werbebanner erzielen. Für bestimmte Tätigkeiten muss man ein Gewerbe anmelden, wie beispielsweise für Webdesign ohne künstlerischen Ausdruck. Konkret habe ich geschrieben, dass du ein Gewerbe zusätzlich zu deinem freiberuflichen Schreiben brauchst, wenn du Einnahmen als…
- Blogger
- Buchblogger
- Youtuber (Auch bei Lehr- und Nachhilfevideos)
- Musiker einer Coverband ohne künstlerische eigene Interpretation (ja, ernsthaft jetzt.)
- Werbefotograf
- Gestalter zum Zwecke der Werbung
- Autor, sobald du plagiierst
erzielst.
Eine Gewerbeanmeldung ist für die Versicherung in der Künstlersozialkasse kein Hinderungsgrund! Du darfst sogar mit anderen Autoren gemeinsam eine GbR gründen und daraus Einkünfte erzielen.
Die KSK prüft im Einzelfall, ob du mit deinem Schaffen und Schreiben über sie versichert werden kannst. Es ist wichtig, hier klar zwischen Finanzamt und Künstlersozialkasse abzugrenzen!
Im Gegensatz zum Finanzamt interessiert sich die Künstlersozialkasse für den tatsächlichen Hintergrund deiner Arbeit und schaut wirklich darauf, ob du als Künstler oder Publizist giltst und dadurch deine Einnahmen erzielst.
Fazit
Offenbar ist die Künstlersozialkasse eine feine Sache und gerade für uns Autorinnen und Autoren wirklich klasse. Ob du einen Verlag hast, bloggst, selbst als Selfpublisher veröffentlichst oder Texter-Aufträge annimmst: Ein Autor kann durch die KSK günstig und zu humanen Bedingungen bei seiner oder ihrer Krankenkasse des Vertrauens versichert werden.
Ich empfehle dir, einen KSK Antrag anzusehen oder gleich auszufüllen. Die Anmeldeunterlagen kannst du hier downloaden.
Alles Liebe,
Kia